Cesar Stern, ein 80-jähriger Deutscher, der vor vielen Jahren nach Kolumbien ausgewandert ist, hat sich seinen Lebensabend gemütlicher vorgestellt. "Seit zehn Jahren kommen jedes Jahr mehr Touristen nach Cartagena, mein Kalender ist ausgebucht", sagt der rüstige Deutsch-Guide stolz. Seit Kolumbien als Reiseland sicherer geworden ist und sich auffallend um das Thema Drogenbekämpfung bemüht, erlebt der Tourismus eine Blüte.
Cesar führt uns durch die kolonial-prächtige, herausgeputzte Altstadt, die nicht nur Karibik-Kreuzfahrern einen Umweg wert ist. Wir können uns nicht sattsehen an den Herrenhäusern mit den großen dunklen Portalen und den weißen, blumenumwucherten Holzbalkonen, in denen Designhotels Gäste empfangen. Auf den großen Plätzen verkaufen afrokaribische Frauen in farbenfroher Rüschentracht exotische Früchte, die als Saft mit Wasser oder Milch gemixt erfrischend gut schmecken. Auf der Plaza de Santo Domingo genießen wir rhythmisch-wilde Afro-Tänze und den Anblick der "Nackten", eine Skulptur von Fernando Botero , dem berühmtesten Künstler des Landes. Schmausen herrlichen Wolfsbarsch (Robalo) in Kräuterkruste und rollen danach in einer Kutsche durch die Nacht. Eine halbe Stunde kostet 19 Euro. Eine Mezzie.
Cesar führt uns zu den Lieblingsplätzen des kolumbianischen Schriftstellers Gabriel José García Márquez, zeigt uns die Fotos der einheimischen Schönheitsköniginnen an der Plaza de Bolívar. Vom Kloster La Popa blicken wir auf die Schule, die Latino-Pop-Queen Shakira ihrem Heimatland gespendet hat. Cartagena hat 1,2 Mio. Einwohner, der Großteil lebt in Slums.
Szenenwechsel
Von zwei Meter Seehöhe geht’s auf 3300. Oder umgekehrt. Je nach Reiseroute. In Kolumbien ist es nicht von Nachteil zwecks Orientierung einen Höhenmesser dabei zu haben. Die Höhenlagen in der Andenregion sind krass, Tal, Hochebene, Baumgrenze – alles ist möglich. Zwiebel-Look mit Regenschutz ist von Vorteil. In der ganzjährig frühlingshaften Hauptstadt Bogotá auf 2640 Meter spazieren die Menschen sicherheitshalber mit Regenschirm.
Bevor wir das sogenannte Páramo-Gebiet in 3000 bis 4000 Meter Seehöhe, in dem sich Brillenbär und Tapir gute Nacht sagen, über eine abenteuerlich-holprige Anden-Piste mit Schlaglöchern erreichen, lässt unser Fahrer Rodolfo bei einem Boxenstopp Luft aus den Reifen nehmen. Die Fahrt vom kulturellen Hotspot San Agustín in die "Weißen Stadt" Popayán hat es in sich. Es regnet, dampft. Die schnellste Straßenverbindung zwischen den beiden Städten ist relativ stark befahren. "Wenn Gott es will, fahren wir morgen diese Strecke wieder zurück." Guide Freddy nimmt es gelassen. Freut sich zu Recht wieder auf San Agustín, wo fesche Mädchen auf Pferden durch Straßen reiten und Radler mit Poncho und Hut ein elegantes Bild geben.
San Agustín hat durch den UNESCO-geschützten archäologischen Park Berühmtheit erlangt. 40 Steinstatuen aus längst vergangener Zeit, oft mit grimmigem Gesichtsausdruck, stehen, von Wellblechdächern geschützt, im Dschungelwald. Der Rundgang lohnt hier ebenso wie der Besuch in der Vorzeige-Finca La Cabaña. Bio-Bauer Luis Alejandro lebt auf 1700 Meter Höhe umgeben von fruchtbarer Erde wie in einem Garten Eden. Da Avocadobäume, dort Bananenstauden und Ananasfelder. Sein wichtigstes Produkt sind aber Kaffeebohnen, die er u. a. nach San Francisco exportiert. "Von der Pflanzung bis zum Trinken dauert es 42 Monate und 15 Tage", sagt er, und lädt uns auf eine Tasse Kaffee ein.
Kulinarischer Genuss erwartet uns auch im denkmalgeschützten Villa de Leyva, dem beliebten Wochenendziel wohlhabender Großstädter. Supernette Hotels mit top Frühstück wie die Posada de San Antonio, und Restaurants, vom Japaner bis zur Dorfkneipe mit Weißbier, sowie Mehlspeisen im "De la Villa" an der Fußballfeld-großen Plaza Mayor bringen die weite Welt in das mit großen Flusssteinen gepflasterte Dorf im östlichen Hochland. In der Umgebung locken Reit- und Mountainbiketouren, der Besuch des prämierten Weingutes Marqués sowie des gepflegten Dominikanerklosters Santo Ecco Homo. Christus steht da auf einem Fossiliensockel, in der Region werden viele Fossilien gefunden.
