Hüttengaudi auf hohem Niveau

Sarsteinhütte
Plumpsklo war einmal, über der Baumgrenze gibt’s den gleichen Komfort wie im Tal.

Die alte Adamekhütte am Dachstein-Gletscher. Bei vielen Bergsteigern, die die 40 schon überschritten haben, läuft allein bei Erwähnung des Namens ein Heimatfilm im Kopf ab. Woran man sich gerne erinnert: an den Aufstieg von den Gosauseen, den Geruch von Alpenkräutern und ausgebleichten, wackeligen Holzbänken vor der Hütte, den Anstieg auf den Hohen Dachstein zeitig in der Früh. Was man dabei ebenso gerne vergisst: das eiskalte Klo, die Enge im Lager, das Müllvergraben. In den 80er- und 90er-Jahren holten Freiwillige des Alpenvereins die zerdrückten Blechdosen zu Tausenden unter Steinen oder aus Spalten hinter der Hütte vor. Diese „Umweltbaustellen“ waren das erste Zeichen, dass sich die Zeiten über der Baumgrenze geändert hatten.

Hotel im Hochgebirge

Heute tragen von den 588 Hütten der Alpenvereine in Österreich, Südtirol und Deutschland 85 das Umweltgütesiegel. Statt übel riechender Matratzenlager und Dieselaggregaten gehören Solarkollektoren, wassersparende Toiletten, umweltverträgliche Putzmittel, Nirosta-Küchen, gepflegte Zimmer und Rauchverbot zum Standard der neuen Hüttenwelt. Auch vier Naturfreundehäuser fallen in diese Kategorie, die sich mit Beherbergungsbetrieben im Tal messen können (www.alpenverein.at, www.naturfreunde-huetten.at).

Für Freunde naturbelassener Bergromantik sind noch genug urige Hütten übrig, wie etwa die Sarsteinhütte im Salzkammergut. Hans Hödl, ehemaliger Leiter der steirischen Naturfreunde, gefallen die Neuerungen besser: „Grundsätzlich denke ich, dass man auf das, was als Hütten-Romantik verklärt wird, durchaus verzichten kann.“ Bei langen Wanderungen steigt Hödl sogar zwischendurch ins Tal ab, „wo ich den Komfort habe und nicht mit weiß Gott wie vielen Leuten mein Lager teilen muss. Man gewöhnt sich einen gewissen Lebensstandard an“. Hödl, naserümpfend: „Ich habe die Adlersruhe am Großglockner (Erzherzog-Johann-Hütte, 3454 m, Anm.) vor dem Umbau gekannt. Dort sind die Fäkalien aus dem offenen Häusl in einer breiten Schneise zu Tal geronnen. Richtung Pasterze.“

Karls liebste Hütten

Genießer Karl Hödl empfiehlt folgende Hütten:

- Buchsteinhaus (1546 m): Behagliche, 2010 umgebaute Gesäuse-Schutzhütte; Stromversorgung über Fotovoltaik.

- Pinzgauerhütte (1704 m): Sonnenterrasse; getrennte Damen-/Herrenduschen; der Hirschbraten ist ein Hit.

- Liezener Hütte (1767 m): liebevoll gestaltete und gut besuchte Selbstversorger-Hütte im Toten Gebirge.

- Gföhlberghütte (825 m): Nichtraucherhütte im Wienerwald mit Natur-Spielplatz.

Qualität kostet

Zwischen 8 und 14 Millionen Euro zahlt der Alpenverein für die Einhaltung der Behördenauflagen für seine modernen Hütten, vor allem in Brand- und Arbeitnehmerschutz wird investiert. So kommt es, dass die Franz-Senn-Hütte (Stubaier Alpen auf 2174 m) über eine gewöhnungsbedürftige Metall-Fluchttreppe verfügt. „Schaut furchtbar aus“ meint Wirt Horst Fankhauser.

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