25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt

Die East Side Gallery, die längste Open-Air-Galerie der Welt.
Am 9. November jährt sich der Fall der Berliner Mauer zum 25. Mal. Veranstaltungen und Ausstellungen erinnern an diesen geschichtsträchtigen Tag. Der KURIER war vor dem Gedenktag in der City unterwegs.

Die Fenster der vorbeihuschenden Wohnhäuser scheinen zum Greifen nahe, auch die Grabsteine des Friedhofs unter dem Flugzeug sind deutlich zu erkennen. Dann ein kurzes Schütteln und wir sind gelandet: Mitten in Berlin, am Flughafen Tempelhof. Einige Jahrzehnte sind inzwischen vergangen, aber ich erinnere mich noch sehr gut an diese erste Bekanntschaft mit Berlin, wo wir als Jugendliche nur jene Teile vom Brandenburger Tor zu sehen bekamen, die hinter einer grauen Betonmauer hervorragten. Der Grenzübergang Checkpoint Charlie war noch von echten US-Marines besetzt.

Clärchen’s Ballhaus

25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt
Berlin 22.03.2011 Hans-Joachim Sander feiert seinen sechzigsten Geburtstag in Clärchens Ballhaus in Berlin. |© bernd schönberger mail@berndschoenberger.de, Auguststr. 25, 10117 Berlin , Germany, Tel. 0163 8301653, Konto, DKB, Kontonummer: 2036143, BLZ. 12030000, IBAN : DE55 1203 0000 0002 0361 43 SWIFT-BIC: BYLADEM1001
Wie anders, wie entspannt präsentiert sich diese seit 25 Jahren wiedervereinte Stadt doch heute! Die Berliner Luft ist klar und warm, wir speisen gemütlich zum Auftakt unserer Tour im Gastgarten vor dem gerade 100 Jahre alt gewordenen Clärchen’s Ballhaus im ehemaligen Ostberlin. Unsere Führerin Claudia erzählt, wie rasch sich hier alles in Berlin-Mitte in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Die günstige Wohngegend für Studenten wurde zu einem In-Viertel. Tagsüber locken schicke Boutiquen und Galerien, abends laden Bars und Restaurants zum Verweilen ein. Manches wurde auch bewusst so belassen, wie es war. Clärchen’s Ballhaus etwa, wo im Spiegelsaal die alte Patina bewahrt wurde, dort, wo sich noch immer Menschen aller Generationen wie einst treffen. Kurz vor seinem Tod soll Loriot hier zu Besuch gewesen sein und über das Ballhaus gesagt haben: "Es gibt nichts, was mich hier vertreibt, wenn alles unverändert bleibt."

Hackesche Höfe

25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt
Berlin Mitte – Hackesche Höfe – Hof 1 - Westseite
Diese erste, eindrucksvolle Begegnung mit dem Berlin von heute ist beispielhaft für unsere weiteren Erlebnisse. Ein kurzer Spaziergang führt uns an der Neuen Synagoge vorbei. Mit der goldverzierten Kuppel gehört das fast 140 Jahre alte jüdische Gotteshaus in der Spandauer Vorstadt zu den schönsten Gebäuden Berlins. Etwas weiter in der Oranienburger Straße treffen wir auf bekannte Architektur. Die aufwendig restaurierten Hackeschen Höfe sind zum großen Teil im Jugendstil gebaut. Wohnungen und Büros, Restaurants und Bars erfüllen dieses Hofareal ständig mit pulsierendem Leben. Wieder ein Stück weiter erreichen wir die Museumsinsel an der Spree. Dieses architektonische Ensemble mit den fünf Gebäuden, das nach der Wiedervereinigung aufwendig restauriert wurde, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mein Lieblingsstück: Die schlichte Büste der schönen Nofretete. Oder vielleicht doch der mächtige Zeusaltar aus dem türkischen Bergama im Pergamonmuseum?

