Polizist als Tyrann vor Gericht

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Ein Chefinspektor soll gedroht haben, seinen Kindern den Bauch aufzuschlitzen. Im Prozess gibt er den liebevollen Vater.

Wie wehrt man sich gegen einen Chefinspektor der Kriminalpolizei, der daheim demonstrativ an der Trommel seines Revolvers dreht, damit alle nach seiner Pfeife tanzen? Wo zeigt man den an, bei seinen Kollegen? Auch im Ruhestand wird er noch mächtig sein, ließ er seine Frau wissen, er werde sie finden und abrechnen.

Als die Frau mit den vier Kindern Ende 2011 dann doch ins Frauenhaus flüchtete, und die Cobra den mittlerweile pensionierten Wiener Chefinspektor verhaftete, hatte er eine geladene Browning eingesteckt. Im Kofferraum seines Wagens lagen mehrere Waffen samt 200 Schuss Munition.

Wozu? „Zum Schutz." Die Richterin versteht das nicht: „Sie sind Pensionist, was soll passieren?" Jetzt gibt der harmlos wirkende – von Verteidiger Thomas Krankl als rechtschaffener Mann beschriebene – Angeklagte in diesem Drama das Opfer: „Ich habe Angst gehabt, dass mich meine Frau erschießt."

Terror

Die 42-Jährige und ihre drei Töchter sollen von dem 64-Jährigen jahrelang terrorisiert worden sein. Er soll den Pass der Frau eingezogen, ihre Anwesenheit streng kontrolliert, die Kinder mit Fäusten und einem Hosenspanner geschlagen, mit Brandstiftung, Verkrüppelung, Geiselnahme und Tod gedroht haben. Die 14-jährige Tochter belauschte ihn an der Küchentür, als er gerade ein Szenario „wie von Stephen King" (der Verteidiger schiebt den Vorfall in die Horrorliteratur ab) zeichnete. Er werde die Kinder betäuben, erschießen, ihnen den Bauch aufschlitzen und ihre Körper als Zeichen seiner Liebe mit Rosen bedecken.

Gedichte

Im Frauenhaus habe man seine Tochter einer Gehirnwäsche unterzogen, sagt der von Väterrechtsaktivisten zum Prozess begleitete Angeklagte. Quasi als Retourkutsche, weil er als Polizist die Anzeigen mutmaßlich misshandelter Ehefrauen kritisch hinterfragt habe. Der Verteidiger nennt das Mädchen gar eine „Meisterin der Manipulation".

Zur Demonstration, welch liebevoller Familienvater er sei, lässt der Angeklagte vom Anwalt Vatertagsgedichte seiner Kinder vorlesen: „Ich mag gerne Bienenstich, am liebsten aber mag ich dich. Ich sag es kurz in einem Satz, du bist mein allergrößter Schatz." Mehr Belege des angeblich trauten Familienglücks könne er nicht vorlegen, weil die Wohnung bei seiner Entlassung nach sieben Monaten U-Haft ausgeräumt gewesen sei.

Schuldig bekennt sich der ehemalige Chefinspektor nur deshalb, weil er neben zwei Waffen mit Waffenschein auch noch mehrere illegal besessen hat. Eine will er von der Tante des Alt-Außenministers Alois Mock bekommen haben, die sie nicht mehr im Haus haben wollte. Der Prozess – es drohen bis 15 Jahre Haft – wurde vertagt.

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