Blues und Krokodile im Mississippi-Delta
Im Mississippi-Delta, sagt man, sind sogar die Krokodile musikalisch. Im Süden der USA, dort wo einst die schwarzen Baumwollpflücker nach der harten Arbeit ihre sehnsuchtsvollen Lieder sangen, ist der Blues zu Hause. Drum lässt Disney in seinem Zeichentrickfilm "Küss den Frosch" einen Alligator Trompete spielen. Die Froschkönig-Version spielt in den Sümpfen des Mississippi.
Einen Trompete spielenden Alligator trifft man freilich nicht auf der abenteuerlichen Reise von Memphis nach New Orleans. Aber Krokodile schon. Und jede Menge Musikerlegenden - von Elvis bis Louis Armstrong. Dazwischen begegnet man während einer etwa zweiwöchigen Tour dem ganzen Charme der Südstaaten - mit Villen à la "Vom Winde verweht", Luxusanwesen der Plantagen-Besitzer, Mississippi-Dampfern und natürlich dem Blues - dem traurig-schönen Sound des Ol' Man River.
Elvis lebt
Start der Tour könnte etwa Memphis sein - diese oft besungene City, die wie so viele US-Städte viel provinzieller ist als sie klingt. Hier trägt ein ganzer Straßenzug den Namen eines der größten Sänger der Musikgeschichte - Elvis Presley. In seinem Anwesen Graceland werden nicht nur eingefleischte Fans schwach: Der Besuch seiner Villa wird zum anschaulichen Streifzug durch sein Leben, aber auch das Lebensgefühl der 1960er-Jahre. Zumindest einen halben Tag sollte man für Graceland Zeit haben. Elvis-Fans entsprechend länger, zumal sich auch ein Besuch des Sun Studios lohnt - jenem alten Aufnahmestudio, in dem Elvis seinen ersten Song aufnahm - ein Geburtstagslied für seine Mama.
Welcome Mississippi
Wir verlassen Memphis und den Staat Tennessee. Schilder weisen darauf hin: "Welcome to Mississippi - Birthplace of American Music". Der Highway scheint eine einzige Gerade zu sein. Vorbei geht's an riesigen Baumwollfeldern. Wir überholen mit Chrom und viel Klimbim aufgemotzte Macho-Trucks und fahren in einem Kaff ein, das schon bessere Zeiten gesehen hat: Clarksdale.
Halbverfallene Häuser, vergammelte Geschäfte, wenig vertrauenerweckende Gestalten, aufdringliche Polizeisirenen - kaum zu glauben, dass das die Geburtsstätte des Blues ist.
Hollywood-Star Morgan Freeman betreibt hier seinen Ground Zero Blues Club. Da spielen abends schwarze Musiker so erdig, dass es schon fast kitschig ist. Tagsüber lohnt sich ein Abstecher ins benachbarte Delta Blues Museum, wo man in die Welt von W.C. Handy, dem "Father of the Blues" und anderen Blues-Größen eintaucht.
Noch spannender ist das B. B. King Museum in Indianola: Es vermittelt das Lebensgefühl der Schwarzen, den großen Blues, den das Leben im Mississippi-Delta nach der großen Flutkatastrophe von 1927 schrieb. 700.000 Menschen verloren damals ihr Zuhause, der oft interpretierte Blues-Song "High Water Everywhere" erinnert daran. Highlight: Jeder Besucher kann mit dem Meister Gitarre spielen. An Sommer-Wochenenden wird beim Museum ein Markt abgehalten - mit Kunsthandwerk, Fast Food und Live-Jazz.
Ein absolutes Muss jedes Trips ins Mississippi-Delta ist eine Swamp Tour - ein Bootstrip durchs Sumpfgebiet. Walter "Butch" Gucherau aus Lafayette ist einer der erfahrensten Sumpf-Guides der Region. Sanft gleiten wir mit seinem metallverstärkten Zehn-Personen-Boot durch die bizarre Landschaft. Gigantische Zypressen, die mit ihren weit verzweigten Wurzeln aus dem Wasser ragen. Ein dichter grüner Pflanzenteppich, den Butch mit seinem Boot mühelos zur Seite schiebt. Kormorane, Schildkröten, allerlei Wasservögel und natürlich die berühmtberüchtigten Mississippi-Alligatoren. Wir bekommen sie hautnah zu Gesicht. Universum live. Vor uns taucht aus dem Sumpfteppich ein Alligator auf - und bringt uns zum Schmunzeln: Sein Rücken ist übersät von Blüten und Blättern - falsche Kleider können Respekt einflößende Leute lächerlich machen ...
