Costa Ricas unberührte Natur hautnah erleben

350 verschiedene Vogelarten gibt es im Dschungel im Süden von Costa Rica.
Der Dschungel im Süden Costa Ricas zählt zu den vielfältigsten Ökosystemen der Erde. Nur wenige Wanderer verirren sich im ansonsten vom Tourismus überlaufenen Land hierher.

Die Erde unter den Füßen ist rot und lose. Bei jedem Schritt kullern ein paar Steine den Berg hinab. Die Luftfeuchtigkeit ist immens hoch, Schweiß rinnt die Stirn hinunter. Zirka 700 Meter geht es steil "la cuesta roja" (den roten Hügel) hinauf. Das bedeutet 30 Minuten lang durchbeißen. Dann ist es geschafft. "La cuesta roja" ist der letzte steile Aufstieg der rund sechsstündigen Wanderung durch den Dschungel im Süden Costa Ricas, wo es rund um Felsen, über Wurzeln und durch Flussbetten geht. Die Kräfte noch einmal zu bündeln lohnt sich. Denn die Aussicht, die sich am Gipfel bietet, ist atemberaubend.

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Piedras Blancas zählt zu den vielfältigsten Ökosystemen der Erde. Die Baumvielfalt ist immens, es wachsen die meisten unterschiedlichen Bäume in ganz Costa Rica. Unter anderem ist hier der mächtige Kapokbaum beheimatet, einer der größten Bäume in tropischen Regenwäldern. Über dem grünen Blätterdach des Regenwaldes fliegen etwa 350 verschiedene Vogelarten – darunter hellrote Ara, Königsgeier und Kolibri. Unter den Säugetieren sind Nasenbären, Stinktiere, Jaguare, Pumas, Kapuziner- und Totenkopfäffchen, sowie – wie könnte es in Costa Rica anders sein – Faultiere zu finden.

Die Luft ist erfüllt von den Geräuschen, die durch das Zusammenspiel der verschiedenen Insekten, Vögel, Frösche und dem Plätschern des Flusses entstehen. In letztgenanntem können auch die Flaschen aufgefüllt und die Füße gekühlt werden. Ein Mann auf einem Pferd bringt das Mittagessen: Tamal – in Bananenblätter gewickelte Maisfladen, die mit Bohnen und Ei gefüllt sind.

Keine Straßen

Nach einer weiteren halben Stunde erreicht man das Haus der Familie Lopez. Es ist ein offenes Holzgebäude, das zu großen Teilen auf einem riesigen Fels erbaut wurde. Fenster oder Türen gibt es keine, weil es ohnehin immer warm ist. Der zahnlose Vater begrüßt seine Gäste mit einem breiten Lächeln und schüttet Wasser über die verdreckten Schuhe. Das Grundstück besteht aus einer kleinen Zuckerrohrplantage und einem Stall, wo Kühe, Schweine und Hühner gehalten werden.

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Flor Maria und Ormidas leben seit 30 Jahren auf diesem Anwesen und haben hier ihre 18 Kinder großgezogen, von denen die meisten mittlerweile schon ausgezogen sind. Im großen Bettenlager im ersten Stock stehen daher heute genügend Betten für Besucher bereit. Nur fünf weitere Familien wohnen ebenfalls hier. Es gibt eine Volksschule. Zwei Kinder besuchen sie momentan. Wenn sie die nächste Schulstufe erreichen, müssen sie umziehen, die weiterführende Schule befindet sich sechs Stunden entfernt. Straßen gibt es keine. Fortbewegen kann man sich hier, im Dschungel, nur zu Fuß oder mit Pferden.

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Oder – ab und zu – mit Ziplines und Booten. Denn durch Piedras Blancas fließt der "Rio Savegre". Er zählt zu den saubersten Flüssen am amerikanischen Kontinent. Mit Raftingbooten kann man durch Stromschnellen der Klassen II bis IV paddeln. Ziplines wiederum sind über den Fluss gespannt, um in kleinen "Käfigen" Personen oder Frachten mechanisch über den Fluss bringen zu können. Auch eine Zipline, die nur für den Spaßfaktor existiert, gibt es im Regenwald. Dabei startet man im Dickicht der Bäume, fliegt dann über ihre Wipfel und den Fluss hinweg und kann dabei die Aussicht genießen, während man gut beraten ist, die Balance zu halten.

