50 Jahre Naturparke: Wild und wichtig

50 Jahre Naturparke: Wild und wichtig
Was mit Ur, Wildpferd und Wisent begann, ist heute ein Platz, an dem man die eigenen Wurzeln neu entdeckt

Der Geländewagen von Thomas Rupp ruckelt über die steilen Waldwege des Naturparks Sparbach. Der Förster deutet auf einen steilen Waldschlag. "Für viele Besucher war es ein Schock, dass wir den Baumbestand am Johannstein ausgelichtet haben. Dadurch erzielen aber wir einen doppelten Effekt. Die ursprüngliche Ansicht der Ruine ist wieder hergestellt und die 250-jährigen Riesenbuchen kommen wieder besser zum Vorschein." Rund um das 50-jährige Gründungsjubiläum putzt sich der erste Naturpark des Landes ordentlich heraus. Auf der Rückbank sitzt Otto Riedmüller, Rupps Vorvorvorgänger. Der 85-Jährige war bei der Eröffnung dabei. "Diese Kiefernwälder links von uns waren damals Schafweiden."

50 Jahre Naturparke: Wild und wichtig

500 Besucher kamen zur Eröffnung. Neben den Ehrengästen wie Alt-Kanzler Leopold Figl lockten exotische Tiere die Gäste aus der Stadt in den Wienerwald. Der KURIER berichtete am 12. Mai 1962: Ein neuer Tiergarten bei Wien. Wisente. Wildpferde. Die urzeitlichen Nachzüchtungen aus Deutschland wollte man sehen, auch ein Auerochse (Ur) und einige Mufflons aus Korsika waren dabei.

Mit dem bodenständigen Wild im Wienerwald stand es damals nicht zum Besten, sagt Riedmüller. Der Revierleiter hatte angeblich Mühe, zwei Wildschweine für die Festgäste einzufangen. Heute zählt Rupp 150 Tiere in Sparbach.

"Wir Förster waren skeptisch, ob die Tiere nicht durch Besucher gestört werden", erinnert sich der Wald-Veteran. Doch trotz des Anstiegs der Gästezahl auf heute 16 Millionen geht es in den 47 Naturparken (Stand 2012) friedlich zu. Die meisten Familien bleiben auf dem Talweg, den höchsten Punkt am Höllenstein erreicht kaum jemand. Begründung: Der ehemals bescheidene Spielplatz mit selbst zusammengebauter Schaukel wurde zum Abenteuerparcours aufgemotzt, "es kommen viele Stadtkinder".

Altbewährt

50 Jahre Naturparke: Wild und wichtig

Im Naturpark Pöllautal bemüht sich Hermi Muhr, eine Volksschulklasse zum Wühlen in einer Igel-Kiste zu bewegen. Unter dem Laub sind kleine Überraschungen für die Kinder versteckt. Ein paar von ihnen zögern kurz, bevor sie das dürre Laub angreifen, die Blätter fühlen sich rau an. Naturparkführerin Muhr: "Auch auf dem Land sind Bauernkinder heute in der Minderheit." Der oststeirische Naturpark zeigt, dass man mit Altbewährtem gute Geschäfte machen kann. Ein Beispiel ist die Pöllauer Hirschbirne, der Name bedeutet "Herbstbirne". Die herb schmeckende Frucht wächst fast ausschließlich im Pöllautal. Früher nur zu Most und Schnaps verarbeitet, preisen die Oststeirer das Bauernobst heute als Geschmackserlebnis ersten Ranges an. Der Pöllauer Fleischermeister Robert Buchberger etwa veredelt Schinken, Leberkäse und Pasteten mit der Hirschbirne und meint sogar: "Der Naturpark ist für uns wild und wichtig".

Gratulanten

Zum runden Naturpark-Jubiläum gibt es drei neue Anträge. Den 50er voll machen die Region Attersee, die Kärntner Grebenzen und die Karawanken.

INFO: Naturparke-Jubiläumsfest am 28. 4. 2012, Sparbach, 11–18 Uhr

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