So cool ist Silvester in New York

Jedes Jahr im Dezember dreht sich in unseren Wohnzimmern im Film „New Year’s Eve“ alles um die fulminante Silvesterparty am Times Square. Vor dem Fernseher fiebern die Zuschauer mit Jon Bon Jovi, Ashton Kutcher, Sarah Jessica Parker und Katherine Heigl mit, ob es bis zum „Ball Drop“ um Mitternacht ein Happy End gibt. Viele wünschen sich, dieses Spektakel einmal selbst zu erleben. Mittendrin statt nur dabei.

Und wirklich: Am 31. Dezember pulsiert der Times Square noch mehr als an jedem anderen Tag in dieser verrückten Stadt. Sie ist noch voller, lauter, aufgeregter. In dieses Erlebnis muss man kopfüber hineinspringen: Die riesigen, grellbunten Werbetafeln mit ihren Neujahrsspecials bewundern. An einem der kleinen Stände einen Party-Hut oder eine Glitzer-Tiara mit der Freiheitsstatue und der Jahreszahl kaufen. Die berühmte Glaskugel bei Tageslicht ansehen, denn am Abend kann man sie aus der Entfernung kaum erkennen. Und am Nachmittag ein paar Countdowns auf der riesigen Video-Wand mitzählen, wenn irgendwo auf der Welt bereits das neue Jahr beginnt.

Eine Million Partygäste

Die Stadt ist schon Tage davor voll mit Reisenden und Fernsehteams aus der ganzen Welt, aber vor allem aus den USA. Während sich die Touristen auf dem Times Square versammeln, feiern die coolen New Yorker lieber in Brooklyn: im hippen Williamsburg oder in Prospect Park mit Riesenfeuerwerk. Die Einheimischen flüchten aus der Party-Gegend, in der ab 15 Uhr Ausnahmezustand herrscht.

Die Times-Square-U-Bahnstation wird abgesperrt, damit es zu keinem Gedränge am Bahnsteig kommt. Hotelgäste in dem Bereich brauchen einen Ausweis, damit die Polizei sie zu ihrem Eingang lässt, und Besuch aufs Zimmer mitzunehmen ist verboten. Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng. Bereits am Vormittag stellen sich die ersten Besucher an, um sich die besten Plätze zu sichern. Eine Million werden es bis zum Abend.

Die Logistik dafür ist beeindruckend. Schon am Vortag werden zwischen 34. und 49. Straße Absperrungen aufgestellt, bei denen an der Seite Platz zum Durchgehen und für Einsatzkräfte ist. Sobald am Silvester-Nachmittag ein Bereich gefüllt ist, wird dahinter abgesperrt.

Kein Alkohol auf der Straße

Wer fürchtet, die Partygäste wären bis am Abend betrunken, der irrt gewaltig: Anders als etwa am Wiener Silvesterpfad darf in New York kein Alkohol mitgenommen werden. Vermutlich wollen die Party-People ohnehin nicht trinken, denn WCs sind weit entfernt – und wer seinen Platz verlässt, kann nicht mehr zurückkommen.

Da haben es die Gäste gemütlicher, die rechtzeitig Tickets in den umliegenden Restaurants und Bars reserviert haben. Dutzende Lokale rund um den Times Square verkaufen bereits jetzt ihre Silvester-Tickets mit Dinner und freier Bar. Am begehrtesten sind die Restaurants zwischen 42. und 46. Straße in der Nähe der Showbühne: Um dorthin zu kommen, dürfen sich die Gäste mit ihren Zutrittskarten im abgesperrten Bereich bewegen. In Lokalen wie Hard Rock Café und Bubba Gump Shrimp Company sind die Plätze schon lang vor Silvester ausverkauft.

Nach oben gibt es kein Limit: Ab 3000 Dollar für zwei Personen können sich noble Partygäste in der R Lounge die Zeit bis zum Mitternachtscountdown vertreiben und direkt auf das Treiben am Times Square sehen. Unten wird inzwischen bei null Grad gefeiert. Gerüchte sagen, dass dort heuer Taylor Swift auftreten soll. In den Vorjahren kamen etwa Lady Gaga oder Melissa Etheridge als Stargäste.

Sehr emotional ist eine junge Tradition in der 111-jährigen Geschichte der Times-Square-Party: Kurz vor Mitternacht singt ein Star live John Lennons „Imagine“ – und Hunderttausende machen mit und wünschen sich eine Welt in Frieden. In den letzten 60 Sekunden sinkt der berühmte Licht-Ball, dann zählen alle den Countdown und fallen einander in die Arme. In den ersten Minuten des neuen Jahres flirrt die Luft von Millionen Konfetti, aus den Boxen dröhnt laute Musik und es ist wundervoll, wenn das Leben so voller Energie ist.