Beatles, Bond & Brexit: Ausstellung zeigt Blick auf die Briten
Da liegt es also, das Originaltigerfell aus "Dinner for One", über das Butler James so kunstvoll stolpern kann. In Großbritannien kennt den Sketch kein Mensch, im deutschen Sprachraum gehört er seit Jahrzehnten so selbstverständlich zu Silvester wie Sekt. Das Bonner Haus der Geschichte hat nun das Tigerfell bei den Nachfahren des Schauspielers Freddie Frinton für eine Schau aufgespürt.
Es lag noch im Wohnzimmer von Frinton, der den Butler vor 60 Jahren verkörperte. In Bonn wird es nun wie ein wertvolles Kunstwerk hinter Glas gezeigt - in der neuen Ausstellung "Very British - ein deutscher Blick". Dieser deutsche Blick ist insgesamt geprägt von Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, von der Popkultur seit den Tagen der Beatles, von James Bond, Monty Python, Harry Potter und natürlich den Royals. "Das deutsche Interesse an Großbritannien ist weit größer als umgekehrt", stellt Museumschef Hans Walter Hütter fest.
Die Ausstellung ist vielleicht die beste seit Jahren in dem Bonner Museum. Das liegt in erster Linie an den hochkarätigen Ausstellungsstücken.
Der Ball des WM-Endspiels in Wembley von 1966 ist da - er darf allerdings nur zwei Wochen bleiben -, die Handtasche von Maggie Thatcher, das Bühnenkostüm von George Harrison und sogar ein Abendkleid, das die Queen bei ihrem umjubelten Staatsbesuch 1965 in Deutschland trug. Es wurde dem Haus der Geschichte "mit ausdrücklicher persönlicher Zustimmung von Queen Elizabeth" zur Verfügung gestellt.
Großen Raum bekommt das beiderseitige Verhältnis, das auf britischer Seite immer noch stark von der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg geprägt ist. Spitzen gegen die "Fritzen" gehören bis heute zum britischen Alltag. Im Museum zu sehen ist ein Werbespot der Biermarke Carling: Im Urlaub lassen sich die Deutschen früh morgens vom Ruf der Kuckucksuhr wecken, um rechtzeitig alle Liegen am Pool zu belegen. Doch der einzige Brite im Hotel - im Gegensatz zu ihnen ein athletischer, gut aussehender Typ - kommt ihnen zuvor, indem er sein Handtuch mit einem Meisterwurf aus dem Fenster schleudert. Nachdem es kurz auf dem Poolwasser aufgetischt ist, landet es auf dem besten Platz und entrollt sich dort von selbst. Anschließend genehmigt sich der coole Brite ein Carling und fragt die Deutschen provozierend: "Schön hier, oder?"
Zeugnisse der Versöhnung
Zu sehen sind aber auch bewegende Zeugnisse der Versöhnung. Das beeindruckendste ist ein Messgewand, das sich 2017 der Bischof von Coventry anfertigen ließ. Coventry mitsamt seiner Kathedrale wurde 1940 von deutschen Bombern zerstört. Der Chormantel zeigt aber nicht nur Bilder aus Coventry, sondern ebenso aus dem von britischen Bombern in Schutt und Asche gelegten Dresden.
Bis März 2020
Die Ausstellung hat natürlich großes Terminglück. Sie dauert bis zum 8. März 2020 - in diese Zeitspanne dürfte nach menschlichem Ermessen der Brexit fallen. Als erste Sonderausstellung werde diese dann aktualisiert und umgebaut werden, kündigt Hütter an. Die Geschichte wird weitergeschrieben.
"Was immer wieder zu Irritationen führt, ist das Verhältnis der Briten zu Europa", sagt Ausstellungsmacher Christian Peters. Das sei aber nichts Neues, wie die Ausstellung zeige. Zwar war Winston Churchill in den ersten Nachkriegsjahren einer der ersten leidenschaftlichen Befürworter einer europäischen Einigung - doch Großbritannien sollte dabei nur wohlwollender Zuschauer sein.
Um das zu erklären, zeichnete Churchill dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer 1953 drei Kreise auf, in deren Schnittpunkt er Großbritannien sah: das Commonwealth, die USA und das von ihm ersehnte "United Europe". In der Eigenwahrnehmung ist Großbritannien zwar Teil Europas, aber immer auch noch Großmacht mit globalen Ambitionen und einem innigen Verhältnis zur englischsprachigen Welt. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Kommentare