Wissen schützt Tiere
Es gibt den Weltamateurfunktag, den Internationalen Tag für Toleranz, den Welttag gegen die Todesstrafe, den Weltnichtrauchertag und den Weltraumforschungstag, der weltweit begangen wird. Seit 1931 gibt es auf der langen Liste der Feier-, Gedenk- und Aktionstage auch den Welttierschutztag.
"Ein fixer Tag, an dem alle Menschen auf ein Thema aufmerksam gemacht werden, ist schon sinnvoll. Doch Tierschutz sollte täglich Thema sein", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn erklärt, wie Tierleid am ehesten verhindert werden kann - nachhaltig und nicht nur am 4. Oktober.
Hirn
"Die beste Waffe gegen Tierquälerei ist Wissen", sagt die überzeugte Wissensvermittlerin. Ein großes Herz für Tiere ist nicht genug, Engagement für Tiere in Not reicht nicht aus. Ein ausgeglichenes Zusammenleben von Mensch und Tier setzt viel mehr fundierte Fachkenntnis voraus. "Aktiver Tierschutz beginnt, bevor man sich ein Tier nach Hause nimmt", sagt Schratter. Die Information über Verhalten und Bedürfnisse des Heimtiers erspart dem Halter böse Überraschungen und dem Heimtier Vernachlässigung, körperliche und psychische Schäden oder Abschiebung.
Wer sich einen Hund anschaffen will, muss sich bewusst sein, dass der Vierbeiner täglich mehrmals Gassi und mit auf Urlaub will, dass er Erziehung und einen Arzt braucht, Kosten verursacht und als Rudeltier Zuwendung verlangt. Er ist ein zeit- und pflegeintensives Familienmitglied.
Wer sich in einer winzigen Wohnung ein Heimtier zum Kuscheln wünscht, ist mit einem scheuen Kaninchen, das gerne läuft und gräbt, falsch beraten. Das Kleintier wäre zutiefst unglücklich. Wer Bartagamen artgemäß halten will, muss sich schon im Vorfeld gründlich einlesen. Ein günstiges Starterset kann allen teuer zu stehen kommen. Wer seine vier Wände mit einer Katze teilen will und kaum daheim ist, sollte von Anfang an für einen gleichaltrigen Spielgefährten sorgen. Die Samtpfote vereinsamt sonst und wird verhaltensauffällig.
Kleinarbeit
"Um Tiere in der Zukunft zu schützen, müssen wir bei den Kindern und Jugendlichen ansetzen", sagt der KURIER-Tiercoach. Tierschutz als Teil der Allgemeinbildung. Prävention als Tierschutz. Die Wissensvermittlung soll bereits im Kindergarten stattfinden, sie beugt Fehlern in der Heimtierhaltung vor. Auch Lehrer sind Schlüssel zum Wohl der Tiere.
"Kinder sind sehr gute Beobachter, sie geben das an Erwachsene, an Eltern und Verwandte weiter. Man kann viel machen, indem man Kindern den Tierschutz einimpft", sagt die Expertin.
Beispiel
Als Vorbild in Sachen Aufklärungsarbeit nennt Dagmar Schratter den vom Gesundheitsministerium geförderten Verein "Tierschutz macht Schule". Er hat umfangreiche Themenhefte über Heimtiere, Nutztiere, Wildtiere und Versuchstiere erarbeitet und bietet Kindergärten und Schulen verschiedene Broschüren an. "Es geht nicht nur darum, ein Einzeltier zu retten", ist der KURIER-Tiercoach überzeugt, "es geht um Bewusstseinsbildung und um viel Wissen. Das macht täglichen Tierschutz aus."
4. Oktober: Zum Schutz der Tiere
S eit 80 Jahren steht der 4. Oktober ganz im Zeichen des Tierschutzes. Der italienische Mönch Franz von Assisi predigte im 13. Jahrhundert: „Gott wünscht, dass wir den Tieren beistehen.“ Durch sein asketisches Naheverhältnis zur Natur wurde der Gründer des Franziskanerordens später zum „Patron der Tiere“ erklärt. Er konnte sich mit dem Vogelvieh verständigen. 1931 wurde sein Namenstag beim internationalen Tierschutzkongress in Florenz als Welttierschutztag fixiert.
Seither werden alljährlich Aktionen und Veranstaltungen zum Schutz der Haus-, Nutz-, Versuchs-Tiere und zum Schutz bedrohter Wildtierarten abgehalten. Mittlerweile nehmen auch Futtermittelhersteller und Fachhändler den Tag zum Anlass, Tierschutzorganisationen finanziell zu unterstützen.
Kommentare