Wo Frankreich und Deutschland zusammenfließen

Wo Frankreich und Deutschland zusammenfließen
Das Rheintal, eine der wichtigsten Lebensadern Europas, mit der MS Nestroy entdecken: Die Fülle der Sehenswürdigkeiten lädt zum Wiederkommen ein.

Flusskreuzfahrten haben den Ruf, eine sehr gemütliche Form des Reisens zu sein. Nun, grundsätzlich mag das zwar stimmen: Das komfortable Hotel, in unserem Fall die MS Nestroy, fährt mit; die Besatzung ist fast wie eine Familie, dabei äußerst zuvorkommend und bemüht, den Gästen die Wünsche von den Augen abzulesen; gutes Essen, Veranstaltungen mit Vorträgen, Live-Musik, Tanz und Tombola geben dem Leben an Bord einen geregelten Rahmen. Die Passagiere sind meist gehobenen Alters – also alles Voraussetzungen, dass kaum Hektik aufkommen kann und die Gemütlichkeit dominiert.

Auf der Strecke BaselAmsterdam, den Rhein flussabwärts, ist das nicht ganz der Fall. Es gibt einfach zu viel zu sehen. Die übliche Woche, die so eine Reise dauert, reicht da schlichtweg nicht aus.

Meine Frau und ich haben uns diese Strecke ausgesucht, weil der Rhein durch eine der bedeutendsten Kulturlandschaften Europas fließt: Er durchquert die Schweiz, bildet eine Strecke lang die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich und mündet schließlich in den Niederlanden in die Nordsee. Basel, Colmar, Straßburg, Mainz, Köln, Worms, Düsseldorf sind nur einige interessante Städte, die den Fluss säumen.

Auf dieser Reise lässt sich eine ganz andere Seite der Deutschen erleben. Im Rheinland kann man an vielen Stellen sehen, wie sie sich subtil und mit Witz gegen die Obrigkeit wehren, etwa in Koblenz und Köln.

Ausflugsdilemma

Wo Frankreich und Deutschland zusammenfließen
St. Goarshausen, Rheinland-Pfalz, Deutschland, Germany
Der Reiseveranstalter GTA-SKY-WAYS bietet für diese Route ein umfangreiches Ausflugspaket an: Elsass mit Colmar und Stadtrundfahrt durch Straßburg, Speyer mit dem größten romanischen Dom, die Universitätsstadt Heidelberg, Mannheim, Rüdesheim und das Niederwald-Denkmal, das Mittelrheintal mit zahllosen Burgen und dem viel besungenen Loreley-Felsen; Koblenz mit dem Deutschen Eck, einem Abstecher die Mosel hinauf bis Cochem und Beilstein, und schließlich Köln, Düsseldorf und Amsterdam.

Es ist sicherlich eine strategische und logistische Herausforderung, die rund 220 Passagiere zu all diesen Plätzen hin und wieder zurück an Bord zu bringen. Sie wurde mit Bravour gemeistert, aber manchmal war die Zeit einfach zu knapp: Bei der Stadtrundfahrt in Straßburg konnten wir den Abendverkehr bewundern, für das Münster blieb keine Zeit. Köln in zwei Stunden, und zwar um acht Uhr Früh an einem Sonntag, präsentierte sich eher mit verschlafenem Charme.

Wo Frankreich und Deutschland zusammenfließen
Flusskreuzfahrt Basel - Amsterdam, GTA Skyways, Oktober 2013
Dafür war die Zeit im typischen Weinort Rüdesheim mit einem halben Tag mehr als reichlich bemessen. Und Heidelberg war doch recht weit weg vom Rhein, wobei in Worms und Mainz gar nicht angelegt wurde.

Auf jeden Fall war die Fülle des Erlebten Ansporn genug für uns, sich bei Gelegenheit diesen Teil Europas irgendwann einmal sehr viel genauer anzusehen.

Das Leben an Bord

Weiters hat uns interessiert: Wie gut lebt es sich in den Kabinen zu zweit. Ich fand die Lösung mit den getrennten Betten zwar ausgefeilt, ein Doppelbett wäre mir lieber gewesen.

Meine Frau fand die Kabinen sehr bequem und auch groß genug. Dass die Betten getrennt waren, hat sie nicht gestört. Sehr angenehm war das große Fenster, das einem das Gefühl vermittelt, auf einem Balkon zu sitzen, von dem aus man in Ruhe die Landschaft betrachten kann.

Platz ist jedenfalls genug auf der MS Nestroy, sei es im Aufenthaltsraum mit Bar, sei es auf dem Oberdeck, wo man im Liegestuhl die malerische Uferlandschaften an sich vorbeiziehen lassen kann, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit und das Bordprogramm passt (z. B. bayerische Jause mit Weißwürsten und Bier – ausgerechnet in einer Weingegend?).

Meine Frau bezeichnete speziell die musikalische Begleitung an Nachmittagen und Abenden als zu sehr Bockwurst-Deutsch. "Es gibt doch so viele schöne Lieder, warum muss es immer die Schunkel-Partie sein", merkte sie an.

Und noch eine Kleinigkeit ging ihr ab: "Irgendwann sollte doch ein bisschen Zeit bleiben zum Shoppen!"

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