Tierschützer buhlen um gut dotierte Testamente
Satte zehn Millionen Euro vermachte kürzlich eine 94-jährige Italienerin ihrer Katze „Tommasino“. Auf so eine fette Erbschaft hoffen auch manche Tierschützer. Was man landläufig als Erbschleicherei bezeichnen würde, nennt die Geschäftsführerin des Österreichischen Tierschutzvereins Susanne Hemetsberger lapidar „Erbschaftsmarketing“. Selbst Prominente wie Armin Assinger oder Rainhard Fendrich werden dabei vor den Karren gespannt. Diese sind dabei aber meist ahnungslos.
Die Vorgeschichte: In Medien bewarb der Österreichische Tierschutzverein in den vergangenen Tagen einen Erbschaftsratgeber. In der 20-seitigen Broschüre wird detailliert erklärt, wie man richtig Testamente ändert, um sein Vermögen dem Verein vermachen zu können. Angeboten wird auch vertrauliche Hilfe. Anwälte und Notare des ÖTV würden bei der richtigen Formulierung beistehen. Zur Abrundung finden sich in der Broschüre Muster-Testamente. Auf Seite 12 wird genau aufgelistet, was gerne gesehen ist: Sparbücher, Schmuck, Wertpapiere, Eigentumswohnungen oder Grundstücke.
„Da gibt es keinen Kontakt“
In dem Folder sind zahlreiche Prominente zu finden, die eine Unterstützung des Vereins mit Rufzeichen regelrecht einfordern. Etwa der vor sieben Jahren verstorbene Kräuterpfarrer Weidinger, aber auch Entertainer Armin Assinger oder der Sänger Rainhard Fendrich. „Da gibt es keinen Kontakt, Herr Fendrich hat keinerlei Kenntnis von den Aktivitäten dieses Vereines“, so Fendrich-Sprecher Bernd Schmid. Auch Assingers Frau Bettina weiß nichts davon. Moderatorin Ingrid Thurnher ist entsetzt: „Ein Wahnsinn, das haut mich von den Socken.“ Der ORF schaltet nun seine Rechtsabteilung ein. Otto Schenk zum KURIER: „Ich spende für und verehre den Tierschutzverein, bin aber kein Unterstützer der Enterbung. Ich vererbe ihnen selber nichts.“
„Erbschafts-Marketing“
Laut ÖTV wurden die meisten Prominenten „für die eigene Mitgliederzeitung bei PR-Agenturen mit Wortspende und Foto“ gekauft und für den Ratgeber wiederverwendet. „Da gibt es gültige Verträge. Assinger und Fendrich liegen lange zurück. Gut möglich, dass sie sich nicht mehr erinnern“, so die ÖTV-Geschäftsführerin. „Solche Folder haben alle NGOs, das ist normal.“
Erbschaftsmarketing ist in Österreich kein Einzelfall, auch der WWF setzt darauf. „Wir machen das seit viereinhalb Jahren“, erklärt Gabriela Mossannan-Mozaffari. Geworben wird vor allem in „50+-Magazinen“. Ergebnis: Zehn bis 15 Anfragen pro Monat und mehrere Testamente zugunsten des WWF.
Madeleine Petrovic, Präsidenten des Wiener Tierschutzvereins, ist gegen solche „Keilermethoden“. Die seriösen Organisationen hätten erst „kürzlich darüber diskutiert und über einen identen Ratgeber für alle gesprochen“. Ob der auch kommt, ist aber unklar.
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