Traditionelle Zubereitung

Flor Maria bereitet kräftigen Kaffee auf traditionelle Weise zu: Heißes Wasser wird durch einen Filter, eine Art Socke in dem sich der gemahlene Kaffee befindet, geleert. Fertig. Ormidas schlägt mit einer Machete einstweilen ein paar Zuckerrohre und zeigt dann, wie er Karamell mithilfe einer mechanischen Drehwinde und einem großen Holzofen herstellt. Zum Abendessen gibt es Reis, Bohnen, selbstgemachte Tortillas, frische Ananas und Papaya, sowie Rambutan, eine Litschi-ähnliche Frucht.

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Höchster Wasserfall

Nach drei weiteren Tagen im Dschungel, bei denen man von einer Unterkunft zur anderen wandert, sich in der Sauna erholen und im Fluss erfrischen kann, dessen Tosen auch Nacht für Nacht das Wiegenlied ist, das einen bis in den Schlaf begleitet, geht es zurück in die Zivilisation: Nach Dominical. Diese Surferstadt versprüht pure Entspannung. Hier können die Batterien wieder aufgeladen werden. Auf der kleinen Hauptstraße reihen sich Cafés an kleine Geschäfte und aus den Lautsprechern dringt sanft die Stimme von Bob Marley, der singt: "Girl, I want to make you sweat…".

Das Lied kann auch als Vorwarnung vor dem nächsten Tag gesehen werden: Da geht es 3800 Stufen hinauf zur Diamante Verde Höhle, die sich hinter Costa Ricas höchstem Wasserfall befindet. Die Höhle windet sich wie ein Schlauch in den Berg und wird vorne nur vom Wasserfall begrenzt. Geschlafen wird auf kleinen steinernen Erhebungen in Schlafsäcken, in die sich schon auch mal Spinnen oder Schlangen verirren.

Von der Oberkante des Wasserfalls bieten sich beeindruckende Naturschauspiele. Weil der Wasserfall auf über 1000 Metern Höhe liegt, ziehen etwa Wolken zwischen die Bäume und bleiben dann wie weiße Wattebausche in ihren Kronen hängen. Das Spektakel kann auch aus einer anderen Perspektive betrachtet werden: Während dem Abseilen. Zuerst geht es mit den Füßen an der Wand, dann freihängend die 365 Meter abwärts.

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Um sich von den Strapazen zu erholen, bietet sich ein Ausklang in Uvita an, eine Stadt am Pazifik mit knapp 1000 Einwohnern. Der Tourismus hält hier langsam Einzug, den Bewohnern ist das aber gar nicht so recht. "Costa Rica hat teilweise einen Ruf wie der Ballermann auf Mallorca.Gringos (so werden US-Amerikaner in Costa Rica genannt, Anm.) kommen, um sich zu betrinken. Aber es gibt eben auch das andere Costa Rica, das noch unberührter ist, hier im Süden. Und das will man sich behalten", sagt Pamela, die Reiseleiterin.

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Grafik

AnreiseBeispielsweise mit Iberia über Madrid nach San Jose und zurück um 769 Euro.www.iberia.com

Einreise Visum wird keines benötigt.

Beste Reisezeit Costa Rica hat ein tropisches Klima mit ausgeprägter Regen- und Trockenzeit. Die Trockenzeit dauert von Ende Dezember bis April, die Regenzeit verteilt sich auf die restlichen Monate.

Währung/Preisniveau 1 € = 700 Colon. Casado, das Nationalgericht Costa Ricas (Bohnen, Reis, Kochbanane, dazu Fleisch), kostet in einem Restaurant fünf bis neun Euro. Günstige Alternativen sind die Sodas (Imbisse) – hier gibt es etwa Gallo Pinto (Bohnen, Reis, Ei) für drei bis fünf Euro.

Sicherheit Vorsicht ist geboten, man sollte nur wenig Bargeld und Schmuck bei sich zu tragen.

Gesundheit Typhus-, Tollwut-, Cholera-, Meningokokken- und Denguefieber-Impfungen werden empfohlen. Ganzjähriges Malariarisikogebiet besteht in den atlantischen Nordprovinzen.

Unbedingt einpacken Die Taschenlampe nicht vergessen. Im Dschungel und in der Höhle wird es stockdunkel.

Buchtipp Der neue DuMont Bildatlas Costa Rica bietet viele Inspirationen und Tipps für das grüne Juwel. 10, 95 €

Angebot G Adventures bietet die 12-tägige Reise San JoseSan Isidro –Piedras Blancas–Dominical– Diamante VerdeUvitaSan Jose um 1103 Euro an. Die Reise findet ganzjährig statt. Mehr Infos unter: ☎ 01/ 2676 444, www.gadventures.com

Auskunft www.visitcostarica.com/de

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