Wüstenzauber im Oman: Die Magie der Dünen
Bevor man in die Wüste fährt, sollte man Luft ablassen – und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum einen lässt man den Reifen des Geländewagens in einer der ölverschmierten Werkstätten am Rand des Dünenmeers ein paar Bar Luftdruck zwecks besserer Federung nehmen. Zum anderen sollte man selbst ein paar Mal tief durchatmen. Denn die Weite der Wüste kann einen in Sekunden in den Bann ziehen. Wenn der Asphalt unter den Reifen plötzlich dem Sand weicht, findet man sich in einer anderen Welt wieder, in der eigene Regeln gelten. Die schwammige Lenkung, die teilweise 50 Meter breiten Fahrschneisen und die menschenleere, fast gespenstische Einöde laden dazu ein, einfach das Gaspedal einmal durchzudrücken und dem Horizont entgegenzujagen.
Entschleunigen
Dass dann doch nicht alles so einfach ist, stellt man als Wüstenneuling fest, wenn man die erste Düne erklimmen will. Wer zu langsam anfährt, den Motor nicht schon im ersten Gang auf 6000 Umdrehungen treibt und das schnelle Hin- und Herlenken nicht beherrscht, der bleibt prompt stecken. So geschehen bei einem KURIER-Ausflug in die Wüste "Wahiba Sands" im Nordosten des Sultanats Oman auf der Arabischen Halbinsel.
Doch das jähe Ende des Temporauschs bedeutet auch einen Anfang. Denn einmal draußen aus dem Auto, nimmt man die Wüste ganz anders wahr als noch ein paar Augenblicke zuvor: Die trockene Hitze ist nicht unangenehm. Frische Spuren im Sand zeugen von einer Ziegenherde, die kurz zuvor durchgezogen sein muss. Weit hinten steht ein Kamel wie verloren in der Gegend herum.
Die Wüste mit ihrer faszinierenden Dünenlandschaft ist das Spektakulärste im Hinterland des Oman. Den noch wenigen, aber immer mehr werdenden Touristen werden in Wüsten-Resorts wie dem "1000 Nights Camp" (http://1000nightscamp.com) Übernachtungen ab etwa 50 Euro/Person angeboten – inklusive Verpflegung und Nutzung des zugehörigen Swimmingpools.
Vom Wüsten-Camp aus lassen sich spannende Kamel- und Pferde-Safaris unternehmen, oder man schließt sich jenem Abenteuer an, das auch die jungen Omanis in den Bann zieht: dem "dune bashing".
Dabei werden mächtig aufgemotzte Geländewagen von professionellen Fahrern in die Schräge der Dünen gehetzt, um möglichst viel Sand aufzuwirbeln und die Mitfahrer ordentlich durchzuschütteln. Die Königsdisziplin dabei verlangt, mit möglichst wenigen Versuchen die Krone der höchsten Düne zu erobern. Die Wüste ist weder leise, noch ist die omanische Jugend in ihren Interessen weit von der europäischen entfernt. Wenn die jungen Männer nach erledigter – oft touristischer – Arbeit ihre traditionellen weißen Gewänder (Dischdascha) ablegen, kleiden sie sich genauso gern mit Jeans und T-Shirts wie ihre Gäste.
Das lange als weißer Fleck auf der Landkarte bezeichnete Sultanat hat sich in den vergangenen Jahren schnell dem Westen geöffnet. Ob man durch den Sand der Wahiba Sands pflügt, Souvenirs am bildhübschen Markt des Städtchens Nizwa durchstöbert oder entlegene Dörfer im gebirgigen Norden des Landes erforscht – vereinzelt sind Touristen dort genauso präsent wie Satellitenschüsseln auf den Dächern. Auffällig bei der Begegnung mit den Omanis ist deren offene Haltung, auch Frauen gegenüber. Frauen sollten also auch allein das Land sicher bereisen können.
Wer genug hat vom vielen Sand und den spektakulären Dünen-Formationen, der sollte die Küste rund um Muscat ansteuern. Die omanische Hauptstadt selbst ist mit ihren 30.000 Einwohnern leicht überschaubar. Neben dem Souk, wo eifrig um landestypische Mitbringsel wie Weihrauch oder gebogene Dolche – die höchste Männer-Zierde im Oman – gefeilscht wird, sind jene Bauten sehenswert, in die Sultan Qabus ibn Sa‘id reichlich Öl-Millionen gepumpt hat: sein privater Al-Alam-Palast, die neue Oper und die Große Sultan-Qabus-Moschee, in der auch ein Stück Österreich steckt. Von ihrer hohen Decke baumelt ein acht Tonnen schwerer Kronleuchter von Swarovski.
