Leben und Spielen am Toten Meer

Leben und Spielen am Toten Meer
Zwischen historischen Stätten entdeckt Valentin freundliche Menschen und Sandkisten.

Der Mann, der in der Ankunftshalle des Flughafens Amman das Schild „Halbhuber“ hält, strahlt Valentin zur Begrüßung sofort an. Er heißt Ali, trägt Anzug, ist Mitte 50 und für zehn Tage unser Fahrer, Guide und Dolmetscher. Sein Lächeln für den Jungreisenden soll in dieser Zeit zu einer innigen Freundschaft werden, er zum Reiseopa. Er wird Valentin am Arm halten und unterhalten, ihn herzen und küssen, ihn beschenken und an der Hand nehmen. Das ist so in arabischen Ländern. Nirgendwo auf der Welt lernte Valentins Vater breitere und tiefere Gastfreundschaft kennen. Deswegen dachte er, der exotische Trip in Valentins Reisejahr soll hierher führen.

Durch das Gebiet des heutigen Jordanien zogen schon viele Menschen. Der biblische Mose, die Nabatäer, die Römer waren hier, die Osmanen, die Mameluken usw. Sie alle hinterließen dem Land historische, kulturelle und religiöse Orte. Auch wenn man nicht zu jenen gehört, die alte Steine stundenlang auswendig lernen, sind einige der Ausgrabungen beeindruckend. In Jerash wandert Valentin über gut erhaltene antike Säulenstraßen und steigt im römischen Theater in die letzte Steinreihe. Steht man im Tempelrest bei Umm Qais, verliert man sich beim Blick auf den See Genezareth, die Dächer von Nazareth in Israel oder die Golanhöhen in historischen und heutigen Geschichten. Und auch wenn der Eineinhalbjährige nicht um die Bedeutung solcher Orte weiß, erkennt der Vater im Sohngesicht großes Interesse, während Valentin ein am Boden liegendes Säulenkapitell besteigt. Bis zwei jordanische Ausgrabungsarbeiter ihn Kind auf den Arm nehmen, um ein Foto bitten und Valentin mit einem Wangenkuss wieder entlassen.

Leben und Spielen am Toten Meer

Leben und Spielen am Toten Meer

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Leben und Spielen am Toten Meer

Leben und Spielen am Toten Meer

Leben und Spielen am Toten Meer

Leben und Spielen am Toten Meer

Leben und Spielen am Toten Meer

Leben und Spielen am Toten Meer

Leben und Spielen am Toten Meer

Die Hauptstadt Amman hat etwa so viele Einwohner wie Wien, ist aber viermal so groß und für den Touristen in zwei Tagen abgehandelt – Zitadelle, Römisches Theater, winzige Altstadt, auf Wiedersehen. Um die jordanischen Attraktionen zu sehen, muss man sich auf Rundreise begeben. Die meisten machen das per Gruppe im Bus, Valentin genießt die Fahrt durch das Land im PKW. Seine Hauptattraktion heißt Ali. Im Viertelstundentakt brummt der Ersatzopa „Valentin! Eins zwei“, der falsche Enkel krakeelt aus dem Kindersitz: „Drei!“. „Da, Auto“ – „Atoooo“. Ein dünnes, aber euphorisches Gespräch, während draußen die Dörfer entlang des grünen Jordantals vorbeiziehen, später die Dörfer der früheren Königsstraße, Jordaniens abwechslungsreichster Nord-Süd-Route. Dazwischen Steinwüste, tiefe Taleinschnitte, die man Wadi nennt, Kamele, Beduinen mit Schafen, Lastwagen mit buntem Gemüse, Kreuzfahrerburgen, Frauen in Vollverschleierung, Frauen ohne Kopftuch, Männer in bodenlangen Gewändern oder Jeans. In Jordanien gibt es Westlichkeit und Islam. Antike Münzen und Souvenirs mit chinesischem Produktionsstempel. 1800 Meter-Berge und den tiefsten Punkt der Erde.

