Verena Altenberger: „Wir Frauen haben viel aufzuholen“

ROMY 2018: Nominierte Verena Altenberger
Die ROMY-nominierte Schauspielerin über "Die beste aller Welten", Erfolg, Frauenquoten und Glück im Beruf.

Soetwas passiert wirklich selten: Der mit einem Minibudget gedrehte Film „Die beste aller Welten“ wurde zu einem außergewöhnlichen Erfolg – und räumte unzählige Preise ab. In der Hauptrolle: Verena Altenberger, dem TV-Publikum bekannt als schrille Altenpflegerin in der RTL -Serie „Magda macht das schon“.

 

KURIER: Wie kam es zu diesem Ausnahmeerfolg?

Verena Altenberger: Das ist ganz schwer zu sagen. Es ist ein sehr positiver, warmer Film, obwohl das Thema das erstmal nicht vermittelt. Das wird sich rumgesprochen haben. Wir haben sehr viel der Mundpropaganda zu verdanken. Aber die muss auch erstmal starten. Wir steuern allein in Österreich auf die 90.000 Besucher zu. Es ist der zweiterfolgreichste Film 2017, nur der Hader war erfolgreicher. Aber der Hader ist der Hader (lacht) . Und es hört nicht auf. Wir haben gerade erste Preise bei US-Festivals bekommen, auch in Indien. Der Film ist nach wie vor mein ständiger Begleiter.

 

Verena Altenberger: „Wir Frauen haben viel aufzuholen“

Und ein Karriereschub?

Der allerpositivste Effekt ist, dass ich mich nicht mehr ständig beweisen muss. Mit der Rolle habe ich bei ProduzentInnen und RegisseurInnen einen gewissen Vertrauensvorschuss. Es ist wie eine sehr schöne Visitenkarte, ich kriege andere und mehr Angebote. Und es ist für mich sehr neu, auf der Straße angesprochen zu werden! Das finde ich sehr lustig.

Was sind denn die nächsten Projekte?

Derzeit drehe ich mit David Schalko „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“.  Parallel dazu drehe ich im April einen historischen Film in Altaussee über die letzten Kriegstage 1945. Und ab Mai folgt die dritte Staffel von „Magda macht das schon“. Das sind die Pläne, über die ich reden kann. (lacht)

Das Kulturbudget bleibt 2018 und 2019 relativ gleich. Ein gutes Zeichen?

Es darf auf keinen Fall runtergehen! Es sollte viel mehr werden, Kultur ist kein Luxus. Kultur kann das leisten, was man Kultur leisten lässt. Man kann mit Kultur ganz schön was verändern – wenn man ihr den passenden Stellenwert gibt. In Österreich ist es vergleichsweise gut, aber es gibt noch Luft nach oben.

Eine Diskussion hat Film und Theater zuletzt sehr geprägt – die über die Übergriffe und Machtmissbrauch.

Es gibt in der unserer Gesellschaft auch heute noch einen deutlichen Machtüberschuss in Richtung der Männer, nicht nur in unserer Branche. Ich bin deshalb froh über jedes Wort, das in dieser Diskussion gesprochen, über jeden einzelnen Hashtag, über jede Frau, die etwas sagt.

Die Queen-Darstellerin in The Crown, also die Hauptdarstellerin einer Serie, hat weniger verdient als der Darsteller ihres Mannes. Ist dieses Gefälle in Österreich auch so?

Das weiß ich nicht. Ich bin ja immer noch ein bisschen ein Branchenneuling. Ich habe wenig Vergleiche, aber es würde mich wundern, wenn die österreichische Kulturbranche die löbliche Ausnahme wäre.

Aber die Kultur hat sich schon immer so als fortschrittliche Ausnahmebranche deklariert.

Aber es ist und bleibt ein Business. Man kann darin Kunst machen – wie Adrian Goiginger, der mit einem ganz kleinen Budget so einen Erfolg geschafft hat. Aber die Basis ist das Business, da gelten andere Regeln.

Diskutiert wird, gezielt Förderungen an mehr Frauen zu vergeben. Eine gute Idee?

Ich bin definitiv für eine Frauenquote, egal in welchem Bereich. Klar wäre es schön, wenn die Frauenquote überflüssig wäre. Aber sie ist es nicht, wir brauchen sie, bis sie überflüssig wird. Da muss sich keine Frau schämen, dass sie jetzt die „Quotenfrau“ ist. Um ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen zu erreichen, haben wir Frauen noch viel aufzuholen.

 

Verena Altenberger: „Wir Frauen haben viel aufzuholen“

Es ist auch ein hartes Business.

Es sind Wellenbewegungen. Die jetzige Welle hält gottseidank schon recht lange an. Aber die wird abebben, und dann schaue ich, dass ich die nächste erwische. (lacht)

Ist so eine Karriere leichter oder schwieriger als man denkt?

Insgesamt hatte ich es mir viel leichter vorgestellt – aber das war eine jugendlich-naive Vorstellung, die mit dem Beruf nichts zu tun hatte. Jetzt kann ich rückblickend sagen: Es ist nicht einfach. Man hat mit viel Druck zu tun, auch mal mit Existenzängsten. Aber ich kann seit einigen Jahren gut von diesem Beruf leben, musste zum Beispiel nicht dazwischen Kellnern gehen. Und ich komme in den Luxus, mir Absagen leisten zu können.

Zögert man da nicht?

Ich werde langsam selbstsicherer. Ich habe gerade etwas relativ Großes abgesagt – erst war ich total sicher, dann hatte ich aber doch noch Bauchweh. (lacht)

Hatten Sie auch Phasen, wo Sie den Hut draufhauen wollten?

Nein. Ich hatte mir ein internes Ziel gesteckt: Wenn du mit 30 nicht glücklich bist mit deinem Beruf, dann musst du dir etwas anderes suchen. Das habe ich für mich definitiv eingelöst.

Das können sehr wenige Menschen sagen.

Was sehr schade ist. Ich weiß, wie dankbar ich sein muss!

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