Waldviertler "Lebensweg", ein Geheimtipp für Weitwanderer

Waldviertler "Lebensweg", ein Geheimtipp für Weitwanderer
Wandernd dem eigenen Leben auf der Spur: Der Waldviertler "Lebensweg", der den Kremstalwanderweg mit dem Ysper- Weitentalweg verbindet, ist noch weitgehend unbekannt.

Das Rezept ist simpel: Man nehme zwei bestehende Wanderwege, verknüpfe sie und fertig ist ein neuer Weitwanderweg. So geschehen beim „Lebensweg“, der vergangenes Jahr eröffnet wurde. Er verbindet den Kremstalwanderweg mit dem Ysper-Weitentalweg und erschließt das gesamte südliche Waldviertel.

Das Ganze könnte als durchaus schlauer Marketing-Trick durchgehen, hätte da nicht der Waldviertler Kulturmanager Dieter Juster – vielen Waldviertel-Fans als langjähriger Betreiber des Bühnenwirtshauses in Gutenbrunn in Erinnerung – seine Finger im Spiel gehabt. Seine kontemplative Idee: Wer den über 260 Kilometer langen Weg abgeht, soll seinem eigenen Lebensweg auf die Spur kommen, seine eigenen Lebensetappen durchwandern – von der Zeugung über die einzelnen Altersabschnitte bis zur Grenzüberschreitung, wie der Tod im Tourentagebuch pietätvoll genannt wird. Dieser luxuriöse Weg-Begleiter enthält neben den Beschreibungen der einzelnen Etappen zahlreiche Textbeiträge, die den Wanderer dazu anregen sollen, über das eigene Leben zu reflektieren.

Persönliche Erfahrungen

Verfasst sind die Essays von Menschen, die zu den 22 Gemeinden am Weg ein besonderes Naheverhältnis haben: Die prominente Palette reicht von Schauspielerin Adele Neuhauser über Schuh-Rebell Heini Staudinger bis zum Soziologen Roland Girtler. Zusätzlich enthält das Tourentagebuch nach jeder Etappe Leer-Seiten, auf denen man seine persönlichen Lebensweg-Erfahrungen festhalten kann.

Bilder: Drei Waldviertler Lieblingsplätze

Waldviertler "Lebensweg", ein Geheimtipp für Weitwanderer

Der Wallfahrts-Klassiker
Hoch über dem Donautal liegt die barocke Basilika Maria Taferl, Niederösterreichs berühmtester Wallfahrtsort. Von hier aus hat man einen beeindruckenden Panoramablick in das Voralpengebiet und die 320 km lange Alpenkette – vom Schneeberg bis zu den Salzburger Bergen.

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Rot blüht der Mohn
Die Mohnblumenfelder im Waldviertel sind spektakulär. Besonders schön  sind sie  rund um das Mohndorf Armschlag und in den umliegenden Dörfern. Derzeit etwa in Lugendorf, Voitschlag, Grainbrunn und Ottenschlag. mohndorf.at

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david-mayrhofer.com

Franz Ferdinand bei Vollmond
Schloss Artstetten war Sommerresidenz der Habsburger  und  letzte  Ruhestätte für Thronfolger Franz Ferdinand.  In der nächsten Vollmondnacht am 13.7. kann die  Familiengruft  besichtigt werden–  samt Fackel-Spaziergang
durch den Schlosspark. schloss-artstetten.at

Wir haben uns zwei Etappen näher angeschaut: die nördlichste („40–50 Jahre: Bewusstwerdung/Zweifel“; Route: Sallingberg – Ottenschlag – Bad Traunstein, ca. 17 km) und die südlichste („Grenzüberschreitung: Der zweite Übergang“; Route: Leiben – Artstetten – Maria Taferl – Münichreith am Ostrong, ca. 21 km).

Die beiden Abschnitte könnten unterschiedlicher nicht sein: „Oben“ die typische Waldviertellandschaft mit Nadelwäldern, romantischen Bächen und rar gestreuten Ortschaften. „Unten“, also am Übergang zum Donautal, viele freie Flächen mit prächtigen Ausblicken auf die Donau, hübsch herausgeputzte Dörfchen und – in Gestalt der Wallfahrtskirche Maria Taferl und des Schlosses Artstetten – kulturelle Sehenswürdigkeiten.

Waldviertler "Lebensweg", ein Geheimtipp für Weitwanderer

Noch ein Geheimtipp

Was beide Abschnitte gemeinsam haben: Die einheitliche gelbe Markierung mit grünem Lebensweg-Aufkleber, die brillante Dokumentation im Tourentagebuch und viel Einsamkeit. Im Gegensatz zu anderen Weitwander-Trampfelpfaden ist der Lebensweg noch ein Geheimtipp – vielleicht auch deswegen, weil er durchaus kein Spaziergang ist und auch so manches Steilstück zu bewältigen ist: An der offiziellen Einstiegsstelle in Laimbach am Ostrong sind gleich einmal 500 Höhenmeter auf den 1.056 m hohen Peilstein zu bewältigen, bevor es wieder 700 Höhenmeter bergab geht.

Damit der Lebensweg kein Leidensweg wird, sollte man ihn gut planen – Ortschaften mit Gasthäusern und Übernachtungsmöglichkeiten sind im Waldviertel dünn gesät. Zusätzliches Manko für alle, die nur Teilabschnitte des Lebensweges durchwandern, sind die spärlich vorhandenen öffentlichen Verkehrsmittel. Speziell an den Wochenenden gibt’s so gut wie gar keine Busverbindungen, sodass man mitunter auf Taxis angewiesen ist, um wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen.

Oder man wandert, so wie’s ohnehin gemeint ist, den ganzen Weg ab – und lässt dabei sein ganzes Leben Revue passieren.

Gesamtlänge Lebensweg 260 km in 13 Etappen, Start und Ziel in Laimbach am Ostrong. Einstieg aber auch in allen anderen Etappenzielen (z.B. Maria Taferl, Pöggstall u.a.) möglich. Achtung: Der Lebensweg ist nur in einer Richtung markiert! Wer den gesamten Weg abgeht, sollte dafür 10-14 Tage veranschlagen

Ausrüstung Halbhohe Wanderschuhe, leichte,  Wanderkleidung, Regenschutz, Handy (Quartiersuche, GPS)
Beste Wanderzeit: Mai, Juni, September, Oktober

Literatur
Dieter Juster, Elisabeth Lexer u.a.: Lebensweg Tourentagebuch. Weitwandern im Südlichen Waldviertel, 256 Seiten, Kral-Verlag, 2018, € 19.90
Der Folder, Karten und  Basis-Infos sind gratis bei Waldviertel- Tourismus erhältlich: Tel. 02822 / 54109  info@waldviertel.at

 

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