Endlich Zeit für Kinder: Manager-Papa erzählt über Familienørlaub
Die Vorfreude war riesig. Nach viel zu viel Arbeit in den vergangenen Monaten konnte ich den Urlaub mit Tobias und Anna kaum erwarten. Ich freute mich auf jene Erlebnisse, auf die sich viele Eltern zu Ferienbeginn freuen: Das erste Mal mit meinem Vierjährigen eine Angel auswerfen und gemeinsam den Griller anheizen, mit meiner Tochter (2) regionales Essen probieren – in unserem Fall Fisch in überragender Qualität und Vielfalt, den es in Norwegen schon im kleinsten Supermarkt gibt.
Ja, Norwegen. Wir haben für den ersten langen Familien-Urlaub Wohnwagen und Norwegen gewählt, schon lange eine Sehnsuchtsdestination und ein toller Ort für Kinder. Hier kann man vor beeindruckender Kulisse Boot fahren, Elchen und Rentieren über den Weg laufen, Wasserfälle sehen – und fantastische Straßen! Um jeden Seitenarm eines Fjords schlängeln sie sich talein und bergauf und bieten bei zwangsläufig niedriger Durchschnittsgeschwindigkeit abwechslungsreiche Reisekilometer.
Auf so einem Trip ist bereits die Anreise abenteuerlich. Wir wollten flexibel und frei sein und fuhren mit dem Auto per Autoreisezug nach Hamburg und weiter mit der Fähre von Kiel nach Oslo. Damit die Kinder schon zu Beginn einen Fjord erleben – den Oslo-Fjord aus der Wasser-Perspektive. Viele lieben Norwegens Hauptstadt wegen der Museen und Festivals, wegen Fischmarkt und Holmenkollen, wegen der modernen Architektur und Kulinarik ... aber für uns war es nicht das Ziel der Reise. Wir wollten in die abenteuerliche Natur Fjord-Norwegens.
R wie Reisen wie Kindern
Beim Reisen mit Kindern entsteht Begeisterung in gewöhnlich wirkenden Momenten, zum Beispiel bei der Übernahme des Caravans. Rasch haben Tobi und Anna das mobile Schneckenhaus erobert, ihre Stockbetten besetzt und den gesamten Innenraum als Spielzimmer okkupiert. Während ihre Mama aus dem Wohnwagen ein Zuhause machte, widmete sich Papa der Technik – Entleeren des Chemie-Klos, Ausfahren der Nivellier-Stützen, Füllen und Ablassen der Wassertanks. Sich selbst versorgen, alles immer dabei haben, auch das Lieblingsspielzeug ... wir wollten bei unseren Entdeckungen für die Kinder eine gewohnte Umgebung schaffen und auch bei Schlechtwetter komfortabel reisen. Das funktioniert in Skandinavien wegen des Jedermannsrechts besonders gut: Es ermöglicht wildes Campen, auch auf Privatgründen, in Mindestabstand zu bewohnten Häusern. Das Gesetz gilt zwar nur für Wanderer in Zelten, aber auch eine Übernachtung mit Anhänger oder Wohnmobil wird geduldet. So schläft man einerseits direkt in der fantastischen Landschaft und darf andererseits (nur auf Seen!) für den eigenen Verzehr fischen – ein toller Vater-Sohn-Moment, für uns zwar ohne Erfolg, aber mit großer Begeisterung.
Geheimtipps
Campingplätze wiederum bieten Kindern Spielplätze und -gefährten, den Eltern die Annehmlichkeit einer ausgiebigen Dusche. Und wir bekamen dort tolle Infos zu Highlights abseits der bekannten und (vor allem zur Hauptsaison) überlaufenden Touristenziele: Wir besuchten einen Künstler, der im Privathaus ausstellt. Wir kauften direkt beim Bauern ein. Besonders schön war die Wanderung, auf der wir mit Tobias und Anna einen Aussichtsfelsen erklommen, einen Fluss durchwatet und einen Elch gesehen haben.
Viele Sehenswürdigkeiten in Norwegens Südwesten sind mit anstrengenden Aufstiegen verbunden. Wir wollten sie den Kindern bewusst nicht zumuten, denn selbst der grandiose Ausblick vom Preikestolen macht für Kinder nicht zwei Stunden Anmarsch wett. Wir blieben einfach noch einen Tag und wechselten uns mit Wandern und Kindern ab. Zum berühmten Geiranger-Fjord kommt man übrigens direkt mit dem Auto, in die Küstenstadt Bergen (mit dem sehenswerten Hanseviertel mit Holzhäusern) sowieso.
Am beeindruckendsten ist trotzdem die dünn besiedelte Landschaft und die hinter jeder Kurve wechselnde Szenerie. Der Weg ist hier wirklich das Ziel. Es ist beachtlich, wie sich jeder Meter der oft nur einspurigen Straßen den Gegebenheiten anpasst: Vielen Kindern gefallen die unzähligen kleinen bis großen Brücken – wir fuhren über die Hardangerbrua-Hängebrücke, mit 1,3 Kilometer die weltweit zehntlängste Brücke. Und die Tunnel – wir fuhren durch den Lærdalstunnel, mit 24,51 Kilometer der längste Straßentunnel der Welt.
Am liebsten mochte Tobias aber, wenn die Straße am Meer endet, weil die Ingenieure bei der Konstruktion nicht weiter konnten. Denn dann weicht man in Norwegen auf eine Fähre aus. Und neben dem Schiffsabenteuer bekommt man da fast immer die atemberaubendste Perspektive auf den Fjord.
Oslo
Die Anreise führt fast immer über die Hauptstadt (650.000 Einwohner). Es lohnt sich, vor der Camper-Übernahme oder der Weiterreise zumindest einen Tag dort zu verbringen. Das offizielle Reiseportal visitoslo.com fasst die Highlights perfekt zusammen
Unterwegs
Der private Vermieter unseres Wohnwagens (gebucht über finn.no) hatte für wohnliche, gute Ausstattung gesorgt und half anfangs beim Handling des 8-Meter-Anhängers.
Tipps „on the road“ holten wir auf nasjonaleturistveger.no, eine genaue Straßenkarte ist zu empfehlen. Auto mit Anhänger bietet (wenn man gut Auto fährt) die Möglichkeit des „Abkoppelns“ und daher große Flexibilität – manche Aussichtsstraßen können sonst nicht erreicht werden
Wetter
In Norwegen sollte man sich besonders in Vor- und Nachsaison auf Regenstunden einstellen, die Website yr.no half sehr bei der Planung
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