So schmeckt der Herbst  in Italien

So schmeckt der Herbst  in Italien
In der Region Friaul-Julisch Venetien zeigt der Herbst viel Geschmack – von Cormons bis San Daniele.

Dienstagnachmittag macht der kleine friulanische Weinort Cormons nicht viel Aufsehen. Die hölzernen Fensterläden sind geschlossen, die Dächer der Cabrios zugeklappt, die nostalgischen Rollos der Bäckerei „Panificio Simonit“ fest heruntergezogen. Doch zwei Stunden später, so gegen vier Uhr, beginnt es in den Gassen zu wurlen. Die Frauen stellen dann modisch die Mailänderinnen in den Schatten, die Friulano-Gläser in der „Enoteca di Cormons“ auf der großen Piazza klingen dumpf, weil randvoll, und aus der „Pasticceria Chiarosa“ duften frisch gebackene Biskotti und Gubana.

So schmeckt der Herbst  in Italien
Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
Die autonome Region Friaul-Julisch Venetien liegt im äußersten Nordosten Italiens, grenzt im Norden an Kärnten, im Osten an Slowenien, im Westen an Venetien sowie an die Adria im Süden. Es ist mehr als nur eine Region – mehr als nur ein ehemaliger Teil der Habsburger-Monarchie: Friaul-Julisch Venetien ist der Inbegriff italienischer Genusskultur. Von der Prosciutto-„Hauptstadt“ San Daniele bis zum Hafen des „illy“-Kaffee-Geburtsorts in Triest.
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Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
Die abwechslungsreiche Landschaft der Gegend spiegelt auch die Vielfalt der Küche wider: Hier genießt man das, was noch besonders ist – vor allem jetzt im Herbst: Wild, Kastanien, Kürbis und Pilze. Als Carpaccio am Teller, als zarte Fülle in Nudeltaschen, als sämiges Risotto oder mit schlichten Gnocchi. Küchenchef Alessandro Gavagna vom bekannten RestaurantAl Cacciatore de la Subida“ bei Cormons wird die Steinpilze heute noch roh aufhobeln, feines Limonenöl darüberträufeln und mit gereiften Käsesplittern versehen. Pignoli, also Pinienkerne, nicht vergessen. „Und dazu Granatapfel“, zählt der Spitzenkoch auf. Die knallroten Früchte sind jetzt nämlich reif und die Gerichte auf den Tellern zeigen sich deshalb genauso farbenfroh wie der Herbst.

Grado im Herbst

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Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
Zuvor gilt es jedoch, die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. In den Gastgärten der schönsten Kaffeehäuser Triests zum Beispiel oder in der bezaubernden Bucht von Duino, ein paar Kilometer nördlich. Wunderbar nach dem Sommeransturm: Grado, das auf einer Küstendüne an der Adria liegt. Denn das entzückende Inselstädtchen verwandelt sich im Herbst von der österreichischen Riviera wieder zurück in eine italienische – weniger laut, aber dennoch lebhaft.
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Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
Die Kinder stiefeln durch den kilometerlangen Goldsand am Meer, Möwen ziehen am Himmel ein bisschen hantig ihre Runden, weil sie nur noch aus wenigen Strandtaschen etwas Gutes fladern können. Und in der Altstadt: Alles entspannt in den engen Gassen. Und sogar Allan Tarlao, Patron der „Tavernetta all Androna“, hat wieder Zeit, sich selbst einen Kaffee zu gönnen. „Lieber Allan, was empfiehlst du heute?“ – „Nach meinem Espresso vor allem den Steinbutt und die Canestrelli.“

Ist die Sehnsucht nach Meer gestillt, führt der Weg in ein von Touristen kaum beachtetes Friaul. In die kleinen Städte der Provinz Pordenone westlich des türkisblauen Tagliamento. In die Messerstadt Maniago, die Mosaikstadt Spilimbergo und nach Sacile. Bereits auf dem Weg in die 20.000-Einwohner-Stadt wechseln einander kurios Palmen, Olivenbäume, Kiefern und Kiwibäume ab.

Sacile wird auch „Klein-Venedig“ genannt, weil sich der Fluss Livenza hier in der Stadt verzweigt und ihr ein lagunenhaftes Aussehen verleiht. Mitsamt Kanälen, Palazzi und Gärten sowie Treppen, Brücken, Bögen und Eingängen, die oft direkt am Wasser liegen.

Und am Nachmittag? Abschlag auf dem 18-Loch-Golfplatz im 4*-Golfclub Villa Policreti in Castel d’Aviano. Hier schwingt man den Schläger unter Kakibäumen im Schlosspark. Und das bis Mitte November. Weil es hier so warm ist. Mikroklima vom Feinsten.

Ein neuer Gourmet-Guide stellt die besten Osterias und Trattorias vor. Genuss-Expertin und Friaul-Kennerin Silvia Trippolt-Maderbacher präsentiert in ihrem brandneuen Gourmet-Führer „Genießen in Friaul“ die schmackhaftesten Lokale der Region. Der KURIER stellt die Top Ten vor:

