Umfrage: Affären schaden ÖVP und FPÖ wenig
Da sind immer mehr blaue Minister, die verdächtigt werden, Schmiergeld genommen zu haben; da ist ein ehemaliger ÖVP-Bundeskanzler, der sich angesichts des Telekom-Skandals überraschend aus der Politik zurückzieht; und daneben stehen SPÖ und Grüne, die zur Zeit der nun publik werdenden Korruptionscausen politisch nicht am Ruder, sprich in der Regierung waren: Bei einer Gemengelage wie dieser ist man versucht zu glauben: SPÖ und Grüne müssen zweifelsohne profitieren - und ÖVP und FPÖ werden dramatisch darunter leiden.
Wie die jüngste Umfrage des OGM-Instituts für den KURIER zeigt, ist die Sache ganz anders. Denn wider Erwarten zeigt die Sonntagsfrage (Wen würden Sie wählen, wäre am Sonntag Nationalratswahl, Anm.) keine bemerkenswerten Veränderungen im Vergleich zu Umfragen vor dem Sommer: Die SPÖ liegt recht stabil bei 29 Prozent; die ÖVP fällt - im Vergleich zum März - nur leicht (25 statt 28 Prozent); die Grünen legen zwei Prozentpunkte zu (März: 11, jetzt: 13 Prozent), und die FPÖ liegt - ebenfalls stabil - bei 27 Prozent.
Haben die jüngst publik gewordenen Malversationen und Affären den Protagonisten von Schwarz-Blau also gar nicht geschadet? Resignieren die Wähler?
Korruption
"So kann man das nicht sagen", erklärt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Der Politik-Experte bietet eine andere Erklärung an, warum die SPÖ in den Umfragen nicht wegzieht, und ÖVP wie FPÖ abstürzen: "Natürlich empören die Affären die Menschen. Als gelernter Österreicher weiß man aber, dass die Politik einfach anfällig ist für Korruption. Und im Unterschied zu früher wird sie jetzt eben medial öffentlich gemacht und von der Justiz bekämpft. Letztendlich ist das ein positives Signal."
Eine regierungstaugliche Koalition trauen die Österreicher nach wie vor mehrheitlich nur SPÖ und ÖVP zu. Die vergleichsweise stabilen Werte für die FPÖ erklärt Bachmayer vor allem mit zwei Faktoren: "Strache gelingt es, sich als Person von den blauen Skandalen in der Zeit von Schwarz-Blau zu distanzieren." Zudem "helfe" der Dauer-Faktor Griechenland: "Die Euro-Krise ist ein Thema, das den Freiheitlichen in die Hände spielt."
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