Wandern in der stillen Klamm, Kaffeepause bei stolzen Ackerbürgern
Ob er hält? In der „Steinernen Stube“ stellt sich wohl fast jeder Wanderer diese Frage und blickt staunend nach oben, auf den riesigen, überhängenden Granitfelsen. Wie ein Dach wölbt er sich aus den wie hoch aufgestapelt wirkenden Felsblöcken hervor. Die Stille, die an dieser wohl markantesten Stelle der Stillensteinklamm bei Grein an der Donau herrscht, hat nur zum Teil mit dem beeindruckten Schweigen der Klamm-Besucher zu tun, die hier den eingangs erwähnten Gedanken nachhängen. Hier ist es vorteilhaft, nur zu lauschen. Nur dann wird man – nichts hören.
Sagenhafter "Stiller Stein"
Sogar der Gießenbach scheint zu schweigen. Auf dem Weg durch die Klamm begleitet er die Wanderer manchmal recht laut und stürzt über kleine Wasserfälle. Aber hier verläuft er unterirdisch und ist nur leise und gedämpft zu hören. Ein Platz zum Innehalten. Die Ruhe hat der Stelle den Namen „Stiller Stein“ eingebracht. Man kann sich gut vorstellen, warum hier manche von einem Kraftort sprechen und dass die mystisch wirkenden Felsen die Fantasie anregten. Laut einer Sage entstanden sie, als ein Zwergenpalast, den ein Mädchen entdeckte, hier verschüttet wurde und einen rauschenden Wasserfall unter sich begrub. Für profanere Geister ist hingegen klar, dass ein großer Felssturz einst den Bach unter sich begrub.
Moderater Wanderweg, familientauglich
Welche Version einem auch besser gefällt: Der moderat ansteigende, eineinhalb Stunden beanspruchende Weg von der Gießenbachmühle neben der Donau lohnt den Durchmarsch der Klamm. Und in Begleitung von Wanderguide Gerhard Schiefer entgeht einem auch nicht das kleinste Detail entlang der Steige und Sturzbäche. Das satte Grün der Bäume erhält durch die moosbewachsenen Granitsteine, die den Weg säumen, noch mehr Schattierungen. Und wie immer im Wald stellt sich rasch eine innere Ruhe ein und man lauscht dem Bach, den Vögeln und dem Wind. Zu sich kommen – das gelingt in dieser Gegend besonders gut. Die Marienschwestern vom Karmel etwa nutzen die Kraft der Natur im nahen Bad Kreuzen in ihrem Curzentrum (samt großem Kneipp- und Kräutergarten) zur Gesundheitsförderung (siehe Leiste links).
Im Strudengau
Wer die Stillensteinklamm bewältigt hat und den Weg nach einer Rast im Gasthof Aumühle nach Grein an der Donau fortsetzt, kann den markanten Flussabschnitt Strudengau aus einer erhöhten Perspektive genießen.
Diese Bezeichnung hat allerdings im Gegensatz zum „Stillen Stein“ so gar keinen mystischen Hintergrund. Die enge Strecke im Grenzland zwischen Ober- und Niederösterreich war jahrhundertelang bei den Donauschiffern höchst gefürchtet – nicht wenige kamen zwischen den unberechenbaren Wirbeln, die durch Felsen im Wasser entstanden, in diese „Strudeln“ und kenterten. Darauf bezieht sich der Name. Heute fließt die Donau aber ruhig in Richtung Osten, der Bau des Kraftwerks Ybbs-Persenbeug und das dadurch aufgestaute Wasser entschärften die Stelle.
Die Perle vom Strudengau
Die Stadt Grein mit ihrer hoch auf einem Felsen thronenden Schloss Greinburg (im Besitz der Familie Sachsen-Coburg und Gotha und Sitz des oberösterreichischen Schifffahrtsmuseums) hatte jahrhundertelang von der Lotsentätigkeit durch den Strudengau, von der Schifffahrt und als Handelsposten für das Mühlviertel profitiert. Alte Bezeichnungen wie „Die Perle des Strudengaus“ zeugen davon. Heute legen hier Wanderer, Motorradfahrer oder Radler des Donauradwegs gerne eine Pause ein. Auch aus der näheren Umgebung kommen die Menschen auf einen Kaffee oder zum Entlangschlendern an der Donau her.
Das ergibt eine bunte Publikumsmischung. Da löffeln Biker in Lederkluft und Radler in engen Hosen ein schnelles Eis oder eine Mehlspeise wie den „Batzlgugelhupf“ in der Konditorei „Schörgi“ direkt an der Donau. Oder man sitzt im Sonntagskleid in der „Kaffeesiederei Blumensträußl“ direkt am Hauptplatz und genießt dessen ansehnliches Biedermeier-Flair.
Für manche Greiner ist „das Blumensträußl“ noch immer eine Institution. „Wir haben uns schon als Schüler am Wochenende hier getroffen“, erinnert sich Christine Mandlmayr, Vorstandsmitglied des Greiner Kulturvereins, während sie über die Geschichte der Stadt erzählt. Seit 1491 besitzt Grein das Stadtrecht, Ackerbürger nannten sich die Bewohner stolz.
Diese rechtliche Sonderstellung aus dem Mittelalter weist darauf hin, dass die Greiner Bürger und Bauern gleichermaßen waren. Dem hübschen Stadtkern mit seinen malerischen Gebäuden sieht man den früheren Reichtum noch an: Die alten Gemäuer mit ihren Giebeln und Erkern machen den Charme des Hauptplatzes aus. An vielen Häusern haben sich spätmittelalterliche Bauteile erhalten.
Das Highlight ist allerdings das Historische Stadttheater im alten Rathaus. Man vermutet kaum, dass sich hinter der stabilen Holztür und den engen Stufen das älteste erhaltene Bürgertheater Österreichs befindet. 1791 gründeten es die Greiner Bürger. Noch heute finden im historischen Ambiente Aufführungen statt.
Vieles ist hier noch originalgetreu, etwa die sehenswerten Sperrsitze. Nur mit einem Schlüssel, den der Theaterfreund für einen bestimmten Zeitraum erwarb, ließ sich die Sitzfläche herunterklappen. Der Ausspruch „Klappe halten“ könnte davon kommen, meint Mandlmayr. „Wer zu spät kam, ließ die Klappe laut herunterklappen. Das störte die anderen Besucher.“
Anreise
Auf der A 1 bis Ybbs bzw. Asten, weiter über B3 bis Grein
Klimafreundliche Anreise
Mit der Donauuferbahn bis Grein-Stadt oder Grein-Bad Kreuzen. Mit der Westbahn bis Amstetten, weiter mit dem Bus 380 nach Grein
Übernachten
Wellness-Oase Aumühle,
DZ mit HP ab 85,50 €/P.
07268 / 8130, aumuehle.at
TEM-Kennenlernpaket im Curhaus Bad Kreuzen
3 Nächte (Komfort-EZ, Do – So) inkl. Vollpension, Heusack am Zimmer, 1 Massage, 1 Wyda (europ. Yoga) 245 €, 07266 / 6281
tem-zentrum.at
Auskunft
OÖ Tourismus 0732 /221022, oberoesterreich.at
Kommentare