Spanische Traumstrände, Schinken und eine Jungfrau
Warum essen die Spanier zum Frühstück meistens Toast? Haben sie das von den Engländern übernommen? Nein, eher umgekehrt. Ich war ja schon oft in Spanien, aber ich musste erst nach Huelva kommen, um Antwort auf diese so wichtige Frage zu erhalten.
Huelva ist vorwiegend ein Urlaubsziel für Spanier und gar nicht überlaufen, touristisch nur bedingt erschlossen. Ein beachtlicher Teil der Sierra (Berge) im Norden und mehr als die Hälfte der Küste sind Nationalparks. Abgesehen von der unberührten Natur fasziniert das Licht. Nicht umsonst heißt dieser Teil Spaniens Costa de la Luz, Küste des Lichts.
Naturpark Doñana
Sand vom Atlantik und das Schwemmland des Guadalquivir bilden eine einzigartige Landschaft mit Lagunen, Sümpfen und Marschland, Marismas genannt. Durch diesen unwirtlichen Landstrich ziehen jährlich zum Pfingstfest rund eine Millionen Pilger – in traditionellen andalusischen Gewändern, mit Pferd und Wagen wandern sie den Camino zur „María de los Remedios“ (Madonna der Immerwährenden Hilfe) in El Rocío, einem kleinen Ort inmitten der Marismas.
Hilfe für Kolumbus
Schweine im Eichenwald
Von La Rábida nordwärts fährt man durch die bizarre Landschaft der aufgelassenen Bergwerke von Riotinto. Sie waren im 19. Jahrhundert ein Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung von Huelva und auch die Wiege des spanischen Fußballs, wegen der Briten, die die Minen leiteten und das Spiel den Bergleuten beibrachten.
Auch als Reisender kann man sich überall gütlich tun: an den Schweine in Form von Schinken, der besten Gazpacho (kalte Gemüsesuppe) Spaniens in Aracena, Fischen und Muscheln an der Küste, oder frischen Beeren. Die gebotenen Speisen sind meist einfach aber von ausgesuchter Qualität. „Spanier sind jederzeit bereit, für ein gutes Essen auch einen Umweg in Kauf zu nehmen“, sagt Javier Rodriguez Mañas, Direktor des Fremdenverkehrsamtes.
Apropos Essen: Wir wollen ja nicht die Antwort auf die anfangs gestellte Frage vergessen. Javier zeigte es anschaulich: Das Weißbrot muss getoastet sein, damit man darauf eine Knoblauchzehe verreiben kann. Darüber werden fein gehackte Paradeiser verstrichen, das Ganze mit Olivenöl beträufelt – und fertig ist das Frühstücksbrötchen.
Schinken ist nicht gleich Schinken. Um die Unterschiede auch Laien klar zu machen, wurde in Aracena ein Museum eingerichtet. Die Flagge, die den Eingang ziert – ein Stück Schinken auf einem typischen Messer – sieht aus wie Österreichs Fahne.
Im Museum lernen wir, dass der Jamón Ibérico, der in Huelva erzeugt wird, sich vom bekannteren Serranoschinken deutlich unterscheidet. Er darf nur von den schwarzen iberischen Schweinen stammen. Kennzeichen sind die länglicher Form und die schwarzen Hufe, die Pata negra. Schultern und Keulen werden in Salz eingelegt (ein Tag pro Kilo) und danach zwei bis drei Jahre an der Luft getrocknet.
Je besser die Qualität, desto dunkler die Farbe und desto mehr helle, kristallartige Einsprenkelungen hat das Fleisch. Diese Kristalle sind ein Zeichen dafür, dass die Tiere vorwiegend mit Eicheln und Kastanien gemästet wurden.
Das Aufschneiden des Schinkens ist eine eigene Wissenschaft. Dazu werden landesweit Wettbewerbe veranstaltet.
Der Jamón Ibérico ist angeblich so gesund, dass er, obwohl Schweinefleisch, den Cholesterinspiegel senken kann.
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