Eine Haube und viele Promis
Die "Jedermänner" und die Opernstars, die Dirigenten und Politiker – sie alle kehren, wenn sie nach Salzburg kommen, nur allzu gern beim Schlosswirt in Anif ein. Die Tradition ist viel älter noch als die der Festspiele, und auch heuer wohnt die einstige "Buhlschaft" Senta Berger wieder in dem Wirtshaus am Rande des Stadt.
Das an ein Wasserschloss angrenzende Wirtshaus und die prunkvolle Karosse können viele Geschichten erzählen. "Die Großen der Festspiele waren alle da", wissen die Schwestern Franziska und Christa Graf, die schon in den 1960er-Jahren mithalfen, als ihre Eltern den Schlosswirt in Pacht hatten. Stolz zeigen sie die alten Gästebücher, in denen sich die Unterschriften von Weltstars wie Sean Connery, Alain Delon und David Niven finden.
Margaret Thatchers Menü
Zu den Politikern, die hier waren, zählt Margaret Thatcher, deren Menü überliefert ist: Englands "Eiserne Lady" speiste am 18. August 1984 Forelle blau, Eierschwammerln, Kalbsrücken und Kaiserschmarrn.
Die Küche ist – für Salzburg-Besucher wie für Einheimische – ein Geheimtipp geblieben. "Haubenqualität zu Wirtshauspreisen" ist das Motto der Schlosswirte Josef und Petra Gassner, denen wichtig ist, "dass es bei uns zwischen Prominenz und den anderen Gästen keinen Unterschied gibt". Die vorwiegend aus heimischen Naturprodukten gefertigten Speisen des Haubenkochs Otto Wallner reichen von Eierschwammerlgulasch (12,80 €) über Vanillerostbraten (18,10 €) bis zum Marillenscheiterhaufen (8,30 €).
Papst Benedikt XVI. genoss derlei Köstlichkeiten, als er – noch als Kardinal – jedes Jahr beim Schlosswirt seinen Bruder Georg Ratzinger traf. Ihre Fotos und Signaturen finden sich im Gästebuch neben denen von Placido Domingo, Gundula Janowitz und der Dirigenten Riccardo Muti und Claudio Abbado. "Karajan", verraten die Schwestern Graf, "kam nur einmal, obwohl sein Haus in Anif steht. Und dieses eine Mal war er anonym da, um einen Vertrag mit seiner Plattenfirma zu unterzeichnen." Man kann sich vorstellen, dass es nicht allzu lange gedauert hat, bis das Inkognito des Maestros gelüftet war. Witwe Eliette ist heute noch Stammgast (und speist am liebsten Kartoffelpüree und Spinat).
Maria Theresias Urenkel
Viele Gäste kommen der Speisen und der ausgesuchten Weine wegen (die in der rustikalen Gaststube, im Biedermeier-Speisesaal oder im Garten serviert werden), andere wohnen in- oder außerhalb der Festspielzeit beim Schlosswirt – und wählen Jahr für Jahr "ihr" Zimmer: Curd Jürgens logierte mit wechselnder Damenbegleitung auf Nr. 26, "Loriot" Vicco von Bülow auf 55, Hildegard Knef auf 62.
Leicht möglich, dass man unter den schattenspendenden Kastanien im Gasthausgarten dem einen oder anderen Promi aus der Jetztzeit begegnet.
Preise Übernachtung ab 152 € pro Doppelzimmer inkl. Frühstück.
– Restaurant: Zwei-Gänge- Business-Lunch 9,90 €, Drei-Gänge-Menü 30 €.
Tipp In Salzburg lohnt sich ein Besuch des Dom Quartiers. Der Komplex aus Residenz, Dom und Benediktiner Kloster ist erst seit heurigem Mai als Rundgang zu besichtigen. Nicht nur neue Aussichten auf die Stadt sind so möglich, es werden auch 2000 Exponate aus der 1300-jährigen Geschichte gezeigt. www.domquartier.at
Allgemeine Auskünfte Salzburger Land Tourismus, 0662/6688-0, eMail: info@salzburgerland.com, www.salzburgerland.com
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