Retter bei Gletscher-Bergung getötet

Retter bei Gletscher-Bergung getötet
Drei Retter sollten einen Toten aus einer Gletscherspalte bergen und wurden im Föhnsturm selbst zu Opfern. Einer starb.

Ein Unglück löste das andere aus: Bei einer Bergeaktion nach einem Spaltensturz am Gletscher unterhalb des Rainertörls in der Venedigergruppe in Osttirol wurde das Wetter zum todbringenden Element.

Ein Bergeteam mit zwei Bergrettern und dem Leiter der Osttiroler Alpinpolizei, Franz Franzeskon, 52, sollte Sonntagvormittag an einem 40 Meter langen Tau am Helikopter zur Unglücksstelle geflogen werden. Wie berichtet, war dort am Samstag ein slowakischer Tourengeher, 35, kopfüber in eine nur 30 Zentimeter breite Gletscherspalte gestürzt.

Beim Anflug zum Rainertörl auf rund 3400 Meter Seehöhe geriet "Martin 4", der Hubschrauber des Salzburger Unternehmers Roy Knaus, bei schlechter Sicht in Turbulenzen. Der Pilot empfand die Situation so bedrohlich, dass er das Seil mit den Rettern plötzlich ausklinkte.

Zehn Meter

Retter bei Gletscher-Bergung getötet

Die fatalen Folgen: Alle drei Helfer stürzten aus rund zehn Meter Höhe auf das Eis des Gletschers. Zwei Männer überlebten schwer verletzt. Franz Franzeskon von der Alpinpolizei wurde getötet.

Der Pilot wurde nach ersten Meldungen sofort vom Dienst freigestellt und der Hubschrauber von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Das Salzburger Hubschrauber-Unternehmen sprach in einer ersten Stellungnahme von einem "harten Aufsetzen" am Gletscher, wodurch das Dreierteam am Seil auf die Oberfläche geprallt sei.

Abstürze

Zu einer persönlichen Stellungnahme gegenüber dem KURIER war Roy Knaus nicht bereit. Mit Hubschraubern des Unternehmens ist es allerdings in den vergangenen Jahren immer wieder zu dramatischen Vorfällen gekommen. Firmengründer und Vater des heutigen Chefs, Johann Knaus, starb bei seinem dritten Absturz 1997 selbst im Helikopter. Er hatte Papst Johannes Paul II. bei dessen Österreich-Besuch 1988 pilotiert.

Im September 2005 verlor ein Knaus-Hubschrauber im Skigebiet Sölden einen 750 Kilo schweren Betonkübel über einer Gondel der Schwarzen-Schneid-Bahn und riss die Kabine in die Tiefe. Durch die Schwingungen des Seils wurden sechs Skifahrer aus einer weiteren Kabine geschleudert. Für neun Deutsche, darunter sechs Kinder, zwölf bis 14 Jahre alt, endete das Unglück tödlich.

Eingekeilt

Die Bergung des verunglückten Tourengehers, ebenfalls ein Polizist, wurde wieder aufgenommen. Schon am Samstag hatten die Rettungsteams stundenlang versucht, die schmale Spalte mit einem Schremmhammer zu vergrößern, um zum Opfer vordringen zu können.

Wegen Dunkelheit musste die Aktion Samstagabend abgebrochen werden. Am Sonntag wurde sie fortgesetzt – das kostete Franz Franzeskon das Leben.

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