USA: Blutbad bei "Batman"-Premiere

Littleton, der Campus der Virginia Tech University, Fort Hood. Diese Orte stehen für einige der schlimmsten Amokläufe und Massaker in den USA. Am Freitag ist Aurora, im Staat Colorado, dazugekommen. Im Folgenden eine Chronologie der folgenschwersten Amokläufe der vergangenen Jahre:
Ein 24-jähriger Amokläufer feuerte in einem Kino wahllos auf Menschen. Unter den Opfern sind auch Kinder.

Ich habe gesehen, wie eine junge Frau in die Wange geschossen wurde – und ein kleines Mädchen in den Bauch“, berichtet Salina Jordan unter Tränen. Die 19-Jährige überstand das Massaker in einem Kino in einem Vorort von Denver, Colorado, unverletzt. Auch Pam, die nur ihren Vornamen nennen will, überlebte: „Als die Schüsse losgingen, krabbelte ich am Boden durch die Sitzreihe. Ich hatte Glück, in der Nähe war ein Ausgang. Von draußen hörte ich dann noch mehr Schüsse.“

Es sollte eine fröhliche Mitternachts-Preview werden: Fans waren zusammengekommen, um im „Century 16 cinema“ in Aurora den letzten Teil der „Batman“-Trilogie zu sehen. Rund eine Viertelstunde nach Filmbeginn begann der Albtraum: Ein schwer bewaffneter, mit kugelsicherer Weste ausgerüsteter Amokschütze verschaffte sich über einen Notausgang Zutritt zu dem voll besetzten Kinosaal und eröffnete das Feuer auf die Menschen. Zudem sprühte er Tränengas in den Saal. Der Todesschütze trug eine Gasmaske wie der Bösewicht Bane im „Batman“-Film.

Panik im Kinosaal

Unter den Zusehern brach Panik aus. Doch viele Menschen hatten zunächst nicht gewusst, ob die Schüsse Teil des Films waren. „Ich habe zuerst überhaupt nicht begriffen, was los ist“, sagte ein Mann. „Erst als der Alarm losging, wussten wir, dass etwas faul ist.“

Augenzeugen erzählten von blutüberströmten Menschen, die aus dem Gebäude flohen. „Ich sah, wie ein Polizist ein Mädchen trug, das Schusswunden im Rücken hatte. Das Mädchen hat sich nicht mehr bewegt“, sagte ein geschockter Kinobesucher.

Mindestens 12 Menschen starben, rund 60 wurden verletzt – einige lebensgefährlich. Die Verletzten wurden mit Schuss- oder Rauchverletzungen in Krankenhäuser gebracht. Unter den Opfern sind auch Kinder und Jugendliche, ein drei Monate altes Baby soll verwundet worden sein. Jessica Ghawi, eine angehende Journalistin Mitte Zwanzig, ist auch unter den Todesopfern. Ihr Twitter-Profil verrät, dass sie erst im Juni knapp dem Amoklauf in einem Einkaufszentrum in Toronto entgangen war.

Sprengfalle in Wohnung gefunden

Der mutmaßliche Täter ist der 24-jährige James Holmes aus Aurora, laut Polizei bisher ein „unbeschriebenes Blatt“. Über seine Motive wurde vorerst gerätselt, ein Terroristischer Hintergrund zunächst ausgeschlossen. Viel eher sah es so aus, als ob es sich um einen Geisteskranken handelte. Die Haare rot gefärbt, nannte sich Holmes „Joker“, Feind der „Batman“-Figur.

Der Amokläufer trug vier Schusswaffen – ein Gewehr, eine Schrotflinte und zwei Handfeuerwaffen – angeblich alle legal gekauft. Er wurde nach der Bluttat auf einem Parkplatz beim Kinocenter „ohne Widerstand“ festgenommen.

Am Montag soll er erstmals vor einen Richter. Nach seiner Festnahme warnte der Täter die Einsatzkräfte, dass er Sprengsätze in seiner Wohnung deponiert habe. Die Polizei bestätigte. Die Fallen beschrieb der Polizeichef als etwas, „was wir noch nie gesehen haben“, aus vielen Drähten und entzündlichen Teilen. Das Apartmenthaus wurde evakuiert.

Holmes ist in San Diego aufgewachsen, er habe in Aurora an der University of Colorado seit 2011 Neurowissenschaften studiert. Angeblich wollte er seine Dissertation aber abbrechen. Seine Eltern drückten aus Kalifornien in einer Erklärung den Angehörigen ihr Beileid aus.

Atypisches Verbrechen

Experten sprechen bei der Bluttat in Aurora von einem "atypischen Vorgehen": Der Schauplatz von Amokläufen ist in der Regel ein Ort, mit dem der Täter sozial eng verwoben ist, etwa Schule oder Arbeitsplatz, erklärt Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Auch dass der Täter überlebt hat, sei eine Ausnahme.

Absage in Paris

Nach den tödlichen Schüssen sagte das „Batman“-Filmteam geplante Werbeauftritte in Paris ab. Auch die Filmpremiere wurde abgesagt. Präsident Obama war sichtlich erschüttert, als er sich am Freitag in Florida zu der Tragödie äußerte. Er unterbrach seine Wahlkampftour. Gleichzeitig forderte die Öffentlichkeit die Politik zu einer konstruktiven Diskussion über Waffengesetze auf.

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