Abstriche
Oman ist ein attraktives und interessantes Reiseland für Arabien-Fans, denen andere Staaten der Region wie Iran, Saudi-Arabien oder Jemen zu unsicher oder zu schwer zugänglich sind. Die vergleichsweise liberale Haltung von Regierung und Bevölkerung ermöglicht nahezu ungehindertes Erkunden des ganzen Landes. Und Englisch verstehen alle, die in irgendeiner Form mit Touristen zu tun haben. Wer sich selbst offen und respektvoll gibt, kann mit Einheimischen schnell in Kontakt kommen und sich die Erlaubnis holen für seltene Schnappschüsse mit den sehr scheuen Frauen.
Nicht erwarten sollte man sich ein Land, an dem die Globalisierung vorbeigezogen ist. Vor allem in Muscat mischt sich Tradition bereits sehr stark mit Moderne. Allerdings nicht uneingeschränkt. Denn Oman ist ein autoritär regierter Staat, was man als Tourist spätestens dann merkt, wenn man per Internet-Telefonie Skype zu Hause anrufen will, der Web-Dienst aber aus politischen Gründen gesperrt ist.
„Oman ist kein Land, in das man reist, um nur am Strand zu liegen, in Nachtclubs zu feiern oder shoppen zu gehen“, bringt es Oman-Air-Chef Wayne Pearce mit Seitenhieb auf das auf Massentourismus getrimmte Dubai auf den Punkt. Vielmehr will das Sultanat Premium-Touristen mit Geld und Zeit ins Land locken. Dazu preist man die „beste Business-Class der Welt“ der teilstaatlichen Fluglinie genauso an wie die Luxushotels in und um Muscat (siehe Artikel unten) und das vielseitige Landesinnere. Und genau dort macht man jene „authentische Erfahrung“, die Pearce seinen Gästen verspricht.
Nobel-Herbergen: Wohnen wie ein Sultan
Wer Omans Hinterland bereisen will, der muss sich auf lange Fahrzeiten gefasst machen und unterwegs auch mit eher einfachen Unterkünften Vorlieb nehmen. Ganz anders in Muscat: Dort gibt es moderne und luxuriöse Hotels international führender Ketten, die um die Gunst und die Geldbörsen betuchter europäischer Gäste buhlen.
So etwa das "The Chedi" an der Küste von Muscat, eine Fünf-Sterne-Bleibe (ab 107 Euro pro Person und Nacht im Doppelzimmer) der GHM-Gruppe. Die großzügige Anlage bietet neben schönen Zimmern in den Hauptgebäuden auch zahlreiche Club-Suiten, die mit etwa 65 Quadratmetern, Wohnzimmer und Luxus-Bad sehr viel Komfort bieten. Einziger Wermutstropfen: Das Hotelgelände ist so großflächig, dass man einige Spaziergänge in Kauf nehmen muss, wenn man etwa zum Dinner oder zum Pool (der längste des Mittleren Ostens) gelangen will.
Nicht in die Breite, sondern in die Höhe geht der "Al Bustan Palace" (ab 121 Euro pro Person und Nacht im Doppelzimmer), der von der Ritz-Carlton-Gruppe betrieben wird. Seine gewaltige, 38 Meter hohe Empfangshalle wirkt eher wie eine Kathedrale als eine Hotel-Lobby – ein Eindruck, den der überall gegenwärtige Weihrauchgeruch nur verstärkt. Die Anlage selbst schmiegt sich in eine Meeresbucht und bietet neben einem Pool auch einen schönen Sandstrand.
Eine weitere Option ist das "Shangri-La`s Barr Al Jissah Resort and Spa" (ab 142 Euro pro Person und Nacht im Doppelzimmer im Hotel Al Waha). Die Anlage will mit drei verschiedenen Hotels sowohl Geschäftsreisende als auch Familien anlocken und kann mit einem sehr guten Fisch-Restaurant, klarerweise mit schönem Blick auf das Meer, aufwarten. Am zugehörigen Strand kann man bei Nacht Schildkröten beim Schlüpfen und bei ihren ersten Schwimmversuchen beobachten.
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