Die perfekte Einstimmung auf das Bilderbuchdorf bildet der Stopp im Töpferdorf Ráquira, in dem von jedem Haus Hängematten baumeln. Wir kommen zu einem bunten Fest zurecht, mit sehr witzigen Tanzschritten der Alten.
Impressionen
Während der Überlandfahrten durch Landschaften mit Alleen, Flüssen und Wasserfällen erzählt uns Guide Luis, dass die Großgrundbesitzer Seen aufschütten lassen, um mehr Rinderherden halten zu können. Kartoffeln hingegen werden auf Hängen angebaut. "Mühsam, aber wir verdienen bei der Handernte Geld", so Luis. Zum Arbeitsplatz in der mystischen Salzkathedrale von Zipaquirá, die 180 m unter der Erde liegt, tapsen angehende Beautyqueens in Ballerinas und mit Helm. In der Tiefe des Salzbergwerks verkaufen sie Smaragde.
Ein Graus ist der Verkehr in der Acht-Millionen-Einwohner-Hauptstadt Bogotá. 2014 wurden 400.000 Autos zugelassen. Straßenclowns unterhalten im Stau. Eine U-Bahn gibt es nicht, öffentliche Busse verkehren auf einer eigenen Fahrspur. Mittwochs ist autofreier Tag. Taxis sind da kaum zu bekommen, viele radeln, in Kolumbien kann man generell nicht Bahnfahren.
Und: Seit unserem Stopp in San Agustín steigt uns beim Kofferöffnen Kaffeearoma in die Nase. Das Souvenir von der Finca hat nachhaltige Wirkung!
Anreise KLM fliegt Amsterdam–Bogotá–Cali–Amsterdam neu jeden Di., Do., Sa., Flugdauer pro Fernstrecke ca. zehn Stunden. Tarife für Hin-/Rückflug ab Wien inkl. Taxen, exkl. Ticket Service Entgelt: Bogotá ab 1085 €, Cali ab 1192 €. Der Service an Bord der Boeing 777-200 ist top! Aufpreis für die empfehlenswerte Economy-Comfort-Class pro Langstreckenflug 90 €, Frühbucherrabatt 30, 20 od. 10 €.www.klm.at – Inlandsflüge wickelt Avianca (Star Alliance!) perfekt ab.avianca.com
Klimazonen Warm (24 ) bis 1000 Meter Seehöhe; gemäßigt (17 bis 24 ) 1000 bis 2000 m; kalt (12 bis 17 ) 2000 bis 3000 m; Páramo (6 bis12 ) 3000 bis 4000 m
Sicherheit Bogotá: Polizei, vor allem um den Bolívar-Platz im Regierungsviertel, präsent. Private Security mit Rottweiler an der Leine sieht man in der ganzen Stadt. In den anderen besuchten Städten/Stätten und bei Überlandfahrten tagsüber war alles unauffällig. Über die aktuelle Sicherheitslage wissen Reiseleiter Bescheid.
Gesundheit Kolumbien ist ein sauberes Reiseland. Toiletteanlagen in einfachsten Restaurants sind blitzblank. Allgemeiner Impfschutz (Hepatitis A und B, Diphtherie, Polio, Tetanus) sollte sein. Im Hochland (Bogotá liegt auf 2640 m) Tagestouren langsam angehen, viel trinken, Alkohol meiden.
Essen In einfachen Restaurants gibt’s gute Menüs (Suppe, Fleisch, Reis, Bohnen, Kochbanane, Getränk) um ca. 3,80 €. Alle Speisen sind generell sehr bekömmlich. – Top-Steaks kredenzt „Andrés Carne de Res“ in Chia (bei Bogotá), ca. 30 €/P.andrescarnederes.com
Pauschale Raiffeisen Reisen offeriert 14-tägige Rundreisen ab 3795/P/DZ inkl. Flügen, Transfers, Eintritten, N/F in 3- 4*-Hotels, deutschsprachiger Reiseleitung. Aufzahlung Halbpension 770 €. EZ-Zuschlag 390 €. – Ziele: Bogotá, Zipaquirá, Villa de Leyva, San Agustín, Popayán, Santa Marta, Karibikstrände im Nationalpark Tayrona, Cartagena, Mangrovensümpfe bei La Boquilla, Medellín, Cali. – Termine: 12. bis 25. 11. 2015, 21. 1. bis 3. 2. 2016, 4. bis 17. 2. 2016, 17. bis 30. 3. 2016 – Details: In 18 RaiffeisenReisebüros in Wien u. NÖ, 0676/83075-400, info@raiffeisen-reisen.at
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