Wagrain: Von Lindwürmern, neuen Seen und einer Olympiasiegerin

Wagrain: Von Lindwürmern, neuen Seen und einer Olympiasiegerin
Wer das Aktiv-Paradies Wagrain-Kleinarl in aller Stille genießen will, muss früh aus den Federn.

Es klingt ein wenig wie eine finstere Verschwörung: Im Tappenkarsee oberhalb des Kleinarltals in 1762 Meter Seehöhe haust der Sage nach ein wütender Lindwurm. Nacht für Nacht nagt er an der Felsbarriere, die den Bergsee, der zu den schönsten des Salzburger Landes zählt, zum Kleinarltal hin begrenzt. Eines Tages will er diese Wand durchbrochen haben – und eine Flutwelle wird das Tal bis Wagrain überfluten. Erzählt die Legende.

Wagrain: Von Lindwürmern, neuen Seen und einer Olympiasiegerin

Tappenkarsee

Baumeister Natur

Ironischerweise taten sich genau vor einem Jahr alle Himmelsschleusen auf und am 5. August 2017 donnerte eine gewaltige Mure zu Tal. Niemand kam zu Schaden. Und ein zweites Wunder geschah: Mitten im Wald entstanden zwei neue Seen. Glasklar, Türkis schillernd. „Ja, die Natur ist unser Baumeister“, schmunzelt Stefan Passrugger, Obmann von Wagrain-Kleinarl Tourismus. „Sie ist aber auch unser Marketingmeister.“

Das auf den Natur-Umbau folgende Mediengetöse war enorm, in Scharen strömten Schaulustige herbei. Aber niemand wusste, ob das bestaunte Nass nicht wieder im Erdboden versickern wird. Ist es nicht – können wir nun berichten. Die beiden Natur-Kleinode funkeln immer noch im tiefen Tann ihres Naturschutzgebietes. Und die Aufregung hat sich gelegt. Das Wanderparadies Wagrain-Kleinarl ist um zwei stille Attraktionen reicher.

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See ohne Namen

Eine Bergschönheit

Eine überaus lohnende Wanderung führt vom Jägersee an den beiden neuen (namenlosen) Seen vorbei in knapp drei Stunden zum Tappenkarsee, einem der größten Gebirgsseen der Ostalpen. Still und dunkelblau, klar und eiskalt liegt seine spiegelnde Wasserfläche eingebettet in üppige Almböden, umgeben von stolzen Bergen. Seine Schönheit hat sich herumgesprochen. Wir aber wollen den Tappenkarsee möglichst ruhig genießen und starten den Aufstieg am Nachmittag, um seine nächtliche Stille und tags darauf eine Sonnenaufgangswanderung zu erleben.

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Tappenkarseealm

Auf einem (wegen der Mure) teilweise neu angelegten Weg gewinnen wir rasch an Höhe und erreichen beschwingt den See. Nach kurzer Rast in der Tappenkarseealm und einem gemütlichen Plausch mit den Hüttenwirten Maria und Franz ist es fast schon dunkel, als wir dem See folgend die letzten Minuten zur Tappenkarsee-Schutzhütte zurücklegen und unsere Lager beziehen.

Der frühe Aufbruch wird belohnt: Punktgenau zu Sonnenaufgang erreichen wir das 2144 Meter hohe Karteistörl. Langsam schiebt sich die Sonne über dem Raucheck empor. Während wir dem Wiesenkamm folgen und über den Gurenstein (2219 Meter) zum Karteiskopf (2203 Meter) marschieren, liegt der Tappenkarsee im goldenen Morgenlicht unter uns. Bilderbuchlandschaft. Im Westen grüßen majestätisch Sonnblick, Großglockner und der Mölltaler Gletscher herüber.

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Olympiasiegerin Moser-Pröll

Olympiasiegerin am Bike

Wagrain-Kleinarl ist nicht nur ein Paradies für Wanderer, auch Radfreunde werden bestens bedient. Neuerdings immer mehr per E-Bike – und daher immer höher die Berge hinauf. Auch wir schwingen uns auf die trittkraftunterstützen Drahtgämsen und „fliegen“ nahezu auf die Kurzeggalm (1709 Meter). Doch wir müssen uns keineswegs wegen der E-Kraft genieren, denn knapp hinter uns kommt keine Geringere als Annemarie Moser-Pröll angeradelt: Mehrfache Ski-Weltcup- und Olympia-Siegerin in Lake Placid (USA, 1980). Ebenfalls am E-Bike. Bis 2008 betrieb die gebürtige Kleinarlerin ein Kaffeehaus im Ort, heute ist sie viel in der Natur unterwegs. Die Chance, sie am Berg zu treffen, ist hoch. Nach freundlichem Gruß steigt Annemarie vom Fahrrad, setzt sich auf den Rand des Brunntrogs, schaut zufrieden in die Ferne und möchte am liebsten die Welt – ihre Heimat – umarmen. Begeistert ruft sie: „Na bitte, schau dir das an: Ist das nicht schön?“ Ja, ist es!

 

Info

Anreise Bahn: Mit dem Railjet bis Salzburg, Regional Express nach St. Johann im Pongau, Bus 530 nach Kleinarl (www.oebb.at).
Auto: A10 Tauernautobahn Abfahrt Flachau, über die B 163 und Wagrain ins KleinarltInfoal.

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Berg-Aktivitäten Die Region WagrainKleinarl am Rande des Nationalparks Hohe Tauern ist ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger – von gemütlich bis hochalpin; Sommerbergbahnen und der Wanderbus erleichtern den Gipfelsturm. Auch Rennradfahrer, Mountain- oder E-Biker finden hier ihr Glück. Highlights sind die zahlreichen bewirtschafteten Almhütten (WagrainKleinarl liegt am 350 km langen Salzburger Almenweg), viele idyllische Bergseen, der Bikepark Wagrain (tolles Downhill-Revier) und die Kletter-Welt (Hochseilgarten und Flying Fox).

Kulinarik Restaurant Aichhorn: Eines der besten Restaurants des Salzburger Landes mit bodenständiger Küche sowie internationalen Spezialitäten; der sympathische Spitzenkoch Franz Aichhorn (zwei Hauben nach Gault & Millau) veranstaltet auch Kochkurse. www.restaurant-aichhorn.at
– Kurzeggalm: lohnendes Ziel für Mountainbiker wie Wanderer; Kinderspielplatz, köstliche Hirsch-Spezialitäten.  www.kurzeggalm.at
–Tappenkarseealm: urige Alm, wunderschöner Blick über den See, nette Wirtsleute und herrliche Brettljause. Tel: 0676 /3409923

Unterkunft 4*-Verwöhnhotel Hanneshof: gepflegtes Hotel mit hervorragender Küche und schöner Wellness-Landschaft; sehr ruhig etwas oberhalb von Kleinarl gelegen. „Kurz mal weg“-Pauschale: 2 ÜN/HP ab  238 €/P. hanneshof-kleinarl.at

Auskunft Wagrain-Kleinarl Tourismus,  Tel: 06413/84 48.
www.wagrain-kleinarl.at

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