Tour mit Velotaxi

25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt
Um Berlin und seine Mauer, die jetzt nur mehr in Fragmenten vorhanden ist, ein wenig begreifen zu können, unternehmen wir eine Tour mit Velotaxis. Mit Joachim als Führer haben wir einen Zeitzeugen, der vom Bau der Mauer bis zu deren Fall auf der Ostseite alles miterlebt hat. Joachim tritt kräftig in die Pedale, wir sitzen dahinter zu zweit in einem vor Regen schützenden großen "Plastik-Ei" und können die Berliner und ihre Stadt in beschaulichem Tempo beobachten. Während wir entlang der schmalen Doppelreihe Kopfsteinpflaster rollen, mit welcher der einstige Verlauf der Mauer markiert ist, erfahren wir von verzweifelten Fluchtversuchen und vom schwierigen Leben in der geteilten Stadt. Unvorstellbar, wie knapp Wohnhäuser an der Mauer standen und Straßen in der Mitte geteilt waren! Immer wieder halten wir an, wie etwa bei der Gedenkstätte Berliner Mauer. Auf diesem Areal befindet sich auf 1,4 km Länge das letzte Stück der Berliner Mauer, das mit seinem Grenzstreifen erhalten geblieben ist und einen sehr realistischen Eindruck vom Aufbau der Anlagen gegen Ende der 1980er-Jahre vermittelt.

Ganz anders präsentiert sich die "East Side Gallery": Im Frühjahr 1990, nach der Öffnung der Berliner Mauer, wurde dieses Teilstück von 118 Künstlern aus 21 Ländern auf einer Länge von 1316 Metern bemalt. Am Checkpoint Charlie, einst der bekannteste Berliner Grenzübergang, wurden Kontrollbaracke und Schlagbäume durch Nachbauten ersetzt. Als US-Soldaten gekleidete Männer posieren gerne mit einem breiten Lächeln für Touristen!

Den Abend beschließen wir im Restaurant "Neni Berlin" auf dem Dach des neuen 25hours Hotel Bikini, direkt am Zoo gelegen. Der Ausblick ist fantastisch, die feine Küche von Haya Molcho ist ein raffiniertes Mosaik aus arabischen, deutschen und österreichischen Einflüssen.

25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt
Checkpoint Charlie
Zum Tagesausklang habe ich eine Besichtigung der gläsernen Kuppel des Reichstags vorgebucht. Zunächst geht es mit dem Expresslift auf Dachniveau. Während ich auf der gewendelten Rampe hinaufsteige, erfahre ich vom Audioguide, welche Bauwerke und deren Geschichte in meinem Blickfeld liegen.Dass die Dächer der Berliner Philharmonie früher "Zirkus Karajani" benannt wurden, nach deren ehemaligen Chefdirigenten. Inzwischen ist die Dämmerung hereingebrochen, der Streitwagen auf dem Brandenburger Tor glänzt silbrig im Scheinwerferlicht. Ich sehe einen Jet im Anflug auf den Berliner Flughafen Tegel. In Tempelhof landen seit 2008 keine Flugzeuge mehr, das Gelände wird als öffentlicher Park genutzt. Ein treffendes Beispiel für die grenzenlose Freiheit, die jetzt in Berlin vorherrscht!
25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt
Anreise

Austrian fliegt WienBerlin bis 4 x täglich, Air Berlin bis 6 x täglich. Tagesaktuelle Tarife auf www.austrian.com und www.airberlin.com

Bahn

City-Hit Berlin/Herbst bis 31. Oktober 2014: Bahn u. 1 x N/F /P/DZ im Mittelklassehotel ab 185 €; Verlängerungsnacht ab 55 €/P/DZ.
Winter: 3. Nov. bis 13. Dez. 14 (ausgenommen 6.–8.12.) und 7.1.–27.3.15: Bahn und 1x N/F ab 175 €, VN ab 39 €/P/DZ, Details: 01/89930-80 oder railtours.oebb.at

9. November 2014

25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt
An diesem Tag jährt sich zum 25. Mal der Fall der Berliner Mauer. Höhepunkt einer Reihe von Veranstaltungen und Ausstellungen wird eine Licht-Installation entlang des ehemaligen Mauerverlaufs sein. Aus 8000 beleuchteten Luftballons wird vom 7. bis 9. November quer durch die Innenstadt eine Lichtgrenze gebildet. Details:mauer.vistitberlin.de

Ausstellung-Tipps

25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt
„Die Mauer – Das asisi Panorama zum geteilten Berlin“: Eine sehr persönliche, künstlerisch verdichtete Sicht, ein Alltag mit der Berliner Mauer in Ost wie West an einem fiktiven Herbsttag in den 1980er- Jahren. asisi Panometer Berlin (am Checkpoint Charlie) tägl. 10.00–19.00 Uhr.www.asisi.de
– „Mauerdurchbrüche – Unterirdische Fluchten von Berlin nach Berlin“: Berliner Unterwelten-Museum im U-Bahnhof Gesundbrunnen, Führungen mit Zeitzeugen!
Info:berliner-unterwelten.de
– „Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961 – 1989“: Geschichte der Fluchthilfe anhand ausgewählter Fluchthelferbiografien und Flüchtlingsschicksale.
Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, Marienfelder Allee 66–80, tägl. außer Mo., 10–18 Uhr

