Kanalinseln: Europas vielleicht letzter Geheimtipp

Die Bucht von Gorey.
Warum Sie ins Steuerparadies sollten, auch wenn Sie keine Millionen anlegen.

"Royals for your Lobster, sagt der Kellner und stellt mir eine mit Kartoffeln gefüllte Schüssel neben meinen mit einem Hummerschwanz und Zitrone belegten Teller. Ich schaue den Kellner mit fragenden Augen an. Royals? Königliche Kartoffeln? Indeed – Jersey Royals schmecken köstlich, sind die Spezialität auf der Kanalinsel, die mit wunderbaren Restaurants französisches Savoir-vivre verströmt und auch nicht mit britischem Flair geizt.

Jersey Royals

April, Mai und Juni ist Haupterntezeit der Frühkartoffel mit dem unvergleichlichen Aroma, 55 Inselbauern haben sich auf diese Sorte spezialisiert, verwenden Seetang von den Stränden als natürliches Düngemittel. Ebbe und Flut sind auf Jersey stärker als an den meisten anderen Küsten dieser Welt, und die mächtigen Meeresbewegungen spülen große Mengen vraic (Seetang) ans Ufer. Jersey Royals werden erntefrisch in der Schale gegessen. Tonnenweise verlassen sie die 14,5 Kilometer lange und acht Kilometer breite 100.000-Einwohner-Insel in Richtung Großbritannien.

Kanalinseln: Europas vielleicht letzter Geheimtipp
Jersey, die größte der fünf Kanalinseln, ist abwechslungsreich und noch ein Geheimtipp. Landschaft, Kulinarik, Gärten, Sandstrände, Sightseeing, Festungen, Wanderwege, Golfplätze – alles perfekt. Der renommierteste ist der Royal Jersey Golf Club in Grouville (18 Loch), hier muss man schon als Kind angemeldet werden, sagt unser Guide Bianka. Die Deutsche lebt seit vier Jahren auf der Insel, der Liebe, nicht des Geldes wegen. Der für Europa verhältnismäßig niedrige Steuersatz lockt viele Banken, Versicherungen, Investmentgesellschaften & Co auf die Insel im Ärmelkanal. "Alles legal", sagt Bianka, "schwarze Geschäfte sind eher nicht möglich." Wer’s glaubt, wird selig. Ein wohltätiger Millionär spende jedes Jahr zu Weihnachten jedem über 70-jährigen Einwohner 100 Pfund – per Scheck, unglaublich im digitalen Zeitalter. Länger arbeiten als unbedingt notwendig will hier keiner, in der Hauptstadt St. Helier mit der bunten Markthalle schließen Shops bereits um 17 Uhr.

Sündteure Limousinen rollen über die schmalen, spinnennetzartig angelegten Landstraßen, die PS unter der Motorhaube können die Gasgeber nicht ausfahren – bei einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit zwischen 24 und 64 km/h. Die Hecken am Straßenrand müssen akkurat geschnitten sein, sonst zahlt man Strafe. Wer will schon Kratzer im Autolack? Am Wochenende werden die Oldtimer aus den Garagen geholt, man fährt zu Pferderennen und Picknicks. Im Sommer öffnen private Gärten für wohltätige Zwecke.

Britischer Lebensstil

Kanalinseln: Europas vielleicht letzter Geheimtipp
Jersey, Kanalinseln
Der Lebensstil der Jerseyaner ist britisch. Jersey ist "in", gestresste Londoner schweben am Wochenende zum Golfen und Surfen ein, lieben die saubere Luft und das ländliche Flair. Baustil und Küche sind auch französisch beeinflusst. Kulinarische Höhenflüge sind garantiert. Frische Austern verkostet man am besten beim Fischhändler Faulkner. Er verkauft seine Meeresfrüchte in einem Bunker aus der deutschen Besatzungszeit an der, bei Surfern beliebten, St. Ouen’s Bay. Ein Hochgenuss.
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Jersey, Kanalinseln
So, wie das Wandern auf den Treppelwegen entlang der Nordwestzipfelküste– top Ausblicke inklusive!
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Jersey, Kanalinseln
Auch Sightseeing zahlt sich auf Jersey aus. Wir besuchen den 1924 ausgegrabenen Dolmen La Hougue Bie, der zwischen 3100 und 2600 v. Chr. entstand. Steigen an der Ostküste zum Mont Orgueil Castle oberhalb des Ortes Gorey hoch und genießen von der Festung einen traumhaften Panoramablick. Schlecken Eis am Sandstrand der breiten St. Brelade’s Bay, die von Hotels und Restaurants gesäumt ist.
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Kanalinseln, Jersey
Marschieren beeindruckt durch die im Zweiten Weltkrieg als Munitionslager gebauten Jersey War Tunnels, die 1944 in ein Lazarett umgewidmet wurden und nun als Museum genützt werden; setzen während der Flut – bei Ebbe ist ein Fußmarsch möglich – per Amphibienfahrzeug beschaulich zur imposanten Befestigungsanlage Elizabeth Castle über.
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Kanalinseln, Jersey