Totes Meer

Leben und Spielen am Toten Meer
Die großen Stopps sind bei Jordanientrip klar vorgegeben: Totes Meer, die Ausgrabungen in Petra und das Wadi Rum. Der Wassergang im Toten Meer ist mit Kleinkind kurz: Der See, der 420 Meter unter Meeresniveau liegt und kein Meer ist, ist salzig und ölig. Es ist eine angeblich gesunder, aber doch ekelhafter Spaß, sich in der Lake treiben zu lassen, gleich einer Boje oder einem toten Fisch. Valentin verbindet Wasser mit „Plitsch Platsch“, was im Gewässer, in dem jeder Tropfen im Auge zum Netzhautrisiko führt, zu einem Akrobatenakt für den Vater wird. Zum Baden fährt man in Jordanien an die Strände Aqabas am Roten Meer, von wo aus man gleichzeitig Ägypten, Israel und Saudi-Arabien sehen kann. Wieder das Gefühl, Teil der Weltgeschichte zu sein.

Man erntet derzeit viele Fragezeichen, wenn man plant, mit dem Zwerg in den Nahen Osten zu fahren. Leider. Denn Jordanien ist befriedet, mit den islamischen Nachbarn in gutem Einvernehmen, mit dem einstigen Kriegsgegner Israel in solidem Frieden. König Abdullah II. gelingt es wie schon seinem Vater, den noch heute hoch verehrten König Hussein, auch innenpolitisch die Ruhe zu bewahren. Auf der Fahrt durch das Land erkennt man, wie er das tut: Tausende Fotos zeigen die vielen Gesichter Königs, der mit allen Bevölkerungsteilen auskommen will – in Beduinentracht, in Uniform, in arabisch-traditionellem Gewand, im Anzug als Businessman, mit Familie, mit Bauern.

„Kinder sind die Flügel des Menschen.“ (Arabisches Sprichwort)

Die Kriege rundherum sind nicht weit weg, aber weit genug. In Jordanien erlebt man sie vor allem als Flüchtlingströme. Über eineinhalb Millionen Menschen beherbergt das Land mit rund sechs Millionen Einwohnern. Aber auch das hat hier Tradition, Jordanien war schon immer Melting Pot der Flüchtlinge. Palästinenser flüchteten aus den besetzten Gebieten in Israel, Menschen aus dem Irak vor Diktatur und Golfkrieg, Vertriebene aus den Golfstaaten und zuletzt aus Syrien.

Jeder kennt Petra – zumindest als Gralstempel aus „Indiander Jones“. Die alte Nabatäerstadt mit den Tausenden Höhlengräbern und Sandsteinfassaden beginnt bei diesem Monument, das eigentlich einmal ein Schatzhaus war, erst. Dahinter verstecken sich gut acht Kilometer Staubwege und tausend Höhenmeter Stufensteige, weshalb der Vater die Wandertrage mitbringt. Auch atmosphärisch passt ein Kinderwagen schlecht auf den Weg durch die zwei Kilometer lange Zugangsschlucht. Es ist einer der Orte, wo der Vater dem Sohn am Rücken von damals erzählt, als hier ein Beduine nach langem Marsch und gerade noch vor Dunkelheit mit Kamelen sein Heim erreichte. Und kurz bevor Valentin bei der Geschichtsstunde einschlummert, erblickt er die aktuellen Kamele, angetrieben von Kindern, mit denen die wenigen Touristen um den Preis für eine Reitrunde feilschen. Derzeit hat man die geheimnisvollen Nischen Petras oft für sich, das arabische Land ohne Krieg leidet unter einem Tourismusrückgang von bis zu 80 Prozent. Einer von jenen, die trotzdem da sind, handelt gerade eine Zehnjährige, die ein 14-Postkarten-Paket um einen Euro feilbietet, auf einen halben Euro hinunter. Valentin nervt die Szene, er will aus der Trage. Sein Vater sagt: „Weißt Du, so sind Touristen“ und gönnt ihm ein wenig banales Sandspielen, mitten im Historienkulturparadies.

