Reisemesse ITB: Beduinen, Diktaturen und Zähne
Sprachengewirr, Trachten und Folkloremusik. Auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin trifft sich diese Woche die Reisewelt.
"Kommen Sie bitte näher und lernen Sie das Land kennen, in dem alles begonnen hat – die Landwirtschaft, die Politik, die Schrift ...", versucht ein Beduine den Besucherstrom in den Ägypten-Stand zu leiten. Gedränge herrscht beim Gewinnspiel, weniger los ist allerdings in den Verkaufskojen der Hotelgruppen und Ägypten-Anbieter. Ein Reiseveranstalter hat bereits gut sichtbar ein "Messerabatt"-Schild aufgehängt. Das Land am Nil steht unter Druck. Im Revolutionsjahr 2011 ist der Tourismus um ein Drittel eingebrochen. Auch am Stand von Tunesien war die Stimmung schon besser. Das Vorkrisenniveau wird wohl erst 2013 wieder erreicht werden, schätzt Tunesiens Tourismusminister. Aber nicht nur große Tourismusnationen wollen die Aufmerksamkeit der Devisenbringer auf ihr Land lenken.
"Welcome" heißt es auch in einem sehr ruhigen, etwas abgeschiedenen Winkel der Asien-Halle – am Stand von Nordkorea. Eine 20 Quadratmeter große Koje mit rotem Teppich, gerahmten Fotos an der in den Flaggenfarben gestrichenen Wand und einem gediegenen Tisch für Verkaufsgespräche. "Wir wollen den Charakter des Landes wiedergeben und einen würdigen Eindruck vermitteln", erklärt Malika Ben Naom Horst, Geschäftsführerin vom Korea-Reisedienst. Sie schätzt, dass jährlich bis zu 400 Deutsche nach Nordkorea reisen.
Zähne zeigen
Ungarn verlost an seinem Stand ein Lächeln in Form eines 5000-Euro-Gutscheins für eine Zahnbehandlung. Urlaube, in denen Zähne gerichtet, Haare implantiert oder Busen vergrößert werden, sind in Ungarn ein gutes Geschäft. Auf der ITB werden sie aber nicht beworben. "Die Leute wollen sich nicht an einem Messestand zu erkennen geben, sie recherchieren lieber im Internet", erklärt Eszter Jopp, Geschäftsführerin von First Med Services. In ihre Häuser in Budapest und Hevis kommen monatlich bis zu 150 Kunden aus dem deutschsprachigen Raum, sagt sie und eilt zum nächsten Termin.
Österreich ist mit 78 Ausstellern nach Berlin gereist. Im Gepäck hatten sie unter anderem die Kollektionen der Grazer Modedesignerin Lena Hoschek. Kärntens Tourismuschef Christian Kresse hat auf der ITB gemeinsame Sache mit seinen Kollegen aus Italien und Slowenien gemacht. Gemeinsam wurde ein 690 Kilometer langer Alpe-Adria-Wanderweg vorgestellt. Die Tour führt in 38 Etappen zu je 20 Kilometern vom Großglockner bis zur Adria.
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