Was uns an Kreta so fasziniert
Im Dorf Krasi steht eine riesige Platane, 2000 Jahre alt soll sie angeblich sein, runde 20 Meter misst der Stamm am Fuße des Baumes. „Man erzählt sich, dass Zeus, der oberste Gott der griechischen Mythologie, unter diesem Baum die phönizische Prinzessin Europa geschwängert haben soll. Zuvor hatte er sie in der Gestalt eines Stieres aus ihrer Heimat entführt. Ihr Sohn Minos ist der Gründer der minoischen Kultur“, erzählt Tassos, der Fremdenführer. Die minoische Kultur gilt als die erste Hochkultur Europas.
So lassen sich die prägenden Perioden der kretische Geschichte – mykenische, venezianische und osmanische Kultur – in der kleinen Dorfstraße von Krasi zusammengeballt erleben. Deren Spuren sind überall auf der Insel zu finden: Die minoischen Palastanlagen in Knossos und Malia, die venezianischen Festungen und Hafenanlagen in Heraklion oder auf der Insel Spinalonga und die Moschee in der Hafenstadt Rethymno.
Geteilt in Nord und Süd
Die touristischen Zentren zwischen Chania im Westen, Rethymno, Heraklion und Agios Nikolaos im Osten befinden sich alle im Norden. Sie werden durch eine gut ausgebaute Straße verbunden, welche mit blühenden Oleanderbüschen gesäumt ist sowie mit kleinen Gedenkkapellen, die wie Taubenschläge aussehen und an die Opfer tödlicher Unfälle erinnern.
In engen, gewundenen Straßen geht es von der Küste in das Innere das Landes. Die Hügel und Berghänge sind im Westen grüner als im Osten. Olivenbäume bestimmen die Landschaft in den Niederungen, Kermes-Eichen und Macchie bedecken Berge und Schluchten über 800 Meter Seehöhe. Immer wieder trotten Ziegen über die Straße, in den Lüften kreisen Bart- und Gänsegeier.
Die wilde und zugleich anmutige Landschaft ladet zum Wandern ein. Der europäische Fernwanderweg E4 führt quer über die Insel, über ausgedehnte Hochebenen und durch malerische Schluchten. Am bekanntesten ist wohl die Samaria-Schlucht, mit 17 km Länge eine der längsten Europas, die direkt ans Libysche Meer führt.
Der Weg durch die Agios-Antonios-Schlucht führt zu einer kleinen Kapelle. Die Felsen rundum sind mit Ikonen und Votivgaben behangen sowie mit kleinen Zettelchen bespickt, auf denen Gläubige ihre Wünsche geschrieben haben. Die Andacht der vielen Pilger lässt die malerische Schlucht wie eine Kathedrale wirken.
Die mystisch angehauchte Atmosphäre ist an vielen Orten spürbar, wenn man den touristischen Trubel hinter sich lässt; in den pittoresken Gassen von Rethymno genauso wie in Agios Nikolaos. Das malerische Ortszentrum liegt an einer fast kreisrunden Bucht: „Das ist eigentlich keine Bucht, sondern ein Süßwassersee“, erklärt Nektarios, der uns diesmal führt. „Erst die Türken haben 1870 den Voulismeni-See mit dem Meer verbunden. Er ist nur 137 Meter breit, aber sehr tief. Offiziell ist er 67 Meter tief, aber man sagt, dass er keinen Boden hat. Die Nazis haben zu Kriegsende dort Panzer und Lkw hineingeworfen. Als die Einheimischen danach die Sachen herausholen wollten, fanden sie nichts. Sogar der Tiefseeforscher Jacques Cousteau untersuchte den See und konnte nichts finden. Man sagt, dass es eine unterirdische Verbindung mit der Insel Santorin gibt.“
Nektarios spricht fließend Deutsch und ist, zumindest, was Kreta betrifft, ein wandelndes Lexikon. Stolz zählt er die Stars und Berühmtheiten auf, die in den Luxushotels in der Bucht von Elounda abgestiegen sind: Brad Pitt und Angelina Jolie, Tom Hanks oder Lady Gaga.
Auf die Wirtschaftskrise angesprochen, erklärte Nektarios: „Wir sind wie die Bayern von Griechenland. Wir sind sehr selbstbewusst, ein bisschen stur, rustikal und eigenbrötlerisch, und wirtschaftlich geht es uns auch etwas besser.“ Von ihm kommt kein Jammern, im Gegenteil, er sieht die Krise schon auch hausgemacht, was er mit einer Episode erläutert.
Info
Highlights Knossos, CretAquarium in Chersonissos, Muschelstrand in Elafonisi, Lassithi-Hochebene mit der Zeus-Höhle, Wandern durch die Samaria-Schlucht.
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Kreta-Reisende kommen an Oliven nicht vorbei. Die Bäume sind bis auf eine Höhe von 800 Metern überall zu sehen. Es dürften zwischen 15 und 16 Millionen auf der Insel wachsen, sie machen geschätzte 25 Prozent des Pflanzenbewuchses und fast die Hälfte der für Landwirtschaft genutzten Fläche aus. Mehr als 80 Prozent gehören zur Sorte der Koroneiki-Olive. Diese ist relativ klein (etwa 1–1,5 cm)und wird in Kreta gern zum Essen gereicht. Das daraus gewonnene Öl hat einen würzigen Geschmack mit Nuancen von Zitrone. Es gibt auch eine Vielzahl an lokalen Sorten, die jeweils als die Besten angepriesen werden.
Boden und Klima auf Kreta sind für die Ölbäume ideal, nur etwa 20 Prozent der Bäume werden auch bewässert. Die Oliven werden zwischen Oktober und März geerntet, also genau in der Zeit, in der sich kaum Touristen auf der Insel befinden. Je reifer die Früchte, desto besser für den Verzehr, der Großteil wird jedoch zu Öl verarbeitet.
Bei der Ernte werden entweder die Äste abgesägt (und der Baum somit gleich zurechtgeschnitten), oder die Früchte mit Stöcken von den Bäumen geschlagen und in darunter ausgelegten Netzen gesammelt.
Kretisches Olivenöl zählt zu den besten der Welt. Die Qualität hängt nicht nur von der Pressung, sondern von vielen Faktoren ab: Sorte, Reifegrad, Zeit, Temperatur und Dauer der Verarbeitung und Lagerung wirken sich alle auf den Geschmack und die Qualität aus. Die besten Güteklassen, also die sogenannten kaltgepressten Öle heißen bei uns „Natives Olivenöl Extra“ und „Natives Olivenöl“. Bei diesen Güteklassen beträgt die Temperatur beim Pressen nicht mehr als 27°. Der Säuregehalt darf nicht mehr als 0,8 Prozent (Extra) bzw. nicht mehr als 2 Prozent betragen.
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