Lebendige Wüste

Leben und Spielen am Toten Meer
Als Ali irgendwo auf dem Weg einen Buben mit Esel herbeiwinkt und Valentin ohne Zögern zu ihm setzt, erreicht die Liebe zum Urlaubsopa fast den Höhepunkt. Als Ali ihn und seine Eltern dann zu einem alten Freund in eine alte Höhle führt, ist die Liebe fast überschäumend. Valentin sitzt zwischen Männern, die ihn herzen. Die größte Freude macht Ali seinem Reiseenkel aber im Wadi Rum: Diese Sandwüste ist ein Labyrinth zwischen Steinbergen, von der Erosion geformt und von Lawrence von Arabien als Basisversteck seines Araberaufstandes gegen die Osmanen genutzt. Dem Kind ist die Gegend eine unfassbar große Sandkiste, den Eltern eine gute Pause im dichten Rundreiseprogramm. Als Reisender muss man sich in Jordanien die Leerläufe erobern, einfach einmal sitzen und Tee (sprich:Schai) oder Kaffee (Kahwah) trinken. Und Kinder brauchen beim Reisen Spielphasen, Steine auf dem Boden, Sand in der Wüste. Man sollte das Programm bewusst ausdünnen.

Ali sorgt von sich aus dafür. „Der Beduine, der uns gestern mit seinem Pickup zum Wüstencamp geführt hat, lädt euch in sein Haus ein. Wollt ihr?“ Also machen „Halbhubers“ auf dem Weg vom Luxuszelt (mit Klo und Dusche, mitten in der Wüste) zum nächsten Ziel einen Stopp im einfachen, aber gemütlichen Haus des unglaublich freundlichen 42-Jährigen. Und während Valentins Eltern um zehn Uhr vormittags gebratene Schafsinnereien mit viel Brot und einem gequälten Dankeslächeln in sich schieben, lernt der Jungreisende die 14 Kinder kennen, die der Beduine mit zwei Frauen hat. Ali übersetzt. Und lächelt mit dem Stolz eines Großvaters.

Leben und Spielen am Toten Meer
Anreise

Royal Jordanian (www.rj.com) und Air Berlin (www.airberlin.com) fliegen nonstop WienAmman.

Pauschal

Raiffeisen Reisen bietet unterschiedliche Rundreisen, von individuell bis Gruppenreise im Bus.
Beispiel für Individual-Rundreise im Pkw: 8 Tage / 7 Nächte, HP in 3*-Hotels (2 N im 5*-Hotel), Transfer, Route: AmmanJerashMadaba–Nebo–Totes Meer– Kingshighway–Shoubak–Petra–Besichtigung Wadi Rum –Aqaba, Guides in Petra und Jerash, alle Eintritte laut Programm, ca. 2 Stunden Jeep-Tour in Wadi Rum. Preis (exkl. Flug) bei 2 Erw. 990 € p.P im DZ, 1 Kind (bis 5 Jahre) gratis.

– Preisbeispiel inkl. Flug 11. 3.–18. 3. 2015: bei 2 Erw. 1799 € p.P im DZ, Kind (unter 2) im Zimmer der Eltern 115 € (Flug),
– Gruppenreise im Bus: 7 Tage/ 6 Nächte ab 999 € p.P. im DZ inkl. Programm und Flüge.
Info: buze@raiffeisen-reisen.at, Telefon: 01/ 313 75-82

Sicherheit

www.bmeia.gv.at/reiseinformation

Auskünfte

Jordan Tourism Board in Wien, Telefon: 01/ 405 10 25-28, austria@visitjordan.com, www.visitjordan.com

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