50 Jahre nach "Concorde"-Erstflug: Rückkehr des Überschalls?
Gerade einmal 29 Minuten dauerte der Flug, aber er ging in die Luftfahrtgeschichte ein: Am Samstag (2. März) vor 50 Jahren startete das Überschallverkehrsflugzeug Concorde im französischen Toulouse zu seinem Jungfernflug. Acht Jahre später nahmen Air France und British Airways den Linienverkehr nach New York auf.
Der elegante, schneeweiße Jet mit spitzer Nase hatte zahlreiche Fans, bis heute schwärmen frühere Passagiere von dem unvergleichbaren Flugerlebnis - dreieinhalb Stunden von Paris nach New York, nach Sonnenuntergang in Europa los, vor Sonnenuntergang in den USA.
Aber rein wirtschaftlich war die Concorde nie ein Erfolg: zu teuer, zu laut, immens hoher Kerosinverbrauch. Und dann kam im Juli 2000 die Katastrophe: Kurz nach dem Start vom Flughafen Paris verunglückte eine Concorde, alle 109 Insassen sowie vier Menschen am Boden starben. Ursache des Unglücks war ein auf der Startbahn liegender Blechstreifen. Der Anfang vom Ende der "Königin der Lüfte". Hinzu kamen die Luftfahrtkrise nach dem 11. September 2001 und rasant steigende Wartungskosten. 2003 war Schluss mit der Concorde. Der legendäre Überschall-Jet ist nur noch in Museen zu bewundern.
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Die Faszination am Überschall aber blieb. Immer wieder wurden neue Ideen und Projekte entwickelt, aber marktreif umgesetzt bisher keines. Derzeit präsentiert sich unter anderem das US-Start-up Boom als ganz weit vorne. Es arbeitet an "Overture", einem Jet für bis zu 55 Fluggäste, der schneller und deutlich effizienter als die Concorde sein soll.
Anfang des Jahres sammelte das Unternehmen noch einmal rund 100 Millionen Dollar (rund 88 Millionen Euro) von Investoren ein. "Die Ticketpreise sollen denen der heutigen Business Class ähneln, so dass der Horizont von Millionen von Reisenden erweitert werden kann", sagte Firmenchef Blake Scholl in einer Mitteilung. "Letztendlich ist unser Ziel, dass jeder sich Überschallflug leisten können soll." Noch in diesem Jahr sollen Testflüge starten, es gebe auch schon Vorbestellungen von Fluglinien.
Auch die 2002 gegründete US-Firma Aerion entwickelt mit Unterstützung von Airbus einen Geschäftsflieger für bis zu zwölf Passagiere, der anderthalbfache Schallgeschwindigkeit erreichen soll. Auf seiner Webseite präsentiert das Unternehmen schon einmal stolz Dutzende mögliche Streckenverbindungen und die gesparte Zeit beim Flug. Wann der Jet abheben könnte, ist aber bisher noch nicht klar.
Bei einer möglichen neuen Ära für den Überschall will auch die US-Raumfahrtbehörde NASA mitmischen. Gemeinsam mit dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin feilt sie an einem Konzept für einen Überschalljet - ohne Überschall-Knall. Denn das Problem bleibt: Durchbricht ein Flugzeug in der Luft die Schallmauer, gibt es einen sehr lauten Knall. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat deshalb auch bis auf Weiteres alle zivilen Überschallflüge über den USA untersagt.
Plopp statt Knall
Die NASA will nun den Knall in ein "Plopp" verwandeln und hat bereits erste Tests für das "X-Plane" gestartet. Ein Prototyp soll bis Ende 2021 fertiggestellt sein. Der Jet soll in etwa 16 Kilometer Höhe mit rund 1.500 Kilometern pro Stunde fliegen - und anstelle eines lauten Knalls nur ein Geräusch erzeugen, das so laut ist wie das Zuschlagen einer Autotür. Für die Entwicklung erhält der Rüstungskonzern Lockheed Martin rund 247,5 Millionen Dollar (etwa 217 Millionen Euro). Ab 2022 will die NASA bei Flügen über ausgewählten Regionen der USA weitere Daten sammeln.
"Wir sprechen über eine Zukunft, in der Menschen weniger Zeit mit dem Reisen und mehr Zeit an ihren Zielorten verbringen können - mit der Familie, bei der Arbeit oder beim Besuchen neuer Orte", sagte NASA-Wissenschafter Jonathan Rathsam. "Es ist ein Weg, die Welt zu schrumpfen und es ist aufregend, ein Teil dieser Zukunft zu sein."
(Von Christina Horsten, dpa)
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