St. Peter Port

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Die Überfahrt nach Guernsey mit der Schnellfähre Manche Iles Express ist nicht beschaulich. Starker Wind und hohe Wellen machen die Fahrt unvergesslich. Das Personal bietet First-Class-Speibsackerl-Service. Daher: Wetter beobachten und im Zweifelsfall fliegen. Zwischen Jersey und Guernsey gibt’s stündlich Flüge. Ein Rundgang in der schmucken Inselhauptstadt St. Peter Port lohnt. Wir marschieren zur Statue von Schriftsteller Victor Hugo, der hier von 1856–1870 lebte, sein Haus kann man besichtigen. Fahren auf der Insel zur Little Chapel, die mit Tausenden Muscheln und Porzellanscheiben ausgekleidet ist. Der Schnuppertag macht Lust auf mehr – auch auf die autofreie Kanalinsel Sark, über die man mit Rad, Traktor oder Kutsche rollt.

Info

Kanalinseln: Europas vielleicht letzter Geheimtipp
Anreise Z. B. individuell mit Easy Jet ab Wien via London Gatwick nach Jersey. Bequemer ist der Direktflug, den Prima Reisen zu bestimmten Terminen ab Wien auflegt (siehe Angebote unten).

Klima Durch die Lage im Golfstrom mild. Im Sommer durchschnittlich rund 20 Grad, im Winter zwischen 5 und 10 Grad. Viele Sonnenstunden in den Monaten Mai bis August.

Währung Das Jersey-Pfund-Sterling (JEP) ist angelehnt an das britische Pfund, das akzeptiert wird, ebenso wie EC-Karten und Kreditkarten.
Der Euro wird in einigen größeren Geschäften in Saint Helier angenommen. Jersey-Pfund wird von europäischen oder britischen Banken nicht zurückgetauscht.

Essen Banjo, St. Helier: Café, Bar, Restaurant nahe der Markthalle, sehr chic, edle Küche, die Einkehr ist ein Muss! www.banjojersey.com
– The Green Olive, St. Helier: Speisenmix von vegetarisch bis Seafood, große Weinauswahl. greenoliverestaurant.co.uk
– Merchant House, St. Helier: Brasserie, moderate Preise. www.merchanthousejersey.co.uk
– Sumas, Gorey: Terrassenlokal mit Blick aufs Meer und das Mont Orgueil Castle, kredenzt u. a. Lobster mit königlichen Kartoffeln (saisonal). www.sumasrestaurant.com

Hoteltipps Pomme D’Or, St. Helier: 4*-Hotel mit Geschichte, nette Zimmer, gute Küche, zentrale Lage mit Blick auf den Liberation Square, ideal zum Ausschwärmen. http://www.seymourhotels.com/pomme-dor-hotel/
– Somerville Hotel, St. Aubin: Feines 4*-Haus mit 59 eleganten Zimmern und gemütlicher Lobby, gehört zu den besten Landhaushotels auf Jersey. Sehr gemütlich, sehr empfehlenswert – auch die Küche.
Das Dinnermenü bestellt man bereits beim Aperitif in der Bar. www.somervillejersey.com

Angebote Prima Reisen offeriert 8-tägige Flug-/Busrundreisen zu/auf Jersey, Guernsey, Herm und Sark. „Inselhüpfen“-Termine: 4. 6.–11. 6.; 11. 6.–18. 6.; 18. 6.–25. 6.; 25. 6.–2. 7.; 2. 7.–9. 7.; 17. 9.–24. 9.; 24. 9.–1. 10. 2016
Im Pauschalpreis von 1598 €/P/DZ bzw. 1975 € im EZ Inkludiert: Austrian-Flug Wien –Jersey–Wien inkl. 120 € Gebühren, Transfers und Ausflüge, 3*-Hotels auf Jersey und Guernsey, 7x Halbpension, Deutsch sprechender Guide, Eintritte, Inlandsflug/Fähre

– „KanalinselnEnglands schönste Inselwelt“: Bei dieser 8-tägigen Reise wählen die Gäste ob und welche Ausflüge sie vor Ort machen wollen. Logis: 3*-Hotel Mayfair, St. Helier; Termine: 4. 6.–11. 6.; 11. 6.–18. 6.; 18. 6.–25. 6.; 2. 7.–9. 7. 2016
Im Pauschalpreis von 999 € pro Person im DZ (EZ 1249 €) inkludiert: Austrian-Flug Wien– Jersey–Wien, 120 € Gebühren, Transfers, 7x Ü/F im Hotel, (HP zubuchbar), Deutsch sprechende Reisebetreuung. Tagestouren: rund um Jersey 69 €, Insel Guernsey 119 €, Sark 129 €

Info & Buchung Prima Reisen, Favoritenstraße 42, 1040 Wien, Tel: 01/5050222-0, favoriten@primareisen.com

Auskünfte www.jersey.com, vistiguernsey.com

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