Auf der Piste mit dem Weltmeister
Zauchensee ist der Ort mit der höchsten Dichte an Weltmeistern", sagt Michael Walchhofer und lacht. "Auf 44 Einwohner kommt ein Weltmeister – Zauchensee hat 44 Einwohner." Und die einzige Abfahrtsmedaille (2003) im Ort besitzt der ehemalige Skirennläufer, der mit seinem Bruder Ruprecht drei Hotels in seiner Salzburger Heimat führt. Jetzt fährt der mehrfache Weltcup-Sieger nur noch aus "Spaß an der Freud’ ".
Wir stehen an der Talstation, die einen Steinwurf von den Walchhofer-Hotels entfernt ist. Ein Skitag mit dem Streif-Gewinner steht auf dem Programm. Er zählt die Gruppe. 20 sind wir. Am Ende des Tages werden es nur noch fünf sein. Während der Weltmeister ganz locker seine Schwünge im Affentempo auf der Weltcupstrecke zieht, hecheln die selbst ernannten Profis hinterher. Der Starthang mit einer 70-prozentigen Neigung, bei der die Rennläufer in fünf Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, ist für uns Normalverbraucher gesperrt. Macht nichts. Die unverspurten Hänge, auf die uns der 42-Jährige führt, lassen unsere Herzen auch höher schlagen.
Kulinarik statt Kanten
Während die einen unermüdlich ihre Spuren ziehen, geben die restlichen fünfzehn Hobbyskifahrer schon früher w.o. Sie haben’s lieber gemütlich auf der Burgstallhütte. Verständlich, wenn man bei Sonnenschein Schmankerln aus der Region auf dem höchsten Bauernmarkt der Alpen testen kann: Brote mit Tafelspitzsulz, Kräuteraufstrichen, Schmalz und Roastbeef.
Ein paar der 65 Pistenkilometer wird wieder gecarvt, bevor auf der Roßkopfhütte die Fladenkrapfen mit Süßkraut und Speck gekostet werden.
Um die Kalorien wieder abzubauen, zeigt uns am nächsten Tag auch Walchhofers Vater, Rupert senior, beim Tempobolzen, wo die Skigötter zu Hause sind. Es macht ihm sichtlich Spaß, mit seinen 74 Jahren den nach Atem ringenden Gästen die Leichtigkeit des Carvens zu zeigen. Nicht nur das. Bei einem Rundumblick vom Gamskogel kennt der Skilehrer jeden Berg. "Dort drüben ist der Mooskopf, da hinten ist Obertauern."
Der Einkehrschwung endet dieses Mal auf der Sonnalmhütte. Dort muss man sich den Zaucher Ziegenfrischkäse von der Rosi auf der Zunge zergehen lassen. Sie hat sich als einzige in Altenmarkt-Zauchensee auf Ziegenkäse spezialisiert. Mit ihren köstlichen Kreationen, für die ihre 20 Ziegen die Milch liefern, gewann sie schon etliche Auszeichnungen. Zur Verdauung gibt’s den Brand von ihrem Vater Hans Rettenwender. Sein Zirbenschnaps gehört zum Pongau wie der Grappa zu Italien.
Für jeden Geschmack
Sowohl das gemütlich-familiäre Skigebiet Radstadt-Altenmarkt als auch das sportlich-anspruchsvolle Zauchensee-Flachauwinkl – beide sind Teil des großen Verbunds Ski amadé – wurden schon mehrmals als Top-Skigebiete prämiert. Der "Absolut Park" in Flachauwinkl gehört zu den größten Snowparks in Europa. Für Freerider ist das Gebiet ein echter Geheimtipp. Für erfahrene Tiefschneefans hat die Liftgesellschaft eigens Varianten ausgeschildert. Die Skischule Top Alpin von Peter Walchhofer bietet geführte Tiefschneetouren mit Einführung in die Lawinenkunde an.
Wer nicht Skifahren will, findet hier unzählige Alternativen: Wenn es dunkel wird, geht es noch einmal raus an die frische Luft zu einer Hütte hinauf, von der man ins Tal rodeln kann. Die Rodelbahnen, die sich von der Hochnössleralm, der Bifei’s Hütte und vom Berggasthof Winterbauer zwei bis drei Kilometer hinab schlängeln, sind bis spät abends beleuchtet.
