Stöger: Künstliche Befruchtung für Homosexuelle und Singles

Stöger: Künstliche Befruchtung für Homosexuelle und Singles
Der Gesundheitsminister meint das Verbot entspreche nicht einem "modernen europäischen Staat"

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) will Homosexuellen und alleinstehenden Frauen die künstliche Befruchtung erlauben. Nach derzeitiger Rechtslage ist dies verboten. Österreich sei damit "nicht auf dem Status, der einem modernen europäischen Staat entspricht", sagte Stöger gegenüber dem Standard (Samstag-Ausgabe). Mit dem Koalitionspartner ÖVP führe er diesbezüglich "immer wieder gute Gespräche", erklärte er.

Er sehe keinen Grund, die Gruppen der gleichgeschlechtlichen Paare von der Möglichkeit der künstlichen Befruchtung auszuschließen, sagte Stöger. Gefragt, ob diese Idee mit dem Koalitionspartner umsetzbar sei, meinte er, es gebe auch in der ÖVP "viele, die das so sehen". Er könne aber nicht sagen, wann und ob es in dieser Frage einen "Durchbruch" geben könnte.

Auch vom gesetzlichen Verbot der künstlichen Befruchtung für alleinstehende Frauen hält Stöger nichts: "Auch dafür sehe ich keinen Grund". Man müsse "die Realität unserer Gesellschaft in den Gesetzen abbilden", so der Gesundheitsminister. Erlaubt sind künstliche Befruchtungen derzeit nur für Ehepartner oder Lebensgemeinschaften zwischen Männern und Frauen: "Eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung ist nur in einer Ehe oder Lebensgemeinschaft von Personen verschiedenen Geschlechts zulässig", heißt es im Fortpflanzungsmedizingesetz.

"Alles andere anschauen"

Im Justizministerium wartet man ab: Der Sprecher von Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) verwies laut Standard darauf, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte im November über die Klage österreichischer Paare entscheide, die das Verbot von Eizellen- und Samenspende anfechten. Erst danach wollen sich Justiz-und Familienministerium "alles andere anschauen".

Keinen Änderungsbedarf sieht Stöger bei der Regelung, dass künstliche Befruchtung nur bis zum 40. Lebensjahr einer Frau gefördert wird: "Auch das Elternalter hat eine Grenze, die man irgendwann sehen sollte. Wir kommen da in einen ethischen Bereich." Eine Begrenzung wünscht er sich bei der Anzahl der Embryonen, die sich Frauen einsetzen lassen können. Auch dies hätte er gerne im Fortpflanzungsgesetz geregelt, erklärte er.

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