Tsunami-Opfer: „Bitte vergesst uns nicht“

Tsunami-Opfer: „Bitte vergesst uns nicht“
Mit einer Schweigeminute gedachten die Menschen in Japan der Katastrophe. In Wien gab es eine Aktion gegen Atomkraft.

Einen Moment lang stand das Leben in Japan still. Mit einer Schweigeminute gedachten Millionen Menschen im Land am Jahrestag der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe der rund 19.000 Toten. Um 14.46 Uhr Ortszeit (6.46 Uhr MESZ) senkten die Menschen in aller Stille ihre Köpfe – in den Straßen von Tokio, in den Tempeln, in den verwüsteten Küstenregionen in Nordostjapan. Zu diesem Zeitpunkt hatte am 11. März 2011 ein gewaltiges Seebeben einen Jahrhundert-Tsunami ausgelöst, der zum Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima führte.

Unzählige Menschen reisten nun in die Tsunami-Region, um dort für ihre toten Familienmitglieder und Freunde zu beten. In Sendai, Kesennuma, Natori, Ishinomaki und anderen Orten kamen Trauernde zu Gedenkfeiern an Stränden und Uferstraßen zusammen. Tränenüberströmte Menschen warfen Blumen ins Meer und entzündeten Kerzen an den Stellen, wo die tödliche Flutwelle vor einem Jahr Häuser ins Meer gerissen hatte.

„Ich bitte Sie, dass es nicht bei den Veranstaltungen am heutigen Tag bleibt“, sagte eine ältere Frau in der schwer zerstörten Stadt Kesennuma. „Bitte vergesst uns nicht“, flehte die Frau, die seit dem Tsunami in einer von 53.000 Container-Behelfswohnungen leben muss. Viele Überlebende fürchten, dass die Katastrophe in der breiten Bevölkerung in Vergessenheit gerät und der Wiederaufbau zum lokalen Problem verkommt.

Protest

Auch in Wien wurde der Opfer der Katastrophe gedacht. Vor der japanischen Botschaft hielten rund 40 Aktivisten eine Trauerminute ab und übten zugleich symbolischen Protest gegen Nuklearenergie. Verkleidet als japanische Manga-Figuren simulierten die Aktivisten am Ring vor der Botschaft, was im Fall eines Super-GAUs droht – und legten sich wie tot auf den kalten Asphalt. „In erster Linie gedenken wir der 19.000 Opfer der Naturkatastrophe. Gleichzeitig wollen wir darauf hinweisen, dass die Atomkatastrophe in Japan noch bis zu einer Million Krebsfälle nach sich ziehen kann“, sagte Reinhard Uhrig von Global 2000, die den Protest organisierten.

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