Stronach für fast jeden Dritten wählbar

Stronach für fast jeden Dritten wählbar
Eine Studie zeigt: Vor allem sein Anti-EU-Kurs macht den eigenwilligen Milliardär für viele wählbar - auch für frustrierte SPÖ-Wähler.

Die Partei ist noch nicht gegründet, vom Programm bis auf Überschriften nichts bekannt und die für das Projekt gewonnen Abgeordneten sind unscheinbare Hinterbänkler: Allein auf Anti-EU-Kurs zu gehen – wie früher Hans-Peter Martin – scheint zu reichen, um die fünf Prozent-Hürde für das Parlament locker zu nehmen. Der Partei des Milliardärs Frank Stronachs werden für die Wahlen 2013 in Umfragen acht bis neun Prozent an Wählerzuspruch prophezeit.

Markt- und Meinungsforscher Peter Ulram von ecoquest hat im August 1000 Telefoninterviews geführt, um zu erfahren, welche Wählerinnen und Wähler für Frank Stronachs Partei zu haben wären. Auch Ulram kommt wie die meisten ersten Meinungstest auf rund acht Prozent (Schwankungsbreite plus, minus zwei), die Stronach aus dem Stand bei der nächsten Wahl sicher ihre Stimme geben wollen. Die Frage, ob eine Wahl der Stronach-Partei prinzipiell infrage komme, beantworteten sogar fast vier Mal so viele Personen mit "Ja". Soll heißen: Das größte Potenzial der neuen Gruppe liegt bei rund 30 Prozent. Was ecoquest noch interessierte, war, wer der deklarierte Stronach-Wähler ist und welchen der bestehenden Parteien Stronachs Liste schaden könnte.

Männer über 50

Der typische Stronach-Wähler ist männlich und über 50 Jahre alt. Sein Bildungsabschluss liegt unter dem Maturaniveau, so Wahlforscher Ulram: "Mit steigendem Alter steigt auch die Wahlbeteiligung, es ist damit zu rechnen, dass diese Personen wählen gehen."

Neu und überraschend: Auch die SPÖ wird sich sehr anstrengen müssen, ihre Wähler von 2008 bei der Stange zu halten. Ulram: "Es stimmt nicht, dass Stronach vor allem von rechts Stimmen holt, er dringt tief in die Wählerschichten der SPÖ ein."

Demnach gaben 40 Prozent derer, die jetzt die Milliardärs-Partei wählen würden an, 2008 für die SPÖ gestimmt zu haben; 25 Prozent votierten für FPÖ oder BZÖ, 20 für die ÖVP, zehn Prozent wählten nicht (ein Rest von fünf Prozent wählte andere Gruppen oder machte keine Angaben, Anm.) . Die Frage, ob Stronachs Partei "prinzipiell wählbar" sei, bejahten 80 Prozent der BZÖ-Wähler, 46 Prozent der FPÖ-Wähler sowie 20 Prozent der ÖVP- und SPÖ-Wähler.

Stronach-affine Wähler sind laut Ulram viel EU-kritischer als der Durchschnitts-Österreicher. Durch Stronachs "Zurück zum Schilling"-Ruf sei die Alleinstellung der FPÖ im EU-Bashing dahin. Die Linie der SPÖ in der Bewältigung der Schuldenkrise ist für Ulram im Vergleich zu jener von ÖVP und FPÖ weicher – was sie zugunsten Stronachs Stimmen kosten könnte.

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