Essen & Wohnen

25 Jahre Mauerfall: Berlin präsentiert sich entspannt
25 hours Hotel Bikini Berlin
- Über den Dächern Berlins im 10. Stock des hippen 25hours Hotel Bikini ist das Restaurant Neni (Konzept von Haya Molcho, die ihr erstes Neni mit großem Erfolg am Wiener Naschmarkt betreibt). Auf der Speisekarte z. B. Humus (ab 9 €), Babaganoush (Auberginen-Dip, ab 6 €), Chraime (marokk. Fischgericht, ab 13 €). Tipp: Montag bis Freitag Lunchmenü um 15 €.
– Der verspielte Stilmix macht die Zimmer des 25hours Hotel Bikini zu gemütlichen Rückzugsorten samt Regendusche im Bad, die Jungle-Zimmer etwa blicken auf das Affen- und Elefantenhaus des Berliner Zoos während die andere Hälfte auf den Namen Urban hört und auf Berlin blickt. Preise: Doppelzimmer ab ca. 100 €/N. Details:www.25hours-hotels.com

Ausgehen

Clärchen’s Ballhaus, Berlin-Mitte, Auguststraße 24: Eines der letzten noch erhaltenen Ballhäuser aus der Zeit um 1900 in Berlin. Bei Schönwetter lässt es sich in betont lockerer Atmosphäre im großen Gastgarten speisen. Auf der Karte ein feines Angebot aus deutscher und italienischer Küche. Dass etwas Putz von der Fassade gebröckelt ist und die Innenräume Patina angesetzt haben, ist ein Markenzeichen. Täglich geöffnet, Tanz an jedem Abend. www.ballhaus.de

Velotaxis

Verkehren vom 1. April bis 31. Oktober. Man findet sie z. B. am Brandenburger Tor oder am Potsdamer Platz. Maximal zwei Gäste pro E-Bike-Velotaxi. Preise: 30 Minuten 22 €, 60 Minuten 38 €. Vorbestellung möglich. www.velotaxi.de

Pauschalangebot

ÖBB Rail Tours offerieren im Herbst die 6-tägige Studienbusreise „ 25 Jahre Mauerfall“ zu den Gedenkorten des Umbruchs mit Europaspezialist und Buchautor Dr. Gerhard Stadler (Reiseleitung und Führungen). Route: WienPragBerlinLeipzigWien. Termine: 1. bis 6. Oktober und 5. bis 10. November. Preis 899 € pro Person Doppelzimmer, 1099 im Einzelzimmer.

Inkludiert: Busreise ab/bis Wien, 3 Übernachtungen mit Frühstück im 4*Hotel in Berlin, 2 Übernachtungen mit Frühstück im 4*Hotel in Leipzig, Besichtigungen in Berlin, Prag und Leipzig, alle Eintritte und Führungen. Info & Buchung: 01/899 30-20 bis 24, gruppenreisen@railtours.oebb.at

Auskünfte zu Berlin bei der Deutschen Zentrale für Tourismus in Wien, 01/513 27 92, www.germany.travel, www.visitberlin.de

28 Jahre lang war Berlin durch eine Mauer geteilt. Zu Fuß oder mit einem Fahrrad lassen sich die Überreste der früheren Grenzanlagen am besten entdecken. Die Strecke ist 160 km lang und gut ausgeschildert. Die Route verläuft zumeist auf früheren Zollwegen im Westen und Kolonnenwegen, auf denen einst DDR-Soldaten auf Kontrollfahrten unterwegs waren. Immer wieder werden Erinnerungen an den Kalten Krieg zwischen West und Ost wach: Beim Anblick der letzten verbliebenen Wachtürme etwa, aber auch in den Museen und Gedenkstätten. Der Rundkurs führt durch das heutige Stadtzentrum und entlang der früheren Umlandsgrenze, ist beschildert und außerhalb der Stadt nahezu autofrei. Die zumeist ebenen Radwege sind größtenteils asphaltiert, einige Abschnitte bestehen aus historischen Betonplatten.

Tipp: Teilstrecke der Rundtour bis Potsdam und mit S-Bahn retour (ca. 60 km / Tagesausflug). www.berlin.de/mauerweg

Die Deutsche Bahn bietet in Berlin rund 1600 Trekkingräder zur Miete an, das Rad kann an einer der 130 Stationen wieder zurück geben werden. Preis: ab 9 € pro Tag. www.callabike-interaktiv.de

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