Einsame Inseln und quirlige Metropole

Karibikflair an der Pazifikküste Panamas: Die meisten Inseln hat man für sich allein
Morgens Affen und Krokodile im Regenwald beobachten. Später mit einem Häuptling Einbaum fahren und abends einen Drink in der modernen Rooftop-Bar der Metropole einnehmen – das ist Urlaub in Panama City.

Ein Delfin! Direkt vor unserem Schinakel! Das Muttertier spielt gemeinsam mit seinem Jungen mit den Wellen des Bootes. Ausgerechnet unseres Bootes! Wohl, weil es weit und breit kein Zweites gibt.

In der Bucht wäre es mucksmäuschenstill, wären da nicht die Inselbewohner, die lautstark streiten: Brüllaffen. Wenn sie laut werden, hören sie sich an wie bellende Hunde. Neugierig schwingen sie sich von Baum zu Baum. Der Bootsfahrer gibt unbeeindruckt Gas. Wir sind ja nicht wegen der Affen hier.

Im September sind die Buckelwale in diesem Teil der Pazifik-Küste unterwegs. Schon zeigt sich der Erste. Es wird brenzlig. Die Pinterest-Queen in der Runde droht wegen waghalsiger Selfie-Aktionen über Bord zu gehen. Ein zweiter Wal taucht auf, in einiger Entfernung ein dritter. Alle sind hin- und hergerissen. Das Geschehen mit freiem Auge verfolgen? Auf die Gefahr hinauf, dass man dann nicht genügend Videos zum Angeben hat? Zur Beruhigung verteilt Guide Mike frische Ananasstücke.

Dann sind die ersten Bootsinsassen blassgrün. Nicht wegen der Ananas. Wegen der Wellen, auf denen das Boot schaukelt. Nächstes Ziel: fester Boden unter den Füßen. Mike zeigt auf den weißen Sandstrand samt Kokospalmen. Dort will er anlegen, auf der Rückseite der Insel, zum Schnorcheln.

Einsam auf der Insel

Dort angekommen winkt er ab. Vor der Insel schaukelt ein quietschbuntes kleines Boot, gezählte zwei Handtücher liegen im Sand, zwischen Palmen eine rote Hängematte. "Zu viel los!"

Die nächste Insel haben wir für uns alleine. Mikes Kollege hält seine Machete martialisch in die Höhe, macht eine Arschbombe ins Wasser. Flugs ist er auf der Insel, verschwindet zwischen den Palmen.

Mit einer Kokosnuss kehrt er zurück. Unser Ritter der Kokosnuss ist der Held in der Runde der Muschelsammler. Das Türkisblau des Wassers, der weiße Strand und der Geschmack von frischer Kokosmilch verbreiten typisches Karibik-Flair auf der Pazifik-Seite Panamas.

Diese kann auch anders. Am Abend schippern wir noch einmal raus in den Mangrovenwald. Der Himmel verdunkelt sich. Über uns gleitet ein Kormoran, Stille. Mike klatscht in die Hände. Wildes Geflatter. Aus den Bäumen steigen Dutzende Kormorane auf, die sich bereits einen Schlafplatz auf der Insel gesucht hatten. Die Szenerie ist dunkel-mystisch. Auf der Nachbarinsel sitzen Pelikane reglos, wie bunte Früchte, in den Bäumen. Irgendwo streiten Brüllaffen. "Die Insel hier ist nichts für Menschen, es sei denn sie wollen von Sandflöhen zerfressen werden", sagt Mike. Jetzt prasseln dicke Tropfen auf das Boot nieder. Es ist noch immer drückend heiß. Wir trinken eiskalten Weißwein.

Panama ist ein Land der Gegensätze. In Panama-City gibt es Wolkenkratzer, Bankenviertel, eine beeindruckende Porsche-Cayenne-Dichte und Luxushotels. Daran anschließend die Altstadt, die wie aus einem Hidden-Places-Bildband entsprungen scheint. Verlassene Kolonialbauten, teils von Bäumen überwuchert – ein UNESCO-Weltkulturerbe.

Eine einstündige Autofahrt zum Dorf des Volkes der Emberá-Indios gleicht einer Zeitreise. Der Stammeshäuptling kommt uns persönlich abholen. Der 33-Jährige trägt einen blauen Lendenschurz, der farblich zum Boot passt. Das Boot besteht aus einem einzigen Stamm, ein Einbaum also. Darin düsen wir über den Gatún-Fluss. Vorbei an Bananenbäumen, Schilf und Palmen.

Im Boot mit dem Häuptling

Von weitem schon heben sich die palmgedeckten, runden Hütten des Dorfes vom Regenwald ab. Frauen mit bunten Gewändern und Blumenschmuck in den Haaren heißen die Touristen willkommen. Für die 25 Familien im Dorf ist unser Besuch nichts Besonderes, das indigene Volk lebt von Touristen. Während die Dorfbewohner mit Gesängen und Folklore-Tänzen für Unterhaltung sorgen, dösen die Kinder in den Hängematten.

