Warum Sebastian im Sand sterben musste

Warum Sebastian im Sand sterben musste
Geologen erklären, wie es zu dem tragischen Tod des zehnjährigen Buben aus Baden kam. Trotzdem blühen die Spekulationen.

In Nordrhein-Westfalen starten am Wochenende die Sommerferien. Am Beginn der Hauptsaison versuchen die Bewohner der Insel das tragische Schicksal des zehnjährigen Sebastian W. aus Baden zu vergessen. Während die Kinder am Piratenschiff, unter dem Sebastian erstickt ist, wieder spielen, brodelt die Gerüchteküche auf der Nordsee-Insel. Vor 50 Jahren sei bereits ein Bub auf ähnliche Weise gestorben, auch in Grömitz an der Ostsee seien vor Jahren zwei Kinder tot im Sand gefunden worden, munkelt die Bild, ohne Details zu nennen.

Was genau passiert ist, das kann die Polizei auch eine Woche nach dem Unglück nicht genau sagen. Ein Bauarbeiter berichtet, er habe selbst versucht, testweise ein Loch zu graben in der Nähe und sei nach einem halben Meter gescheitert. Auch der Leiter des Mineralogischen Museums in Hamburg war zufällig vor Ort, hält es aber wie die meisten Geologen für möglich, dass sich Sebastian selbst sein Grab geschaufelt hat.

Nasser Sand

Die derzeit wahrscheinlichste Variante lautet, dass die Kinder den halben Tag über gegraben haben. Da sich in zwei Metern Tiefe bereits Grundwasser befindet, sind sie auf nassen Sand gestoßen. Diesen haben sie auf den Rand des Lochs gelegt, dadurch wurde der weiche Sand am Rand des Kraters immer schwerer – bis er irgendwann einbrach. Es wirken ähnliche Kräfte wie bei einer Lawine. Die Sandmassen drücken auf den Brustkorb und das Atmen ist nicht mehr möglich. Der Körper Sebastians wurde zusammengedrückt, der Bub erstickte hilflos. Diese Theorie vertreten mehrere Geologen, etwa Christoph Heubeck von der Uni Berlin: "Der Dünensand auf Amrum ist besonders feinkörnig. Wird er mit nassem Sand beschwert, kann es zu einer katastrophalen Massenbewegung kommen. In der Wüste brechen Dünen so mitunter auf einer Länge von mehreren Hundert Metern zusammen."

Alle Experten sind sich einig, dass es ein spezieller Fall ist. Man müsse nun keine Angst um seine Kinder haben, sagt Franz Ottner von der Universität für Bodenkultur in Wien: "Auf einem Spielplatz ist so etwas unmöglich."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare