Wilde Mischung

Wilde Mischung
Promenadenmischlinge sind die beliebtesten Hunde in Österreichs. Sie gelten als sehr gesund und erleiden keine Zuchtqualen

Cora ist grätzlweit bekannt; nicht weil sie überall bellt, sondern wegen ihres unverwechselbaren Äußeren: Der charmante Vierbeiner sieht nach einer bulligen Schäferhündin auf Dackelbeinen aus. Und das sind sicher nicht die einzigen Rassen (wenn überhaupt), die bei dem schwarz-weiß-gescheckten, kurzhaarigen Lokalmatador mitmischen. Das beweist auch der buschige Stummelschwanz.

Cora wäre die perfekte Teilnehmerin für den Pinsch-Pudel-Dackel-Fun-Cup, der am 26. August auf Schloss Hof veranstaltet wird. Beim Festival der Tiere (s. u.) wird hier für die "gesündesten, lustigsten und originellsten Mischlinge" der rote Teppich ausgerollt. Catwalk für Hunde ohne Stammbaum.

"In Österreich sind Promenadenmischungen am beliebtesten. Rund 60 Prozent der Hunde sind ungeplante Ergebnisse aus Vierbeinern verschiedener Rassen bzw. aus Mischlingshunden", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn outet sich als Fan der mitunter kuriosen Erscheinungen und erklärt, warum sie überzüchtete Rassen ablehnt.

Fit wie ein Mischling Mischlingshunde erfreuen sich im deutschsprachigen Raum großer Beliebtheit – und zwar nicht nur aufgrund ihrer vergleichsweise günstigen Anschaffungskosten. Sie gelten als besonders gesund. Es wird ihnen höhere Vitalität und bessere Fitness nachgesagt als Rassehunden. Das reiche Erbgut soll ihre Widerstandskraft stärken und genetische Defekte verringern. Eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien mit 4070 Rasse- und 1312 Mischlingshunden kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis: Tiere aus Zufallsbekanntschaften werden demnach zwar älter, doch erkranken sie in gleicher Weise wie gezielt gezüchtete Tiere. "Es wurden weder Gewicht noch Größe der Hunde einbezogen, beides beeinflusst die Gesundheit. Die Gewichtung fehlt", merkt Schratter zur Forschungsarbeit an.

Bei Mischlingshunden fällt die Übertypisierung weg. In extremen Ausprägungen kann Zucht zur Qual werden: Der Schäferhund leidet durch den abfallenden Rücken unter Hüftschmerzen. Der Mops atmet durch die eingedrückte Nase schwer. Der Shar-Pei muss die Last der leicht entzündlichen Hautfalten tragen. Freilich gibt es auch robuste Rassen.

Lotteriespiel

Bei der Promenadenmischung ist vieles möglich. Was das Erscheinungsbild betrifft. Und was die Eigenschaften angeht. Die Größe der Mutter lässt Rückschlüsse auf das Wachstum der Welpen zu. Die Pfotengröße ist Indiz für die körperliche Entwicklung. Aussehen und Leistungsfähigkeit bleiben aber ungewiss. Die Wesensart der (Groß-)Eltern kann Hinweise auf das Temperament liefern. "Mischlinge können positive und negative Eigenschaften der Eltern erben. Das ist ein Lotteriespiel", sagt Schratter. Doch das passiert auch bei Rassehunden. Individuelle Unterschiede sind meist größer als rassetypische Eigenheiten. Sozialisation prägt stärker als Gene, zudem beeinflusst die Erziehung. Vorteil des Mischlings: "Es werden keine vorgefassten Erwartungen an ihn gestellt."

Schratter hält nicht nur die wilden Mischungen für munterer als so manchen hochgezüchteten Vierbeiner. Sie bringt auch deren Haltern Sympathie entgegen: "Das sind Individualisten. Besitzer von Prestige-Rassehunden dagegen lassen sich von Moden leiten." Sie stimmt so mit der Redensart überein: Wie das Herrl, so das Gscherrl .

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