Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

Stadttour mit dem 5er (aus dem Wien-Stadtführer von Uwe Mauch)
Ein neuer Stadtführer zeigt Wien abseits der viel zitierten Kaiserherrlichkeit. Abwechslungsreich und kostengünstig ist zum Beispiel eine Fahrt mit der Tram vom Prater zum Westbahnhof.
Von Uwe Mauch

Gerne erinnern sich Städtetouristen an die Fahrt mit dem gelben 28er – quer durch die Altstadt von Lissabon. Gibt es so eine Tramlinie auch in Wien? Ja, und auch die ist eine Reise wert.

Steigen Sie auf dem Praterstern in den 5er! Der ist seit dem Jahr 1897 das Bindeglied zwischen zwei Wiener Bahnhöfen. Vom Praterstern fährt er durch abgewohnte Arbeiter- ebenso wie durch vornehmere Bürgerbezirke zum Westbahnhof. Er ist somit eine ideale, bisher von Wenigen erkannte Erkundungslinie – für all jene, die der Wiener Gründerzeit und dem Wiener Stadtleben auf der Spur sind.

Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

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Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

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Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

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Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

Porzellanmanufaktur Augarten
Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

Gartenpalais Liechtenstein…
Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

Palais Schönborn, Wien 8.,…
Mit dem guten alten 5er durch die Wiener Gründerzeit

Palais Schönborn, Wien 8.,…
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Uwe Mauch Wien Stadtführer…

Noch steht der Zug in der Station. Zeit, um den sternförmigen Platz, der dem Prater vorgelagert ist, auf sich wirken zu lassen: In seiner Mitte steht das Reiterdenkmal vom „Konteradmiral“ (sic!) Wilhelm Freiherr von Tegetthoff. Den mögen Wiener Nostalgiker besonders, weil er die einzige Seeschlacht für Österreich gewonnen hat.

Während der ersten Fahrminuten reiht sich Zinskaserne an Zinskaserne. So nennt man in Wien graue Wohnblöcke, die bis heute Arbeiterfamilien als leistbare Unterkünfte dienen.

Erstes Highlight ist der barocke Augarten linker Hand – trotz seiner unverrückbaren Flaktürme eine der schönsten Parkanlagen Wiens. Außerdem befindet sich auf dem Areal die zweitälteste Porzellan-Manufaktur der Welt, die man auch besichtigen kann www.augarten.at.

In eine andere Welt

Über die Friedensbrücke, die über den Donaukanal führt, gelangen die Fahrgäste in eine andere Welt – in das bürgerliche Wien. Einen Besuch wert sind der Reihe nach das Gartenpalais Liechtenstein an der Alserbachstraße mit seiner Atem beraubenden Kunstsammlung www.palaisliechtenstein.com, dann das Alte AKH in der Spitalgasse (Universitätscampus mit Schanigarten im Innenhof) und das Gartenpalais Schönborn in der Laudongasse (neben dem Belvedere eines von wenigen Bauwerken in Wien, das äußerlich kaum verändert wurde, beherbergt auch das Volkskundemuseum).

Neben der Haltestelle an der Josefstädter Straße, dort, wo noch vor hundert Jahren die k.u.k. Kavallerie exerziert hat, sitzen heute erwartungsfrohe Menschen, während die Ober auf ihren Tableaus Melange und Apfelstrudel bringen. Aussteigen? Das Café Hummel ist in jedem Fall einen Besuch wert.

Dann biegt der 5er in die Josefstädter Straße, schiebt wenige Meter stadtauswärts hinauf, und schlängelt sich links in die Blindengasse, um diese parallel zum Gürtel hinunterzurollen. Schon hinter der nächsten Ampel mündet die Blindengasse in die Kaiserstraße. Diese war noch zu Zeiten von Joseph II. ein besserer Feldweg, daher auch die damalige Bezeichnung: Kaiserweg. Der Weg führte schnurgerade über das landwirtschaftlich genützte Schottenfeld.

„Entlang der Kaiserstraße hat sich in der Zeit der Frühindustrialisierung das typische Hinterhofgewerbe angesiedelt“, weiß Stadtgeograf und 5er-Fan Walter Matznetter. „In den meist zweistöckigen Biedermeier-Häusern waren etliche Gewerbebetriebe untergebracht.“

Auf einem Schild auf Nr. 99 lüftet die Landesinnung der Wiener Fleischhauer ein pikantes Geheimnis: „In diesem Hause stellte die Fleischselcher- und Fleischhauermeisterfamilie Lahner von 1832 bis 1967 die nur in Wien als Frankfurter, auf der ganzen Welt jedoch als Wiener bekannten Würstel her.“

Endstation Westend

Noch ein letztes Mal biegt der 5er ab, dann steht er auch schon vor dem Westbahnhof. Über Jahrzehnte war er Wiens Tor zur Welt – das Tor in den Westen. Hier wurde mancher Politiker, Künstler und Sportler begrüßt oder verabschiedet. Seit seinem Umbau ist der Bahnhof jedoch mehr moderner Einkaufstempel als ein Ort der Sehnsucht.

Etwas mehr als eine halbe Stunde dauert die Reise von Bahnhof zu Bahnhof. Auch unter Straßenbahnfahrern ist der 5er beliebt. „Aus psychologischen Gründen“, wie einer der Betriebsräte anmerkt. Zum Ausklang empfiehlt sich ein Besuch im zart heruntergekommenen „Café Westend“ (was für ein trefflicher Name!). Hier haben sich schon Millionen von Menschen die letzte oder auch erste Tasse Kaffee in Wien gegönnt.

Stadttour durch Wiens Eastend

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