Prinz Friso erlitt massive Hirnschäden
50 Minuten Reanimation sind sehr, sehr lange“, sagte Wolfgang Koller, der Leiter der traumatologischen Intensivstation in Innsbruck. „Man kann auch sagen, zu lange“, fügte er nach kurzer Pause ernst hinzu.
Kurzfristig hatte die Leitung der Innsbrucker Klinik am Freitag um 12 Uhr erstmals zur Pressekonferenz in die Chirurgie geladen. In jenes Gebäude, in dem der niederländische Prinz Friso seit seinem Lawinenunfall in Lech von einem Spezialistenteam betreut wird.
Am Freitag wurde klar, wie schlimm es um den 43-Jährigen steht: „Die Hoffnung, dass die milde Unterkühlung für einen Schutz des Gehirns gesorgt hätte, wurde leider nicht erfüllt“, erklärte Koller. Als der Dolmetscher dies übersetzte, wischten sich niederländische Journalisten Tränen aus dem Gesicht.
Sauerstoff
Nur 25 Minuten waren am verhängnisvollen 17. Februar vergangen, bis der Prinz aus der Lawine im Bereich
Litzen-Zugertobel geborgen war. Und doch war es ein langer Zeitraum – ohne ausreichende Sauerstoffversorgung für das Gehirn (siehe unten) . Danach erlitt der Geborgene auch noch einen Herzstillstand, der laut Koller rund 50 Minuten dauerte. „Die ganze Zeit über musste er reanimiert werden“, ehe er gegen 14 Uhr im Schockraum der Innsbrucker Klinik zur Erstversorgung eintraf.
Eine MRT-Untersuchung (Magnetresonanztomografie) , die am Donnerstag erstmals ohne Risiko durchgeführt werden konnte, brachte tragische Gewissheit: „Seit dieser Untersuchung und den letzten neurologischen Tests ist klar, dass der Sauerstoffmangel massive Gehirnschäden verursacht hat“, führte Koller aus. Niemand könne derzeit sagen, ob Prinz Friso jemals wieder das Bewusstsein erlangen wird. „Falls ja, wird die neurologische Rehabilitation Monate, wenn nicht Jahre dauern.“
Auf seine Familie kommt nun die nächste schwere Aufgabe zu: Sie muss eine geeignete Einrichtung finden, in der auch Prinz Frisos Sicherheit gewährleistet ist.
Punkt 13 Uhr traf dann der Konvoi mit der königlichen Familie in der Klinik ein. Gefasst, aber sichtlich schwer gezeichnet, entstiegen Königin Beatrix, Prinz
Frisos Frau Mabel, Kronprinz Willem-Alexander und sein Bruder Constantijn einem weißen VW-Bus mit niederländischen Kennzeichen. Es soll angeblich der letzte offiziell angekündigte Besuch am Krankenbett bleiben.
Anteilnahme
Auch in Lech herrschte nach der niederschmetternden Prognose tiefe Erschütterung. „Wir sind geschockt und betroffen. Unser Mitgefühl gehört der königlichen Familie, vor allem Mabel und den beiden Kindern. Wir wünschen den Angehörigen viel Kraft und Stärke, beten und hoffen weiter, dass sich der Gesundheitszustand des Prinzen doch noch zum Positiven wendet“, erklärt Bürgermeister Ludwig Muxel.
Still blieb es auch am Freitag um Post-Hotel-Direktor Florian Moosbrugger, mit dem Prinz Friso trotz Lawinenwarnstufe 4 im freien Skiraum unterwegs war. Wie der KURIER berichtete, laufen gegen den 42-Jährigen Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung. Diese sind Standard nach Lawinenunfällen. Moosbrugger, der den Prinzen von Kind auf kennt, war am Dienstag zu Besuch in der Intensivstation.
Die Prognose sorgt auch in den Niederlanden für Bestürzung. Viele Holländer wünschten der Königsfamilie via Twitter viel Kraft.
Sauerstoffmangel: Schwere Folgen
Koma (griechisch: tiefer Schlaf): Ist das Hirn längere Zeit von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten, können Bewusstsein und Gedächtnis dauerhaft verloren gehen, ebenso die Kontrolle über die Muskeln. Bis alle Auswirkungen des Sauerstoffmangels deutlich werden, dauert es oft mehrere Tage. Ein Koma ist die schwerste Form einer Bewusstseinsstörung, der Patient kann nicht geweckt werden. Die Augen sind ständig geschlossen.
Ob Prinz Friso ein Wachkoma-Patient wird – ein komaähnlicher Zustand mit zeitweise geöffneten Augen – lässt sich jetzt noch nicht sagen. Wachkoma-Patienten sind nur beschränkt in der Lage, Reize und Informationen aus der Umwelt aufzunehmen und darauf adäquat zu reagieren. In Österreich leben etwa 800 bis 1000 Menschen im Wachkoma, das auch als apallisches Syndrom bezeichnet wird.
Koma (griechisch: tiefer Schlaf): Ist das Hirn längere Zeit von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten, können Bewusstsein und Gedächtnis dauerhaft verloren gehen, ebenso die Kontrolle über die Muskeln. Bis alle Auswirkungen des Sauerstoffmangels deutlich werden, dauert es oft mehrere Tage. Ein Koma ist die schwerste Form einer Bewusstseinsstörung, der Patient kann nicht geweckt werden. Die Augen sind ständig geschlossen. Wachkoma Ob Prinz Friso ein Wachkoma-Patient wird – ein komaähnlicher Zustand mit zeitweise geöffneten Augen – lässt sich jetzt noch nicht sagen. Wachkoma-Patienten sind nur beschränkt in der Lage, Reize und Informationen aus der Umwelt aufzunehmen und darauf adäquat zu reagieren. In Österreich leben etwa 800 bis 1000 Menschen im Wachkoma, das auch als apallisches Syndrom bezeichnet wird.-
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