Valletta: Europas Kulturhauptstadt 2018
Es waren die Kreuzritter des Johanniterordens, heute Malteser genannt, die auf ihrem Weg ins Heilige Land Malta zu ihrem Stützpunkt ausbauten. Nach der Belagerung der Stadt durch die Osmanen 1565 wurde Valletta innerhalb von 20 Jahren unter dem Großmeister des Ritterordens, Jean Parisot de la Vallette, errichtet. Die engen Straßen im Schachbrettmuster, die imponierenden Mauern, der tiefe Festungsgraben und die umliegenden Forts haben bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Diesem uneinnehmbaren Schutz verdankt Valletta seine aktuelle Rolle als schmucke Hauptstadt.
Modern zeigt sich der neu gestaltete Haupteingang nach Valletta. Der italienische Stararchitekt Renzo Piano konzipierte einen breiten Stadtzugang, ein Teil der alten Festungsmauern wurde abgetragen und so der Blick auf den Platz vor dem neuen Parlament geöffnet. Dieses 2015 fertiggestellte Gebäude besticht durch die wabenartig aufgebrochenen Kalksteinfassaden, die für eine Beschattung der Fenster sorgen. Gleich nebenan schuf man aus den Ruinen des alten königlichen Opernhauses ein Freilufttheater – eine gelungene Symbiose aus alter und moderner Architektur, sympathisch belebt durch Cafés, Geschäfte und Straßenmusikanten. Weiter geradeaus führt die Hauptstraße Triq Ir-Repubblika (Republic Street) zum Rücken jenes Hügels, auf dem Valletta liegt.
Ungewöhnlicher Prunk
Die steil abfallenden, engen Querstraßen geben den Blick hinunter zum Meer frei. Bunte, meist flaschengrüne Holzerker hängen wie Schwalbennester an hellen Kalksteinfassaden. Unzählige Kirchen mit mächtigen Kuppeln und spitzen Türmen zeugen vom Reichtum der Vergangenheit. 365 Dome und Kirchen soll es in ganz Malta geben – für jeden Tag eine. Am Morgen sind noch kaum Touristen unterwegs, auch in der St. John’s Co-Kathedrale herrscht andächtige Stille. Von außen eher unscheinbar und wehrhaft, wird der Besucher beim Betreten von außergewöhnlichem Prunk überrascht. Gewölbe und Wände sind reich vergoldet, im Boden unzählige Grabplatten mit Einlegearbeiten aus buntem Marmor bedeutender Ordensritter und Großmeister eingelassen. In einer Nebenkapelle hängt ein bekanntes Gemälde von Caravaggio: "Die Enthauptung Johannes des Täufers".
Blick in den großen Hafen
Vor dem ehemaligen Großmeisterpalast, heute Palast des Präsidenten, wechseln routinemäßig die Wachen. Nach knappen Kommandorufen tauschen die Soldaten festen Schritts ihre Plätze beim Haupttor. Reizvoll ist die freie Sicht in den romantischen Innenhof. Auch die Auberge de Castille, der jetzige Sitz des Premierministers, beeindruckt als wahrer Prachtbau. Gleich gegenüber befindet sich der Eingang zu den oberen Barrakka Gärten, die eine spektakuläre Aussicht bieten. An Springbrunnen und tropischem Blumenschmuck vorbei wandelnd, gelangt man zu einer Balustrade. Der Blick schweift über die riesige Bucht des Großen Hafens zu den gegenüberliegenden Vororten, Three Cities genannt. Vom Aussichtspunkt führt ein Lift hinunter ans Wasser. Hier legen nicht nur die großen Kreuzfahrtschiffe sondern auch die Luzzus an, landestypische, bunte Fischerboote, die Fahrgäste in kurzer Fahrt zu den "Drei Städten" übersetzen.
Die ehemalige Hauptstadt
Auch ein Ausflug in die Inselmitte zur ehemaligen Hauptstadt Mdina lohnt sich. Man nähert sich über kurvige, von Steinwällen und blühenden Kakteen gesäumte Straßen; bald ist die trutzige Stadtmauer oben auf dem Zentralplateau sichtbar. Durch das Stadttor öffnet sich der Blick auf sehr gut renovierte, Hunderte Jahre alte Gebäude, die sich dicht an dicht um kleine Plätze drängen. Durch enge Gassen führt der Weg zur Kathedrale des Hl. Paulus. Das Innere steht jenem der Co-Kathedrale von Valletta um nichts nach, ebenso viel Prunk und Pracht, nur etwas kleiner in den Abmessungen. Hat man die Krone der Stadtmauer erklommen, erkennt man Valletta, keine zehn Kilometer entfernt. Ganz Malta lässt sich von hier überblicken, sogar die Nachbarinsel Gozo scheint in Griffweite.
Maltas kleine Schwester
Die landschaftliche Schönheit von Maltas kleiner Schwester rührt das Herz. Hohe Klippen, tiefe, fjordähnliche Buchten, in der Inselmitte sanfte Hügel – welch beeindruckendes Wechselspiel. Am Weg zur Hauptstadt passiert man ein Tausende Jahre altes Kulturdenkmal, die neolithische Ġgantija Tempelanlage mit meterhohen Steinquadern. Auf einem Hügel thront als von überall sichtbarer Mittelpunkt der Insel die Zitadelle, die erst vor wenigen Jahren aufwendig renoviert wurde.
