Unentschuldigt

Gestohlene Zukunft
In Österreich gibt es eine bedauernswerte Tradition im Umgang mit Opfern.

Überlebende Kinder und Jugendliche des Spiegelgrundes wurden nach dem Krieg als "Asoziale" bezeichnet und erst in den 1990er-Jahren mit 50 Jahren Verspätung als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Und dann die Nazi-Arbeitsanstalt Steinhof, die wie ein Konzentrationslager geführt worden sein soll. Die dort misshandelten Frauen und Mädchen wurden in Gerichtsverfahren der Nachkriegszeit zu "gehässigen Zeugen" degradiert, während man die Angeklagten zu bedauernswerten Opfern hochstilisierte.

Nein, das hier ist kein Vergleich der Nazi-Gräuel und des Massenmordes mit den Geschehnissen in späteren Heimen. Es geht um den Umgang mit Opfern. Es geht um ehemalige Heimkinder, die in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren ihr Dasein in Kindergefängnissen (© Irmtraut Karlsson) in Wien fristen mussten. Viele benötigten Jahrzehnte, um über das Erlebte sprechen zu können. Es dauerte ebenso lange, ehe die Stadt Wien Entschädigung in Aussicht stellte (und teilweise schon ausbezahlt hat). Der BSA hat seine Vergangenheit, die Aufnahme zahlloser Nazis, spät, aber eindrucksvoll aufgearbeitet. Der damalige SPÖ-Vorsitzende Alfred Gusenbauer hat sich bei den Opfern entschuldigt. Genau das muss jetzt auch die Stadt Wien in angemessener Form tun. Die Aufarbeitung der Geschehnisse in den Heimen ist nur der erste Schritt.

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