Stuttgart 21-Gutachten: Tunnel Todesfalle

Stuttgart 21-Gutachten: Tunnel Todesfalle
Laut Recherchen des Magazins "stern" sprenge das Projekt die vorgegebenen Kosten. Mangelhaft sei vor allem der Brandschutz, Evakuierungen im Katastrophenfall erschwert.

Könnte das geplante Mega-Projekt Stuttgart 21 eine milliardenteure Todesfalle werden? Laut Recherchen des deutschen Magazins stern sei die vereinbarte Kostengrenze vor allem aus Gründen des Brandschutzes nicht zu halten. Am Montag hatte Bahntechnikvorstand Volker Kefer bekannt gegeben, dass der Flughafenbahnhof für S21 um 224 Millionen teurer wird als erwartet. Damit ist der Kostendeckel für das Projekt gesprengt. Das berichtet der stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe.

Zu lange Evakuierungszeit

Stern liegen zwei neue und bisher unveröffentlichte Gutachten einer Gruppe von Stuttgarter Ingenieuren vor. Darin heißt es, die Löscheinrichtungen in dem S21-Tunnelsystem von insgesamt rund 60 Kilometern seien "nicht brauchbar". Die Fluchtwege seien zu schmal, das Streckengefälle sei manchmal doppelt so hoch wie erlaubt. Im Katastrophenfall hätten Kinder, ältere Menschen oder Rollstuhlfahrer keine Chance. 33 Minuten würde etwa die Evakuierung in einem neun Kilometer langen Tunnel dauern. Das wäre mehr als doppelt so lange wie eine bahnintern Vorschrift genehmigt. "Aus brandtechnischen Gründen" halten die Ingenieure S21 daher für nicht möglich. Ihr Fazit: "Die Tunnel sind Todesfallen."

Ein von stern befragter Brandexperte hält für nahezu ausgeschlossen, dass man den Brandschutz nach dem derzeitigen Konzept auf heute übliche Sicherheitsstandard wie etwa im Eurotunnel bringen kann. Dies würde die Kosten des Projekts "auf 15 bis 20 Milliarden Euro treiben", sagte er dem stern. Man müsste S 21 "völlig neu planen".

Trotz der Massenproteste gegen das Milliardenprojekt haben die Bauarbeiten für Stuttgart 21 im Februar 2010 begonnen, die Inbetriebnahme ist für Dezember 2020 geplant.

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