Gemütlicher Velo-Wahnsinn in Wels

Gemütlicher Velo-Wahnsinn in Wels
Wels ist schön – aber noch schöner ist es, mit dem Rad das Umland der Stadt zu erkunden.

Wenn offenkundig geschwindigkeitsbetonte Radfahrer von „gemütlich“ – also einer „gemütlichen Runde“ oder einem „gemütlichen Tempo“ – reden, so verhält es sich damit ein wenig wie mit dem jo eh der Wiener: Das kann vieles heißen. Also gilt es vorzusorgen: Müsliriegel, Turbo-Iso-Wasser, die Waden durchkneten und los. Wird schon gut gehen. Alles hat ein Ende – welches fragt sich nur.

Aber siehe da, oh Erstaunen: Die fahren wirklich gemütlich! Und vor allem auch so, dass keiner bis zum bleichwerden der Nasenspitze gehunzt wird. Ganz im Gegenteil: Fällt einer zurück, warten die Schnelleren ohne Gesichtsfarbe oder Schweißströme zu kommentieren. Zurück bleibt keiner.

Über Mugel, durch Täler

Gemütlicher Velo-Wahnsinn in Wels

Wels ist eine Stadt, in der diese Art von „gemütlich“ Radfahren zelebriert wird und ganz offenkundig Kultur hat – auch wenn hier am 14. Juli 2018 die Österreich-Rundfahrt endet. „Gemütlich“ bedeutet da zwar durchaus, dass man auf einer Runde von 80 Kilometern bergauf, bergab einen Schnitt von über 28 km/h hinlegt – aber dankenswerter Weise hat ja jeder Wind auch einen Schatten in dem man es sich „gemütlich“ einrichten kann. Und es ist dabei keineswegs so, dass man seine Fahrgefährten nur von hinten kennenlernt. Da landet man mal neben einem Arzt, neben einem Pensionisten, neben äußerst witzigen Junioren-Rennfahrern, neben einer Gastronomin oder neben einem Großbäcker.

Das feine daran: Aus Wels ist man rasch einmal raus – nicht, dass man aus dieser Stadt fliehen müsste, aber als Radfahrer lässt man Ballungsräume ja eher gerne hinter sich und gibt sich der Landschaft hin. Und die ist rund um Wels wirklich beschaulich. Ob man in Richtung Süden fährt, in die Umgebung des Stifts Kremsmünster, nach Norden in Richtung Donau oder nach Westen oder Osten: Hügelland, keine langen mühsamen Anstiege, aber auch keine öden Ebenen, wenig Verkehr auf den vielen gut asphaltierten Güterwegen auf denen es sich fein dahinziehen lässt und wo nur Hasen am Wegesrand diesen mit Genuss begangenen Akt der Selbstgeißelung mit verwunderten Blicken kommentieren.

Schlicht eine atemberaubende Landschaft kann man da in alle Himmelsrichtungen schwitzend erkunden und sich dabei den Wind um die Nase pfeifen lassen. Belohnt wird man oben auf diesen Mugeln mit atemberaubenden Ausblicken, unten zwischen den Hügeln mit frischer Waldluft und sowohl oben als auch unten wie auch in der Ebene mit äußerst sympathischen Mitfahrer/Innen. Astrid ist so eine – so eine aber, wo man sich beim Anblick ihrer Waden als blutiger Amateur gerne doch noch einen zweiten Müsliriegel in den Bauch stopfen würde. Nach dem Motto: „Sicher ist sicher.“ Als zum Fatalismus neigender Realist könnte man auch sagen: „Da würden auch die Familienpackung Müsliriegel, Iso-Wasser und Wadensalbe nix helfen.“ Aber Astrid lacht viel, nennt sich selbst „ein bisschen wahnsinnig“ und ist bei den Bergen – drei Mal darf man raten – vorne. „Soll ja Spaß machen“, sagt Astrid dann aber lachend und spricht damit aus, was das Grundmotto dieser Fahrten ist. Und Spaß macht es. Vor allem auch das Stillen des Heißhungers danach.

Mit dem Rad aufs Zimmer

In Wels wimmelt es von Rennradverrückten – und zwar solchen, die viel davon verstehen, gerne fachsimpeln, sich selbst aber ebenso auch mit Humor nehmen können. Und die Hotellerie ist auf Gäste eingestellt, die auch des Nächstens ihr Rad neben sich wissen wollen – spezielle Säcke für das geliebte Gefährt gibt es an der Rezeption. Viel besser aber noch: Fast jeden Tag – vor allem aber freitags, samstags und sonntags treffen einander gleich mehrere Gruppen zu Ausfahrten in verschiedenen Geschwindigkeitsstufen von „gemütlich“ bis knackig – und die sind quer durch alle Altersklassen durchgemischt.

Was bleibt von so einem Wochenende sind viele frische Kilometer in den Aufzeichnungen, ein wohliges ziehen in den Beinen und die Lust auf mehr.

Gemütlicher Velo-Wahnsinn in Wels

Wels, die Rennrad-Hauptstadt Österreichs – gefahren wird jeden Tag, Gäste können sich gerne anschließen.

Info:

Anreise:

Wels ist mit der Westbahn bestens erreichbar und liegt direkt an der Autobahn. www.westbahn.at

Unterkunft:

Das Hotel Ploberger etwa bietet Business-Standard, das Flair eines Familienbetriebs  und zugleich Freizeitmöglichkeiten.   Zimmer je nach Kategorie zwischen 88 Euro und 253 Euro pro Nacht. 07242/  629 41, reservierung@hotel-ploberger.at
 www.hotel-ploberger.at

Essen und Trinken:

- In's Haas: Im Hof einer Buchhandlung mit schönem Gastgarten. Feine Bistrokarte und wechselnde Tageskarte. inshaas.at
- Olivi: Gute italienische Küche mit Pizza und Pasta. www.olivi.at
- Kaffeekonditorei Urbann: Eine Institution in Wels mit köstlichen Mehlspeisen. Neu ist die angeschlossene  Cafe-Bar „Zum Schwarzen Dackel“. www.urbann.cc

Ausfahrten:

Ausgefahren wird praktisch  täglich.  Fix-Treffpunkte:
Dienstag: 17:30 Uhr: Mauthstadion, 17:30 Uhr: Gasthaus Hofwimmer
Donnerstag: 17:30 Uhr: Gasthaus Kohlstatt, 17.30 Uhr:  Polizzeisportverein
Samstag:  9:00 Uhr: Mauthstadion
Sonntag: je nach Wetterlage
Info: Astrid Pöcherstorfer -  info@olivi.at

Auskunft Wels Info: info@wels.at;
07242/ 67722, www.wels.at

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