Sie hat den Job für ihren Mann aufgegeben
Sie hat sich das damals wirklich "sehr gut überlegt": Tina Bachmann war gut in die Berufswelt gestartet, hatte in der Wiener UNO-City und in der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg gearbeitet, um dann einen gut dotierten Job bei der Lufthansa in Stockholm aufzugeben. Sie hat den Bürojob für ihren Mann David Bachmann aufgegeben, der derzeit als Wirtschaftsdelegierter in Tripolis etlichen österreichischen Firmen und Privatpersonen nach dem Bürgerkrieg in Libyen sehr viel Ungemach erspart.
Selbstbewusst
"Ich habe von David sehr viel gelernt", sagt Tina Bachmann, die derzeit mit den drei Kindern wieder in Wien lebt, während ihr Mann weiterhin in Tripolis für die österreichische Wirtschaft die Stellung hält.
Der Grat wird an dieser Stelle schmal. Ein falsches Wort und man rutscht sofort in die wertkonservative Schublade ab. Doch die Frau des Wirtschaftsdelegierten, wie sie auf Empfängen gerne genannt wird, passt nicht in das Klischee vom Heimchen am Herd. Sie ist selbstbewusst, stolz und sie hat zu vielem eine weltoffene Meinung.
Ja, es stimmt! Sie hat in Stockholm gekündigt, um an der Seite ihres Mannes bleiben zu können. Und so lassen sich die gemeinsamen Kinder seinen Dienststellen im Ausland zuordnen: Der Älteste, der Luca, Jahrgang 2001, hat die ersten Schritte in Lissabon gemacht, der Emilio in Mexiko City, die Chiara in Tripolis.
Vier Jahre haben es die Bachmanns gemeinsam in Ghadaffis Abhörstaat ausgehalten. Und es ist vor allem der Tina zu verdanken, dass niemand in der Familie bleibende Schäden davontragen wird. Vier Jahre im Vakuum, in der isolierten Parallelwelt der Diplomaten und Devisenbringer, die sich fast nur auf die hermetisch abgeriegelten Repräsentanzen und eigenen vier Wände beschränkt hat.
"Die Kinder genießen es, dass sie jetzt frei und sorglos mit der Straßenbahn fahren können", sagt die stille Heldin im Hintergrund. Seit Anfang 2011 gehen sie in Wien zur Schule. Notgedrungen. Damals begann in Libyen der Krieg.
Schon vor zwei Jahren hat Tina Bachmann einer inneren Stimme vertraut. Um ihre eigenen Stärken und Neigungen nicht nur auf die Küche und die Kinderzimmer zu reduzieren, studiert sie nun Garten-Design. Im Fernstudium.
Bald wird sie ein angesehenes Diplom vorweisen können, dann möchte sie sich beruflich verwirklichen. Ob in Wien oder auf der anderen Seite der Weltkugel. "Das wird die Zeit weisen", sagt die jüngere Tochter aus einem recht strengen Döblinger Elternhaus. "Wenn es passt, gehe ich auch gerne wieder von zu Hause weg." Natürlich will sie wieder ihrem Mann folgen. Sie weiß und freut sich auch für ihn: "Seine Arbeit wird nicht nur in Wirtschaftskreisen geschätzt." Seine Mission in der Außenhandelsstelle in Libyen endet im Sommer 2013.
Wer nun meint, dass es ungerecht ist, dass sie ihrem Mann überall hin folgen muss, dem hält Tina Bachmann entgegen: "Ich darf für mich in Anspruch nehmen, dass ich entscheidend dazu beigetragen habe, dass unsere Familie weiterhin gut funktioniert. Die Scheidungsrate unter Österreichern, die im Ausland arbeiten, ist ja sehr hoch". Außerdem: "Schöne Gärten planen, das ist für mich auch etwas Schönes."
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