Pokern: Aus jedem Fisch kann ein Hai werden
Das Allerschlimmste am Pokertisch ist es, der Fisch zu sein. Denn das sind jene Spieler, die schlecht spielen und ihr Geld verlieren. Zu dieser Gruppe gehören rund 80 Prozent der Gäste in Casinos und Pokerclubs. In Schwärmen treten sie meist an Wochenenden auf.
Darauf lauern die Haie.
So werden die anderen 20 Prozent genannt. Das sind jene, die beim Pokern Geld verdienen. Niki Kovacs ist so ein Hai. Er arbeitet derzeit als Informatiker bei einer Großbank und ist schon so gut, dass sogar eine Profikarriere in Griffweite ist. Der 37-Jährige hat bereits 400.000 Euro beim Kartenspiel gewonnen.
Es geht um Millionen
Es geht um Millionen "Ich habe 2006 bei einem USA-Urlaub Poker kennengelernt und danach in Wien gespielt", sagt der 37-jährige Informatiker. Damit begann der Aufstieg, im Vorjahr wurde er als 202. bester Österreicher bei der Pokerweltmeisterschaft in Las Vegas, die der Wahlwiener Pius Heinz gewann. Zwei Sponsoren hat Kovacs schon an Land gezogen. Nun will er in seinem neuen Beruf quer durch Europa reisen und Turniere spielen, wo Preisgelder im Millionenbereich zu gewinnen sind. "Rund 150.000 Euro Budget ist für ein Jahr notwendig", sagt Kovacs. Das muss erst zurückgewonnen werden. Alles ist aber steuerfrei wie ein Lottogewinn.
Wie man vom Fisch zum Hai wird? "Videos über Poker schauen, Internetartikel lesen und viele Bücher." Ein guter Spieler verbringt mehr als ein Drittel seiner Zeit mit Theorie, Analyse und Mathematik. Auch Psychologie spielt eine wichtige Rolle. Haie erkennen an geringsten verräterischen Bewegungen die verdeckten Karten ihrer Gegner. Um so weit zu kommen, muss man hart arbeiten. Sehr viele gute Pokerspieler kommen von strategischen Spielen wie Backgammon, dem PC-Spiel Starcraft oder vom Schach. Der Vorarlberger Pokerweltmeister Ivo Donev etwa ist Internationaler Meister im Schach.
"Pokern ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen", sagt Johann Lorenz, Sprecher des Concord Card Casinos (CCC). Viele hätten noch das Bild von Cowboys in Salons, die mit Pistolen ihre Geldgewinne verteidigen. "Pokern ist für mich ein nettes Hobby, um Freunde zu treffen und gutes Networking zu betreiben", sagt etwa Alexander Wagner, Geschäftsführer von Radio Energy. "Poker hat mir auch viel beigebracht, was mir im Geschäftsleben weiterhilft: Es ist einfach gut zu wissen, wo man bluffen kann und wann man verloren hat."
Der Wiener Poker-Kolumnist Götz Schrage staunte kürzlich nicht schlecht, als er wegen seines gestohlenen Mopeds Anzeige erstatte – und ihn zwei Polizisten fragten, ob er der Pokerspieler und Kolumnist sei. Auch bei der Polizei wird nämlich mittlerweile schon gepokert.
Der Staat als Spielverderber: Aus für Pokerclubs
Rund 100 Polizisten lagen Nachts auf der Lauer. Drei Gefangenenwagen waren aufgefahren. Wenig später startete die deutsche Eliteeinheit GSG-9 die Erstürmung. Die maskierten Polizisten nahmen keine Mafiosi fest, sondern es ging um eine private Pokerrunde in einem Kaffeehaus in Heidelberg. Die acht Spieler hatten 2000 Euro Einsätze am Tisch.
Auch in Österreich könnte es ab Jahreswechsel ähnliche Szenen geben, denn dann sind Pokerclubs und -casinos endgültig verboten. Wie viele es gibt, ist unklar. Allein im Bezirk Kufstein sind über 100 gezählt worden, in Wien sind es noch mehr. Die beiden größten Turnierserien außerhalb von Las Vegas, die WPT und die EPT sind ohnehin Stammgäste in Österreich. Wien gilt als Europas Pokermetropole, der Tourismus boomt. Jedes Wochenende reisen Spieler aus halb Europa an, um hier zu zocken.
Illegalität droht Kopfschütteln herrscht bei den Betreibern, dann es wird zwar demnächst eine Lizenz ausgeschrieben, diese gilt aber nur für einen einzigen Standort. "Dann müssten die Tiroler jedes Mal nach Wien fahren zum Spielen", sagt Herbert Vytiska vom Concord Card Casino (CCC), dem größten Betreiber. "Dadurch wird Poker nur wieder in die Illegalität zurückgetrieben, es wird wieder Runden im Gürtel- und Rotlichtmilieu geben. Das wird wie bei der Alkohol-Prohibition sein."
Derzeit ist man bei der Lizenzvergabe im Verzug, ob sie bis Jahresende vergeben wird, ist fraglich. "Wir haben keine Beispiele aus anderen Ländern, wo wir uns orientieren können", heißt es im Finanzministerium.
Frank Stronach sowie CCC und Montesino wollen sich nicht um die Lizenz bewerben. Die zwei Casinos werden weitermachen wie bisher, da sie auf eine gültige Gewerbeberechtigung pochen. Als letzte mögliche Bewerber gelten nun Novomatic, die französische Partouche und Casinos Austria.
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