Österreich lebt seinen Föderalismus, und leistet sich 48 Naturparks verteilt auf sieben Bundesländer – Wien und Vorarlberg haben keine eigenen Naturparks ausgewiesen. Immerhin 90 Prozent der heimischen Landschaften, von den burgenländischen Weingebirgen über die oberösterreichischen Flyschberge bis zu den schroffen Zweitausendern der Radstädter Tauern. Als Einstieg in diese ursprünglichen Natur- und Kulturlandschaften leistet der neue Bildband „Naturparke in Österreich“ (sprachlich ist „Naturparke“ wie „Naturparks“ als Mehrzahl richtig, Anm.) hervorragende Dienste. Wer ihn durchblättert wird feststellen, wie wenig er seine Heimat doch kennt.
Das wird immer mehr Menschen bewusst, wie die steigenden Teilnehmerzahlen an den Naturführungen und anderen Veranstaltungen zeigen: 150.000 Besucher verzeichneten die
Naturparke im Vorjahr, ein neuer Rekordwert.
Man möchte überall gleichzeitig hin, so schön sind die Bilder, aber letzten Endes entscheiden sich die Österreicher immer für die gleichen Ziele. Man könnte von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Naturparks sprechen, sagt Geschäftsführer
Thomas Handler. Auch wenn es keine klare Nummer eins gibt, sind der Tierpark Sparbach nahe Wien sowie die Tiroler und burgenländischen Naturparks die Spitzenreiter betreffend Beliebtheit und Bekanntheit, erläutert Handler.
Dann gibt es eine Reihe kleiner, aber feiner
Natur-Inseln, die kaum einer kennt, wie den Naturpark Mattseer Buchberg (801 m) mit nur 40 Hektar Fläche oder die Kalkklippe Falkenstein (1011 m), mit nur 17 Hektar eine Rax im Miniformat.
Geheimtipp Sölktal
Aber die Größe ist es nicht alleine, manche Naturparks sind so abgelegen, dass sie es prinzipiell schwer haben, überhaupt wahrgenommen zu werden. So hat nicht einmal die Ski-Weltmeisterschaft in Schladming etwas am Geheimtipp-Status der Sölktäler geändert, obwohl in den Seitentälern der Enns schon vor 30 Jahren ein eigener Naturpark etabliert wurde (siehe Ausflugstipp rechts). „Ein extrem schönes Gebiet, touristisch aber völlig unbekannt, selbst unter den Schladmingern, obwohl der Naturpark nur 30 Kilometer entfernt ist. Da kann man einen Tag lang an wunderschönen Bergseen und Wasserfällen vorbei gehen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.“
Wenn es um Vollständigkeit geht, kann man dem Naturparkverband jedenfalls keine Vorwürfe machen. Gar nicht vertreten sind nur wenige Landschaftstypen, es fehlen nur noch die vulkanischen Landschaften der Südoststeiermark, die Karawanken im Süden Österreichs sowie das Gurktal, um die Sammlung zu komplettieren. Handler nüchtern: „Es hat aber keinen Sinn, mit Gewalt Schutzgebiete zu gründen, dann steht dort eine Tafel, aber es gibt niemanden in der Bevölkerung, der das Schutzgebiet trägt. Das lebt dann einfach nicht.“
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