Wo einst der Kaiser mit der Schratt

Wo einst der Kaiser mit der Schratt
Vom Verkauf des legendären Gästehauses Villa Schratt, über den Zeitungen berichteten, ist keine Rede.

Seine Majestät und die Frau Hof-Schauspielerin drehten sich im Grabe um. Zeitungen berichteten kürzlich, dass die Villa Schratt zum Verkauf angeboten würde. Ein Besuch in Bad Ischl genügt, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen. "Ich denke nicht daran, zu verkaufen", sagt Linda Plech, die Besitzerin der Villa. "Wir bleiben ein Gästehaus mit ganz besonderer Tradition."

Guglhupf für den Kaiser

Wo einst der Kaiser mit der Schratt
Ein Wochenende in Bad Ischl also. Übernachtung in der Schratt-Suite. Da hat sich nicht viel verändert, seit Franz Joseph im Gartenzimmer von der "theuren Freundin" seinen Guglhupf zum Frühstück serviert bekam. Auch die Bauernstube mit dem großen Kamin ist geblieben wie zu Kaisers Zeiten. Die Biedermeiermöbel sind zum Teil noch original, Büsten und Porträts erinnern an den "Allerhöchsten Gast".
Wo einst der Kaiser mit der Schratt
Die Villa Schratt wurde 1855 vom Ischler Kurarzt Dr. Mayer als Villa Felicitas errichtet. Ab 1889, dem Todesjahr des Kronprinzen Rudolf, mietete die Schratt in den Monaten Juli und August das Baujuwel im Landhausstil, sehr zur Freude des Kaisers, der den "Vortheil der Nähe" genoss und einen hölzernen Steg über die Ischl zimmern ließ, den er jeden Morgen Punkt 6.30 Uhr, von der Kaiservilla kommend, überschritt. In der Villa Schratt verbrachte er, eigener Aussage zufolge, "die glücklichsten Stunden". Während der Monarch seine Briefe an die "Gnädige Frau" als "Ihr Sie innigst liebender Franz Joseph" unterzeichnete, empfand "Kathi" die Beziehung nicht ganz so romantisch: "Er soll bei mir vergessen, dass er regieren muss."

Kaisers Geburtstag

Wo einst der Kaiser mit der Schratt
Die Villa Schratt ist ganzjährig geöffnet, doch die "Hauptsaison" ist heute noch, fast 100 Jahre nach seinem Tod, um "Kaisers Geburtstag", dem 18. August, traditionell bei "Kaiserwetter".

Ab 1932 war die Villa Schratt im Besitz des Librettisten Fritz Löhner-Beda, der die Texte zu den Lehár-Operetten "Das Land des Lächelns", "Giuditta" u.v.a. verfasst hat. Nach dem Krieg (und Löhner-Bedas Ermordung im KZ Auschwitz) kaufte der Kabarettist Maxi Böhm das elegante Haus aus dem Nachlass des Dichters und baute es zur Frühstückspension um. Von ihm erwarb die Familie Plech 1964 das gemütliche Gästehaus im Salzkammergut. Ziel eines Urlaubs in der Villa Schratt sei es, "dass die Gäste gestresst zu uns kommen und glücklich wieder wegfahren". Viele Stammgäste sind Besucher der nahen Salzburger Festspiele.

Katharina Schratt kann keine Schauspielstunden mehr geben, aber Linda Plech, die heutige Eigentümerin, ist Sopranistin mit internationalen Bühnenauftritten und gibt auf Wunsch Gesangsunterricht, eine Schnupperstunde ist gratis.

Das Verkaufsgerücht

Zum jüngst publizierten Verkaufsgerücht ist es gekommen, da die Besitzerfamilie Corzilius-Plech einen Pächter fürs Restaurant suchte, woraus ein Immobilienhai einen "Verkauf" bastelte und diesen ins Internet stellte.

Dem alten Kaiser ist bekanntlich nichts erspart geblieben. Der angekündigte Verkauf seines Lieblingsdomizils aber doch.

Wo einst der Kaiser mit der Schratt
Anreise von Wien über die Westautobahn, ca. drei Stunden.

Preise Kleines Gästehaus mit zwei Suiten (jede bis bis zu drei Personen) und zwei Doppelzimmern. Preise: ab 98 € (Doppelzimmer) bis 164 € (Suite) für zwei Personen inklusive „Kaiserfrühstück“. Das Haus kann auch für Seminare sowie Hochzeits- und Familienfeiern gebucht werden.

Auskunft Gästehaus Villa Schratt, 4820 Bad Ischl, 06132/23535 kontakt@villaschratt.at
www.villaschratt.at

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