Solist ohne Kuschelbedürfnis

Solist ohne Kuschelbedürfnis
Goldhamster sind nachtaktive Einzelgänger. Wer das beliebte Heimtier artgemäß hält, sorgt für Abwechslung im Käfig und leere Backen.

Als Israel Aharoni in der Wüste Syriens ein Goldhamsterweibchen samt elf nestwarmen Jungen aus ihrem Erdbau ausgräbt und mit in sein Labor nimmt, ahnt der Zoologe nicht, dass der Wildfang die Stammfamilie für fast alle Hamster in Heimtierhaltung sein wird. Rund 80 Jahre später zählen die Kleinnager mit den schwarzen Knopfaugen und dem Stummelschwänzchen zu den beliebtesten Haustieren weltweit.

"Goldhamster sind absolut keine Streicheltiere. Sie haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang und sind nachtaktiv", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn betont, dass die Einzelgänger für kleine Kinder ungeeignet sind.

In die Höhe Hamster lieben es hoch hinaus. Das Tierschutzgesetz sieht eine Käfiggrundfläche von 60 cm mal 30 cm vor - mindestens. Die verzinkten bzw. verchromten Gitterstäbe müssen mindestens 40 cm hoch sein. "Der Käfig soll an einem ruhigen Platz stehen, gut geschützt vor Zugluft", erklärt Schratter. Der Raum muss angenehme Zimmertemperatur haben. Am besten ist er abgedunkelt.

"Goldhamster darf man nie aus dem Schlaf reißen. Wenn sie am Abend aufwachen, sind sie dafür putzmunter und eine gute Gesellschaft", sagt Schratter. Dann wollen die Mäuseverwandten ihr Grabebedürfnis stillen. In einer fünf Zentimeter tiefen Schicht aus Hobelspänen, Heu oder Stroh können sie ihren Wühldrang befriedigen. Von Torf ist abzuraten, er wirbelt Pilzsporen auf. Der Käfig gehört ein bis zwei Mal pro Woche komplett ausgemistet.

Für das Häuschen bieten sich Holz oder Kunststoff an. Der Langschläfer zieht sich gerne in Papierschnipsel und Heu zurück. Unverdauliche Watte passt nicht ins Nest. "Der Käfig muss dreidimensional eingerichtet sein ", sagt der KURIER-Tiercoach. Äste und Leitern animieren zum Klettern. Schachteln und Röllchen sind ideale Verstecke und Hindernisse im Hürdenlauf. "Ein Rad allein genügt nicht, es muss häufig etwas Neues hinein."

Salat

Die wieselflinken Akrobaten schätzen abwechslungsreiche Kost - in Futterschüssel und Wasserschale, die täglich gereinigt werden. "Hamster haben mit einem Esslöffel Kraftfutter pro Tag genug", sagt die Expertin. Heu muss stets ausreichend angeboten werden, Grünzeug wie Löwenzahn, Salat und Karotten, Äpfel, hin und wieder Nüsse sowie tierisches Eiweiß in geringem Maße zählen zu den Grundnahrungsmitteln. Die Backentaschen dienen vor allem dem Transport von Futter. An Obstbaumästen halten die Nager die Zähne in Form.

"Die Schneidezähne wachsen ständig nach. Wenn sie nicht abgenützt werden, kommt es zu Anomalien", erklärt der Tiercoach. Auch unentwegt gefüllte Backentaschen müssen kontrolliert werden. Unter Umständen sind sie durch Kunststoffwatte oder unverdauliche Materialien verstopft.

Gesunde Tiere sind munter, ihr Fell glänzt, ihre Augen sind klar. Stürzt ein Hamster von hoch oben ab, und verhält sich ungewöhnlich, sollte ein Tierarzt aufgesucht werden. Bei guter Pflege leben Goldhamster bis zu drei Jahre.

Ab 25 cm Durchmesser ist es eine runde Sache

Solist ohne Kuschelbedürfnis

An sich sind Laufräder nichts Schlechtes", sagt Schratter. Doch nicht alle Sportgeräte, die im Handel angeboten werden, tun den bewegungshungrigen Vierbeinern gut.

Ein Hamsterrad sollte einen Durchmesser von mindestens fünfundzwanzig Zentimeter haben. In kleineren Laufrädern krümmt sich die Wirbelsäule der Tiere zu stark, sie wird einseitig abgenutzt, der Hamster leidet auf Dauer an Rückenschmerzen, im schlimmsten Fall kommt es zum Bandscheibenvorfall.

Das Hamsterlaufrad muss auf einer Seite geschlossen sein. Gitter sind gefährlich, sie können zu Verletzungen führen. Ein Lochblech verhindert dies. Die Einstiegsseite sollte ganz offen, die Lauffläche dagegen völlig geschlossen sein. An Gittersprossen können sich Hamster verfangen. Guter Halt ist für sie wichtig. Und: auf stabile Befestigung achten.

"Das Laufrad muss gar nicht ständig montiert sein", sagt die Expertin: "Es reicht zum Beispiel, wenn der Hamster jeden zweiten Tag läuft; so wie wir ins Fitness-Studio gehen."

Kommentare