Schwein muss man haben

Minipigs sind der Renner. Die sauberen Heimtiere sind herzig, intelligent und sozial. Sie brauchen aber auch Auslauf im Freien

Schwein zu haben, ist eine feine Sache. Mit dem Glück an der Leine kann praktisch nichts schiefgehen. „Minischweine boomen“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn versteht, warum Minipigs die Lieblinge amerikanischer Promis sind, in Deutschland als begehrte Haustiere gelten und auch hierzulande keine Einzelerscheinung mehr sind: Teacup-Pigs sind sehr süß, sehr schlau und sehr sozial.

Angefangen hat alles in den 1940er-Jahren. Damals züchteten US-Wissenschaftler das Minnesota Minipig, um mit einem handlichen Versuchstier Kosten zu sparen. Es folgten andere Rassen, auch in Europa: Göttinger Minischwein, Münchner Minischwein und der große Star unter den ganz Kleinen, der Bergsträßer Knirps – geboren, um auch Haustier zu sein.

Artgemäß

„In Österreich ist die Einzelhaltung von Minischweinen per Gesetz verboten“, sagt Schratter. Am Besten harmonieren zwei Wurfgeschwister, fremde Tiere aneinander zu gewöhnen, gestaltet sich meist schwierig. Und der Mensch kann keinen Artgenossen ersetzen, wiewohl die soziale Bindung überaus stark wird.

Für die artgemäße Haltung von Hausschweinen ist auch die Unterbringung im Grünen vorgeschrieben, die Wohnung allein reicht nicht. Minischweine werden immerhin rund 15 Jahre alt. Mit vier Jahren sind die Tiere ausgewachsen. Der Bergsträßer Knirps bringt dann – je nach Geschlecht – zwölf bis 25 Kilo auf die Waage, Minihängebauchschwein & Co werden bis zu 60 Kilo schwer.

„Minischweine sind sehr intelligent. Sie können sich bis zu hundert Befehle merken, damit kann man sie gut erziehen“, vergleicht der KURIER-Tiercoach das Rudeltier Schwein mit dem Rudeltier Hund. Im Garten braucht das kleine Schwein ein Schutzhaus mit Heu und Stroh – zum Unterschlupf vor Wind, Wetter und Sonnenbrand. Auch ein Schlammloch sollte im abgezäunten Gartenbereich vorhanden sein. „Minischweine sind sehr sauber. Daher sind sie auch in der Wohnung kein Problem. Für die Körperpflege benötigen sie aber die Möglichkeit zum Schlammbaden und anschließenden Kratzen“, erklärt die Expertin. Mit einer Teichfolie lässt sich die Suhlstelle einrichten.

Wühlen

Minischweine sind keine Wildschweine. Trotzdem liegt ihnen das Graben und Wühlen in der Natur. Ein Golfrasen nach dem Grasen: Illusion.

„Minipigs neigen zu Übergewicht, das geht schnell auf die Lebenserwartung“, sagt Schratter und fordert zu einer gesunden Ernährung auf. Ein bis zwei Prozent des Körpergewichts pro Tag an Futter ist die richtige Dosierung. Getreidebrei aus Gerste, Hafer, Weizen, Mais oder einer Mischung daraus, am besten in Wasser gequollen, gilt als optimale Basis. Gemüse und Früchte sind jederzeit willkommen. Fleisch und Abfälle sind nichts für die Allesfresser. Trinkwasser muss stets frisch sein.

Minipigs fügen sich prima ins Familienleben ein. Sie unbeaufsichtigt mit Kleinkindern zu lassen, ist aber verantwortungslos, gefährlich. Sie könnten die gleichgroßen Rivalen beißen und dabei empfindlich verletzen. „Man darf Kinder niemals alleine mit Hunden lassen, mit Schweinen schon gar nicht“, sagt Schratter. In Gesellschaft machen sich die Glücksbringer dagegen ausgesprochen gut. Schon gesehen in Linz: „Die Dame war mit einem Minihängebauchschwein unterwegs“, erinnert sich der KURIER-Tiercoach. Extravagant.

Die Wohnung wird zum Bauernhof

Schweine sind Zeichen des Wohlstands und Reichtums, sie sind Symbol der Fruchtbarkeit und Stärke. Und sie gelten als landwirtschaftliche Nutztiere. „Wer sich ein Minipig anschafft, wird automatisch zum landwirtschaftlichen Betrieb“, erklärt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Das Veterinäramt vergibt die erforderliche Betriebsnummer unbürokratisch.

„Jedes Schwein muss gemäß der Tierkennzeichnungsverordnung registriert und mittels Ohrmarke, Chip oder Tätowierung gekennzeichnet werden. ... Als Heimtiere gehaltene Schweine sind innerhalb von sieben Tagen nach Aufnahme der Tierhaltung der Bundesanstalt Statistik Österreich zu melden“, heißt es zudem in Der kleine Ratgeber: Das Minischwein von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Dort sind auch die Experten für erkrankte Minipigs zu erreichen.

INFOS: Department für Nutztiere und Bestandsbetreuung, Klinik für Schweine, 1210 Wien, Veterinärplatz 1. Kontakt: 01 / 25077 - 5206, schweineklinik@vu-wien.ac.at

Weiterführende Links

Kommentare