Die zweistündige Tour kostet 20 Dollar - und ist Massenausflügen unbedingt vorzuziehen: Größere Boote fahren nur in den tieferen Regionen des Sumpfgebietes.
Aber es gibt auch noch viele städtische Highlights auf dem Weg nach New Orleans: Das verschlafene Städtchen Natchez zum Beispiel mit seinen "Antebellum-Häusern", jenen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, die vor dem Bürgerkrieg gebaut worden waren. Viele der noblen Häuser kann man nur zu "Pilgrimage Days" besichtigen - das nächste Mal vom 6. bis 10. April 2010.
Vornehme Häuser und gute Restaurants hat auch die auf Hügeln gelegene Stadt Vicksburg zu bieten - nebst einem riesigen Memorial Park auf dem einstigen Bürgerkriegs-Schlachtfeld.
In Baton Rouge versetzt einem das Landwirtschaftsmuseum in die dunkle Zeit der Sklaverei zurück. Das neue Lousiana-State-Museum gibt einen guten Überblick über Land und Leute. Und als Ziel winkt die swingende Mississippi-Stadt New Orleans mit ihrem Altstadtviertel French Quarter, für das man mehr Zeit einplanen sollte als bloß ein paar Stunden bis zum Rückflug. Hier zeigt das Mississippi-Delta noch einmal seine ganze Musikalität - mit begnadeten Jazzern an den Straßenecken.
Tipps für Mietwagen-Trips
Auto & Hotel daheim buchen
Wer beim renommierten Veranstalter bzw. Autovermieter bucht, spart Zeit, Geld und Nerven. Meist sind die Tarife günstiger, Hotel suchen vor Ort fällt weg. Achtung: Wer in den USA ein Auto mietet, ist möglicherweise unterversichert - US-Bürger sind oft privat versichert.
Nicht beim Auto sparen
Besser 50 Dollar mehr ausgeben und die größere Kategorie buchen, als zusammengepfercht sitzen und nicht wissen, wohin mit dem Gepäck. Cabrios haben Nachteile: Weniger Platz für die Koffer, höhere Einbruchgefahr.
Weniger ist mehr
Nicht zu große Etappen wählen. Genügend Zeit für Besichtigungen einplanen, auch abseits der Highways gibt's viel zu erleben.
Navi-Geräte
Die Routenplaner helfen bei der Orientierung und haben Hoteladressen, Restaurants und Sehenswürdigkeiten gespeichert.
Beratung
Beugt bösen Überraschungen vor. Auf der Visit-USA-Website findet man Reisebüros, die sich in den USA gut auskennen. www.visit-usa.at
Info
Beste Reisezeit
März-Juni; September/Oktober bei 20 bis 25 Grad. Baumwollernte im Herbst. Ende März: Magnolienblüte in Natchez.
Highlights
- Memphis: Graceland, Sun Studio, www.elvis.com, www.sunstudio.com
-Clarksdale: Bluesclub Ground Zero, www.groundzerobluesclub.com, Delta Blues Museum, www.deltabluesmuseum.org
- Leland: Highway 61 Blues Museum, Jim Henson Museum (Muppets Show),
www.lelandms.org
- Indianola: www.bbkingmuseum.org
- Lafayette: Sumpf-Tour www.cajuncountryswamptours.com
- Baton Rouge: Landwirtschaftsmuseum rurallife.lsu.edu
Louisiana State Museum lsm.crt.state.la.us
- New Orleans: Mississippi-Dampfer, steamboatnatchez.com
Auskünfte
- Komitee "Visit USA Austria", www.visit-usa.at
- Verkehrsbüro Memphis-Mississippi in Bielefeld, Tel.: 0049/ 521/ 986 04 20, www.memphis-mississippi.de
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