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Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
AI CACCIATORE DE LA SUBIDA“, Cormons: Loredana und Josko Sirk sind Gralshüter der regionalen Küche, ihr Restaurant zeichnet sich durch ein Ambiente aus, das so fein ist wie die Aromen auf den Tellern. Es ist Familie Sirk zu verdanken, dass die Österreicher nicht mehr Direttissima nach Grado fahren, sondern die Sehnsucht sie in den Collio treibt. 13 Kilometer westlich von Gorizia, unweit der slowenischen Grenze in der hügeligen Landschaft des Görzer Collio, finden Sie das einzigartige Reich der Sirks. Küchenchef ist Alessandro Gavagna, Ehemann von Tochter Tanja Sirk. Mit ihm kann man sich durch Wald und Wiese kosten und auf diese Art das Friaul kulinarisch ermunden. www.lasubida.it
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Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
„AL PARADISO“, Paradiso di Pocenia: Die ehrwürdigen Mauern, die ungezwungene Atmosphäre, der persönliche Einsatz, die authentische Küche, das liebevolle Ambiente machen dieses Haus wahrlich zu einem Paradies auf Erden. Wo es zu finden ist? 25 Kilometer südlich von Udine. Hier arbeiten Anna Maria Mauro, Ehemann Aurelio Cengarle sowie die eloquente Tochter Federica am Gelingen ihres Lebenswerkes. Anna Maria zaubert Geschmäcker so auf die Teller, wie sie sein sollten – mit puren, unverfälschten Aromen, als raffinierte Kreationen und tief in ihrer Tradition verwurzelt. Inspiration ist dabei die Region selbst. www.ristorantealparadiso.com

„AGLI AMICI“, Godia/Udine: Zwei Michelin-Sterne – also Friauls Genussgipfel. Emanuele Scarellos Küche ist mit Abstand die modernste in Friaul-Julisch Venetien. Einflüsse der Nordic Cuisine, der Molekularküche und der Veggie Cuisine sind nicht zu leugnen. So werden die regionalen Produkte durch küchentechnische Spielereien ergänzt: Pulver, Schäumchen und Gelees – wahre Geschmackskunstwerke mit einem unglaublichen Spaßfaktor. Wo sonst kann man „flüssige Gnocchi“ probieren? Oder einen „Capesante-Toast“? Oder einen „essbaren Stein“, der noch dazu auf einem echten Stein serviert wird? www.agliamici.it

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Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
„LA PRIMULA“, San Quirino: Das Feinschmecker-Restaurant hält sich seit Jahren an der Spitze der gehobenen Küche in Friaul-Julisch Venetien, die dazugehörige Osteria „Alle Nazione“ ist die einfachere Depandance. In der Osteria werden Klassiker der friaulischen Küche hochgehalten, im „La Primula“ wird großes kulinarisches Kino (Fisch, Fleisch) geboten. Dafür ist Küchenchef Andrea Canton verantwortlich. Er zählt zu den besten Köchen Oberitaliens und wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. www.ristorantelaprimula.it

„IL BOSCO DI ARICHIS“, San Martino al Tagliamento: Was für ein Kontrast: dieses alte, traditionelle Bauernhaus und seine junge, moderne Besitzerin. Die Juristin Raffaella Lenarduzzi führt das wunderschöne Anwesen, es liegt elf Kilometer südlich von Spilimbergo. Perfekt für Familien: ein riesiger, ebener Garten mit viel Platz zum Spielen, kleines Kletterhaus mit Rutsche. Handgemachte Pasta, selbst gezogenes Gemüse. Und schlafen kann man hier auch. www.ilboscodiarichis.it

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Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
AI CACCIATORI“, Cavasso Nuovo: Eines der besten Lokale der italienischen Slow-Food-Szene: 30 km nördlich von Pordenone. Wunderbare bodenständige, traditionell-friulanische Küche. Auf ihren Tellern landet, was sich im Umkreis an kulinarischen Schätzen so finden lässt. Top: die vielen Gerichte mit der „Pitina“, einer ganz besonderes Wurst-Spezialität. Sieht aus wie ein platt gedrückter Salami-Knödel. Mit Almkräutern gewürzt, mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt, in Polentamehl gewälzt und geräuchert. ☎ +39 0427/ 77 78 00

Für Weinliebhaber

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Friaul, Friaul-Julisch Venetien, Italien
„DA NANDO“, Mortegliano: Der Weinkeller der Brüder Uanetto ist einer der größten und am besten bestückten nicht nur in Friaul-Julisch Venetien. Mehr als 120.000 Flaschen lagern hier. Zu den bekanntesten italienischen Tropfen kommt eine beachtliche Anzahl internationaler Etiketten. Und Champagner. www.danando.it

Für Fischfans

„IL CECCHINI“, Cecchini di Pasiano di Pordenone: Mitten in dem kommoden Wohnviertel der kleinen Ortschaft Cecchini, zwölf Kilometer südlich von Pordenone gelegen liegt dieser stylishe Design-Tempel. In der top-modernen Küche von Marco Carraro spielen Adriafisch und Krustengetier die Hauptrolle. Nicht verpassen: frische Austern, Carpaccio vom Branzino, Petersfisch, Sardellen-Eis. www.ilcecchini.it

Für Fleischtiger

„DA TOSO“, Tricesimo: Giancarlo Toso steht in Leonacco bei Tricesimo seit 50 Jahren selbst am Grill (Fogolar). Darauf brutzelt Fleisch in allen Varianten. Bistecca alla Fiorentina, Beiried, Lamm, Innereien wie Nieren usw. Zuvor locken Antipasti wie Prosciutto aus San Daniele, Speck, Salami. Auch Kutteln. ☎+39 0432/ 85 25 15

Für Vegetarier

„ROSENBAR“, Gorizia: Unglaublich, auf wie viele Arten Signora Fabbro in ihrer „Rosenbar“ in der Stadt Gorizia allein die „Rose von Gorizia“ (Rosa di Gorizia) zubereitet. So wird der tiefrote Radicchio-Salat mal mit Bohnen serviert, mal mit Salzkartoffeln, mal Polenta oder mit knusprigem Brot. Wer im Frühling zu Gast ist, freut sich über Leimkraut, Spargel und Erbsen. www.rosenbar.it

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