Tiercoach: Scheue Nachtschwärmer

Tiercoach: Scheue Nachtschwärmer
Chinchillas sind putzig und seidenweich, aber verschreckt. Wer die Hasenmaus artgerecht hält, verschafft ihr viel Auslauf und Ruhe.

Mit großen Trichterohren lauschen sie in die Dunkelheit. Mit kräftigen Hinterbeinen springen sie wie Kängurus und schlagen schnell wilde Haken. Mit winzigen Vorderpfoten führen sie karges Futter zu den langen Schneidezähnen: Chinchillas sind putzige Tiere, wunderbar anzuschauen, interessant zu beobachten. Doch das Faszinierendste an den Nagern ist ihr Fell. 60 feine Härchen wachsen aus jeder einzelnen Wurzel, 20.000 Haare sind es pro Quadratzentimeter. Ein Rekord an Dichte unter den tierischen Landbewohnern.

"Das seidige Fell hat schon was", schwärmt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß aber auch, dass sich die scheuen Nachtschwärmer gar nicht so gerne streicheln lassen – weiches Fell hin oder her.

Die artgemäße Haltung der Hasenmäuse gestaltet sich daher schwierig: "Chinchillas sind Heimtiere für Spezialisten und Liebhaber. Sie sind absolut keine Schmusetiere." Ungeeignet für Kinder.

Chinchillas leben in freier Wildbahn in Südamerika. Ihr extrem dichtes Fell schützt sie vor den Temperaturschwankungen in den Anden. Die seidenweichen Wollhaare begeisterten bald die Pelzindustrie. Sie erzielte durch ausgedehnte Zucht eine farbliche Vielfalt. Die Mutationen – u. a. in Weiß, Beige, Saphir und Violett – erfreuen nun auch Heimtierhalter.

"Chinchillas sind wie die meisten Nagetiere sehr gesellig. Die Einzelhaltung ist daher per Gesetz verboten", sagt die Expertin. Die Vierbeiner sind aber ebenso große Individualisten. Am besten vertragen sich Wurfgeschwister, am ehesten zwei Weibchen.

Die dämmerungs-, nachtaktiven Tiere brauchen viel Platz. Für den Käfig, der am besten vor Zugluft und direkter Sonneneinstrahlung geschützt, in einem ruhigen Raum steht, ist eine Mindestgrundfläche von 120 cm Mal 80 cm vorgeschrieben, die verzinkten bzw. verchromten Gitterstäbe mit einem Maximalabstand von 1,5 cm sollen ein Meter hoch sein. Holz wird durchgenagt.

Inventar

"Schlafhäuschen, Sitzplätze, Liegefläche, Klettermöglichkeiten, Baumstamm und Tonröhren", zählt Schratter für die Ausstattung des Käfigs auf. Abwechslung ist willkommen, eine Schale mit Chinchillasand für den Komfort und zur Fellpflege ein Muss. Vogelsand kann zu Hautproblemen führen. Als Einstreu eignen sich Hobelspäne und Kleintierstreu. Einmal in der Woche muss komplett ausgemistet werden, nasse Stellen gehören täglich entfernt. Die Hygienemaßnahme verhindert Schimmelbildung.

"Chinchillas haben einen großen Bewegungsdrang. Sie sollten pro Tag ein bis zwei Stunden frei laufen dürfen – bevorzugt am Abend", sagt der KURIER-Tiercoach. Dann heißt es allerdings: aufpassen. Die träge anmutenden Tiere sind blitzschnell und wendig, pfeilgeschwind hinter dem Kasten, flugs am Kabel und noch flinker durchgebrannt. Im Doppelpack macht’s noch mehr Spaß. Zimmergehege statt Käfig wäre daher ideal.

Handzahm

"Kaninchen und Meerschweinchen werden mit der Zeit sehr zutraulich. Chinchillas dagegen bleiben immer menschenscheu", sagt Schratter. Ein wenig zähmen lassen sie sich freilich schon. Liebe geht durch den Magen. Das Leckerli kann zuerst durch die Gitterstäbe angeboten werden, später bei offener Käfigtüre, schließlich auf der Hand. Mit einem Untergriff lassen sich die Vierbeiner hochheben. "Chinchillas mögen es absolut nicht, festgehalten zu werden", erklärt die Expertin. Sie an der Genickfalte zu packen ist tabu, das lockere Fell reißt schnell aus. Die Verwandten von Stachelschwein und Meerschweinchen am buschigen Schwanz zu greifen, ist nicht ratsam: Chinchillas haben zwanzig scharfe Zähne zum Zubeißen.

Fasching ist’s.

Tiercoach: Scheue Nachtschwärmer

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