Tiroler Unternehmen kann Zahlungen an Heim belegen

Tiroler Unternehmen kann Zahlungen an Heim belegen
Die Aufarbeitung der möglicherweise unbezahlten Arbeit von Heimzöglingen nimmt konkrete Formen an.

Es gibt erste Spuren zu Zahlungen an die Erziehungsanstalt St. Martin in Schwaz in Tirol. Wie der KURIER berichtete, haben 15- bis 18-jährige Mädchen der Erziehungsanstalt zumindest in den 1960er- und ’70er-Jahren für Unternehmen, das Bundesheer und Private gearbeitet. Die Unternehmen (Swarovski, Darbo und EGLO-Leuchten) und das Heer geben an, für die Arbeiten gezahlt zu haben. Die ehemaligen Heimmädchen erklären, kaum oder gar kein Geld für ihre Tätigkeit gesehen zu haben.

7000 Schilling

Ludwig Obwieser, Gesellschafter des Leuchten­herstellers EGLO, hat erste Hinweise, was mit dem Geld passiert sein könnte: "Ich habe meine Bank kontaktiert und wir haben mittlerweile drei Beläge gefunden." 7000 Schilling sind von seiner Firma in drei Tranchen für die Arbeiten der Mädchen an das Heim St. Martin überwiesen worden.

Obwieser: "Man muss bedenken, dass sind ja nur drei Beläge. Und es gab viele weitere Firmen, die dem Heim für die Arbeit der Mädchen etwas einbezahlt haben. Da geht es um ganz schöne Summen."

Er wird weiter in den Unterlagen stöbern und ist sich sicher, weitere Überweisungen ans Heim zu finden. Und er mutmaßt: "Ob das Geld in die Bücher des Heimes eingegangen ist, bezweifle ich." Er vermutet, dass Verantwortliche der Erziehungsanstalt St. Martin "das Geld ab­gezweigt haben". Dieser Vorwurf ist allerdings nicht belegbar.

Kritik am Land

Und Obwieser geht mit dem Land Tirol hart ins Gericht: "Wie kann es sein, dass so etwas in einem Landesheim passiert? Dass das Geld, dass sich die Mädchen hart erarbeitet haben, in andere Kanäle fließt?" Er wirft dem Land, im Speziellen der Tiroler Jugendwohlfahrt vor, die Sorgfaltspflicht nicht wahrgenommen zu haben. Und er verspricht den Betroffenen: "Wir werden das lückenlos aufklären."

Die Firma EGLO hat nach den KURIER-Berichten bereits mit ehemaligen Heimkindern Kontakt aufgenommen. "Es gibt einen ersten Kontakt", bestätigt auch Martin Darbo. Auch bei Swarovski soll sich laut einer Firmensprecherin bereits eine ehemalige "Heimarbeiterin" aus St. Martin gemeldet haben.

Alle drei Unternehmen und auch das Bundesheer wollen die damaligen Vorfälle aufar­beiten.

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Interview

Kommentare