Zu ihren Füßen liegt Gozos Hauptstadt Victoria. Reges Treiben herrscht in den Gassen und auf dem Marktplatz. Mit Einbruch der Nacht wird die Zitadelle angestrahlt. Der Verkehr versiegt, Ruhe breitet sich über der Insel aus, Wolkenschleier malen zartrosa Bänder auf den dunklen Himmel über dem beleuchteten Bauwerk. Stimmungsvoller geht es kaum.
Der ganz besondere Charme dieses Inselstaates ist in seiner Kompaktheit begründet; alles ist überschaubar und auf relativ kurzem Wege erreichbar. Zudem hat Malta für jeden etwas zu bieten: Prächtige Kulturgüter, atemberaubende Naturlandschaften und nicht zuletzt auch zahlreiche Möglichkeiten für den sportbegeisterten Besucher.
Anreise Air Malta fliegt acht Mal pro Woche nonstop von Wien nach Malta. Flugzeit etwa zwei Stunden.
Kleinstaat 316 km²; 3 bewohnte Inseln: Malta, Gozo, Comino. Mit einer Größe von nur 0,55 km² ist Valletta die kleinste Hauptstadt in der EU. Ca. 80 km südlich von Sizilien. Älteste Siedlungsfunde: 6000 v. Chr. Seit 1964 unabhängig (davor britische Kronkolonie), ab 2004 EU-Mitglied.
Beste Reisezeit in den milden Wintermonaten (mit einigen Regentagen) und im Frühjahr präsentiert sich die Insel saftig grün. Im Sommer ist es heiß und trocken, Badesaison Mai bis Ende Oktober.
Sprache Maltesisch und Englisch
Währung Euro
Verkehr Linksverkehr, dichtes Straßennetz, teilweise schmale Straßen in Ortschaften. Empfehlenswert: Hop on/Hop off mit Doppeldeckerbussen auf Malta und Gozo. Routen führen zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten und Stränden. Fähre zur Nachbarinsel Gozo: meist halbstündige Abfahrten der Pkw-Fähren (Fahrzeit ca. 25 Minuten). www.gozochannel.com
Gozo Vom Tourismus weniger berührt als Malta, Paradies für Taucher. Die Felsformation "Blaues Fenster", ein Wahrzeichen Gozos, stürzte im Frühjahr 2017 im Sturm ein. Ein ähnlich spektakuläres Gebilde an der Nordküste soll demnächst erschlossen werden. Tipp: Ausgiebige Wanderungen entlang der steilen Südküste.
Strände Bademöglichkeit oft direkt vor den Hotels an der Küste, Strände im Osten von Malta nahe dem pittoresken Fischerdorf Marsaxlokk und im Westen. Gozo bietet schöne Sandstrände im Nordosten und Westen. Hotspot auf der kleinen Insel Comino: Blaue Lagune, wird laufend mit Fährbooten angefahren. Allgemein sehr gute Wasserqualität.
Sport Wassersport, Tauchen, Radtouren, Wandern
Essen "Rampila" versteckter Eingang in der Bastion nächst dem Haupttor von Valletta, Lunch auf der Terrasse empfehlenswert; auf einem Plateau zwischen den Stadtmauern wo früher Kanonen standen, im Schatten von mächtigen Olivenbäumen: frischer Seebarsch mit gegrilltem Gemüse und Röstkartoffel. Reservierung. www.rampila.com
Unterkunft Hotelzimmer direkt in Valletta sind rar.Tipp: kürzlich eröffnetes Boutiquehotel "The Saint John" mit 21 Zimmern bringt neues Leben in ein Gebäude aus dem 17. Jh., nächst Großmeisterpalast. thesaintjohnmalta.com
– Etwas außerhalb in Qawra – St. Paul’s Bay bietet das 4* Seashells Resort Pool und Bademöglichkeit im Meer. Regelmäßige Busverbindung nach Valletta. seashellsresortmalta.com
– 5* Hotel Ta"Cenc & Spa auf Gozo: Ressort im landestypischen Stil mit komfortablen Steinbungalows in parkähnlicher Anlage mit viel Grün und duftendem Jasmin. Drei Pools. Sehr ruhig, kleiner Privatstrand in einem Felseinschnitt. Tipp: Interessanter Spaziergang zu den nahen Klippen und dabei "Karrenspuren" aus prähistorischer Zeit entdecken. www.tacenchotel.com
Tipp Ferienmesse Wien Im Reisekino präsentiert der Autor Manfred Ruthner Diashows über Malta mit vielen Bildern, persönlichen Erlebnissen und gibt gerne Insidertipps. Termine Do. 11. 1., Fr. 12. 1., Sa. 13. 1., So. 14. 1. jeweils 15.00 Uhr Saal Stolz 2
Auskunft Fremdenverkehrsamt Malta, Opernring 1/R/5, 1010 Wien ☎ 01-585 37 70 Fax 01-585 37 71 wien@urlaubmalta.com www.urlaubmalta.com
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