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Panama

Der Häuptling erzählt von seinem Leben als Teilzeit-Indianer. Er studiert in der Stadt Tourismus – vermutlich nicht im Lendenschurz. Er reicht frittierte, in Palmenblätter gewickelte Kochbananen und Fisch und führt zum Souvenir-Shop. Dort ist auch gerade ein Papagei zu Besuch, der großes Interesse an bunten Perlenbändern zeigt.

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Völlig anders die Szenerie in Boquete, etwa eine Flugstunde entfernt. Auf 1000 Metern Seehöhe ist es vergleichsweise kühl. Ein Klima, das auch amerikanischen Pensionisten gefällt, die sich in diesem Bergdorf zu hunderten eingekauft haben. Die Region ist für ihren Geisha-Kaffee bekannt. Angeblich einer der besten und teuersten der Welt. Die Bohnen werden per Hand aussortiert, das Kilo um 80 Dollar verkauft, vor allem in China.

Container wie Lego-Klötze

Deutlich bekannter ist der spektakulärste Bau des Landes – der Panama-Kanal. Die 80 Kilometer lange Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik wird jährlich von mehr als 14.000 Schiffen als Abkürzung des Seeweges genützt. Den Kanalbetreibern bringt das neun Millionen Dollar Einnahmen. Pro Tag.

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A tugboat tows the British CMA CGM T. Roosevelt cargo vessel during its transit at the expanded canal through Cocoli Locks at the Panama Canal, on the outskirts of Panama City, Panama August 22, 2017. REUTERS/Carlos Lemos

Vom Besucherzentrum Miraflores verfolgen hunderte Menschen, wie sich riesige Tankschiffe gefolgt von kleinen Jachten im Zeitlupentempo durch die Schleusen schieben. Millimeterarbeit unter Zeitdruck. Auf offener See stehen Dutzende Schiffe in der Warteschlange. Im Info-Zentrum grölt eine Pensionisten-Runde, die im Simulator ein Schiff ungeschickt durch den Kanal steuert. Leise ist es dagegen in den Seitenarmen des Kanals.

Ein Schiff in der Größe eines Gemeindebaus schiebt sich lautlos durch den Regenwald. An Bord tausende bunte Container, gestapelt wie Lego-Steine. Der Bootsfahrer zeigt auf das Wasser. Auf einem Ast sitzt ein kleines Krokodil, das wie versteinert mit offenem Maul in die Ferne schaut. Über ihm im Wald ein Rascheln und ein bereits vertrauter Laut: Ein Brüllaffe.

Anreise Die Lufthansa fliegt ab Frankfurt direkt nach Panama City
www.lufthansa.com
Für die Einreise in das 4-Millionen-Einwohner-Land ist kein Visum notwendig.

Beste Reisezeit ganzjährig, Klima variiert je nach Region, am angenehmsten tourt man aber zwischen Anfang Dezember bis Ende März durchs Land.

Währung Die Balboa (PAB) ist nur in Münzgeld im Umlauf, wer mit Banknoten zahlt, zahlt mit US-Dollar, die beiden Währungen werden 1:1 getauscht.

Unterkünfte

Hotel Panamonte, Haus mit über 100-jähriger Geschichte in Boquete, in der Anlage mit 17 Luxuszimmern haben unter anderem John Wayne, Ingrid Bergman oder Sean Connery genächtigt. Geschichten darüber und über die Entwicklung Panamas seit dem Bau des Kanals erzählt die 90-jährige Hausherrin, eine gebürtige Schwedin, gerne abends im Kaminzimmer, ausgezeichnete Küche, www.panamonte.com
– Boutique Hotel Tantalo in der Altstadt von Panama City, jedes Zimmer wurde von einem anderen Künstler eingerichtet, Rooftop-Bar, Clubbings. tantalohotel.com
– Global Hotel Panama in Panama City, mit Pool am Dach
– zahlreiche Hotel westlichen Standards in Panama City, wie Waldorf Astoria oder Global Hotel Panama (beide mit Pool am Dach).
– Bocas del Mar Hotel in Chiriquí liegt direkt an der Küste, Ausgangspunkt für Ausflüge in den Nationalmeerespark Golf von Chiriquí, www.bocasdelmar.com

Sehenswürdigkeiten Wer wissen will, welche Bedeutung das vulkanische Verbindungsland zwischen Nord- und Südamerika mit seiner Artenvielfalt auf die Biodiversität der Welt hat, ist im Museum of Biodiversity richtig. Die interaktive Gestaltung unterhält jeden Museumsmuffel. Geplant hat das bunte Gebäude Stararchitekt Frank Gehry
– Ein Muss für Panama-Besucher: Der Panama Kanal: Jährlich passieren rund 14.000 Schiffe den 80 Kilometer langen Kanal, bei seinem Bau starben 25.000 Menschen, www.panamacanal.com

Ausflug zu den Emberá-Indianern www.emberavillagetours.com/

Auskunft www.visitpanama.com

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