Großartig und empfehlenswert ist der "Kulinarische Spaziergang", der jeden Mittwoch um 16.30 Uhr in Altenmarkt stattfindet. Achtung: An diesem Tag fasten, um all die Köstlichkeiten auch genießen zu können. Wir beginnen im ältesten Wirtshaus (1074 erstmals urkundlich erwähnt) vom Land Salzburg, dem Markterwirt. In der 450 Jahre alten Gaststube serviert uns Franz Schneider, Wirt und Jäger, Gams- und Hirschwurst mit Krustenbrot aus Sauerteig. Dazu gibt es biologisches Spezialbier von Stiegl.
Weiter spazieren wir zur Krallinger Dorfalm. Die köstlichen Fleischkrapfen und Speckknödel mit Sauerkraut und Bratl-Sauce verdauen wir anschließend im Altenmarkter Heimatmuseum – ein Juwel, das liebevoll die Geschichte der Region zeigt.
Mit Tafelspitz vom Hochlandrind werden wir in Benedikt Scheffers Genuss Atelier verwöhnt. Sein Vater, Michael Walchhofers Großvater und ein paar weitere Bauernfamilien galten als die Pioniere von Zauchensee. Zwar gab es die erste Skischule schon 1922, zu den Zaucher Almhütten musste man allerdings bis 1964, als die Straße gebaut und die Liftgesellschaft gegründet worden war, zu Fuß von Altenmarkt durch den Schnee hinauf stapfen.
Hüttengaudi
Krönender Abschluss des kulinarischen Spaziergangs ist die "Himmelstochter" – Baiser mit Himbeeren – in Bernd Schartners gemütlicher Holzhütte, in der der Hotelier und Wirt mit Schmäh und Charme musiziert und für Hüttengaudi sorgt.
A Gaudi gibt’s jeden Tag am Nachmittag auch in der Schirmbar vom Hotel Zentral. Die "Schlagerschlampen" spielen die Hits der vergangenen Jahrzehnte, die Après-Skifahrer trinken frisch gezapftes Bier und tanzen in Skischuhen. Oft dabei Michi Walchhofer, der schaut, ob es seinen Gästen gut geht, bevor das kleine Almdorf bei Einbruch der Dunkelheit wieder idyllisch und ruhig wird – ganz ohne Discosound und Rummel.
Info
Anreise Mit den ÖBB über Salzburg nach Radstadt. Von Radstadt gibt es Taxi-Shuttles (15 Min.) nach Zauchensee.
Hotel Zentral Zauchensee
4 Nächte zum Preis von 3 Nächten inkl. Halbpension, 4-Tagesskipass, 1/2 Tag Skifahren mit Weltmeister Michael Walchhofer am 19.12. 2017 und am 3. 4. 2018. Preis: ab 472 €/p. P., www.zentral.at
Skipass für Ski Amadé 2-Tages-Karte: 103,50 €/Erwachsene, 51 €/Kinder, 6-Tages-Karte: 257 €/Erwachsene, 128,50 €/Kinder.
Rise and Shine Powderday Das Package kostet ab 130 € p. P. Mindestens 4, maximal 8 Teilnehmer. Skischulbesitzer Peter Walchhofer zeigt seine liebsten Freeridehänge, Brunch auf der Gamskogelhütte, Videoanalyse und Besuch in der Skifabrik.
Ladies Week vom 17. bis 24. März 2018 ab 1139 €. Bei Buchung eines Wochenpaketes im DZ bekommt die zweite Person einen 6-Tages-Skipass vom Hotelier geschenkt. Egal ob zwei Frauen, zwei Männer oder Paare. Umfangreiches Rahmenprogramm inkludiert.
Bauernmärkte Die höchsten Bauernmärkte der Alpen bis auf 2700 Meter. www.skiamade.com/bauernmarkt
Kulinarischer Spaziergang startet am 13. Dezember 2017 in Altenmarkt. 5 Stationen um 40 € p. P., Kinder 20 € inkl. einem Getränk pro Station. Mittwochs ab 16.30 Uhr. Deutsch- oder englischsprachige Führung, auf Wunsch werden auch vegetarische Speisen. Anmeldung bei der Tourismus Information, Tel. 06452/5511-0
Auskünfte Altenmarkt-Zauchensee Tourismus, Tel. 06452/5511, www.altenmarkt-zauchensee.at
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